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Buddha: Sein Leben und seine Lehre
Die Lebensdaten des historischen Buddha können nur ungefähr angegeben werden. Wahrscheinlich lebte und wirkte er im 5. bis 4. Jahrhundert v.Chr. Nach einmütiger Überlieferung ging er in seinem 80.Lebensjahr ins Nirvana ein. Entsprechend der Theravadatradition, der die Buddhisten Sri Lankas, Thailands, Birmas und Kambodschas anhängen, fand dieses Ereignis im Jahr 544/543 v.Chr. statt. Das würde bedeuten, dass der Buddha im Jahr 623 v.Chr. geboren wurde. Dieses Datum wurde von den westlichen Gelehrten sehr bald angezweifelt, da nach den ceylonesischen Pali-Chroniken der große Mauryaherrscher Ashoka 218 Jahre nach dem Nirvana des Buddha zum König geweiht worden sein soll. Nach Quellen der nördlichen Buddhisten fand die Krönung sogar schon 100 Jahre nach dem Nirvana des Buddha statt. Die Krönung Ashokas wird aufgrund der Gleichzeitigkeit mit drei hellenistischen Diadochenherrschern in Vorderasien und der relativen Chronologie in seinen Inschriften auf 268/267 v.Chr. datiert. Die Kombination dieser Quellen würde entweder 486 v.Chr. oder 368 v.Chr. als Datum des Nirvana des Buddha ergeben.
Keines dieser Daten kann allerdings als ganz sicher gelten. Die aufgrund der ceylonesischen Überlieferung errechnete Lebenszeit des Buddha von etwa 560 bis 480 v.Chr, die lange als das erste feste Datum in der Geschichte Indiens galt, wurde durch neuere Forschungen widerlegt. Damit wurden aber auch alle anderen durch die Gleichzeitigkeit mit dem Buddha errechneten Datierungen, zum Beispiel die des Mahavira, des Begründers des Jinismus, der Könige Bimbisara und Ajatashatru von Magadha sowie Prasenajits von Kosala, außer Kraft gesetzt.
Das Leben des Buddha ist ausführlich überliefert. Da er aus dem Nordosten des indischen Subkontinents stammt und dort von Ort zu Ort gezogen ist, wirft die buddhistische Literatur viel Licht auf diesen Raum und die Herrscher dieser Zeit. Der Buddha entstammte dem Kshatriyageschlecht der Shakya, woher auch sein Beiname Shakyamuni abgeleitet ist. Sein Eigenname war Siddhartha und der Familienname Gautama, weshalb er auch oft Gautama Buddha genannt wird. Er wurde im Hain Lumbini bei der Stadt Kapilavastu geboren, im heutigen Teraigebiet in Nepal. Die Adelsrepublik der Shakya wurde parlamentarisch regiert. Gewählte Vertreter der adligen Oberschicht entschieden über Staatsgeschäfte und Verwaltungsangelegenheiten. An ihrer Spitze stand ein aus ihren Reihen gewählter Vorsitzender, der den Titel Raja führte. Bis zum Alter von 29 Jahren verbrachte Siddhartha ein angenehmes Leben in höfischem Luxus. Er war mit einer Prinzessin verheiratet und hatte einen Sohn. In seinem 29.Lebensjahr, so heißt es in der Legende, wurde der spätere Buddha durch den Anblick eines Kranken, eines Alten und eines Toten an die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und aller weltlichen Güter erinnert. Nach der Begegnung mit einem Bettelmönch folgte er dessen Vorbild, zog nach der traditionellen Formulierung »in die Hauslosigkeit« (pravrajya) und wurde auf der Suche nach der erlösenden Erkenntnis zum Wanderasketen. Auf seiner Wanderschaft traf er zwei Yogalehrer, von denen er lernte, mittels ekstatischer Praktiken die äußere Erscheinungswelt zu überwinden. Doch er stellte fest, dass er sich jedes Mal, wenn er aus der Versenkung heraustrat, nicht geändert hatte. Deshalb entschloss er sich, strengste Askese zu üben. Auch diese Bemühungen waren fruchtlos. Nachdem er, fast verhungert, wieder Nahrung zu sich genommen und sich unter einem Feigenbaum (Ficus religiosa, Bodhibaum) bei Bodh Gaya zur Versenkungsübung niedergelassen hatte, erkannte er im Alter von 35 Jahren die Wahrheit des Mittleren Weges, der alle Extreme meidet, und erreichte die Erleuchtung. Er verwirklichte in sich das Nirvana, das »Verlöschen« von Gier, Hass und Verblendung und von allem Anklammern an das Dasein. Damit wurde er zum Buddha, zum »Erleuchteten«, und war von allen Formen weltlicher Bindung, von Leiden, Tod und Wiedergeburt befreit. Er erkannte, dass der Glaube an einen unveränderlichen, ewigen Wesenskern, an ein Ich, ein Irrglaube ist. Der Tod bedeutete für ihn nur noch das Aufhören der Körperfunktionen.
Nach der Erleuchtung zog der Buddha nach Varanasi und teilte im Gazellenhain in Sarnath bei Varanasi fünf ihm bekannten Asketen seine Erkenntnis mit. Diese Asketen waren früher Gefährten des Buddha in der Wahrheitssuche gewesen, hatten sich jedoch von ihm abgewandt, als er die strenge Askese aufgegeben hatte. Sie bekehrten sich nun alle zur Lehre des Buddha, traten als erste Mönche dem Orden des Buddha bei, erlangten für sich die Erkenntnis und wurden zu Heiligen (Arhat). Die erste Predigt ist bekannt als die erste »Drehung des Rades der Lehre« (Dharmacakrapravartana). In ihr führte der Buddha aus, dass weder die Hingabe an die Sinnesgenüsse noch die übertriebene Selbstpeinigung, sondern allein der Mittlere Weg zum Heil führe. Er verkündete die Vier Edlen Wahrheiten: die Wahrheit, dass alles Dasein Leiden ist, die Wahrheit von der Entstehung des Leidens aus der Gier, die Wahrheit von der Aufhebung des Leidens durch Sichbefreien von der Gier und die Wahrheit von dem zur Aufhebung des Leidens führenden Edlen Achtfachen Weg. Dieser beinhaltet rechte Anschauung, rechte Gesinnung, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechten Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechtes Sichversenken. Es ist nicht mit Sicherheit bekannt, in welcher Sprache der Buddha lehrte. Gewiss hat er seine Lehre nicht in Sanskrit, der brahmanischen Literatursprache, verkündet. Da er im Nordosten Indiens wirkte, wird als wahrscheinlich angenommen, dass er, um vom Volk verstanden zu werden, einen Dialekt dieser Gegend benutzte.
Bis zu seinem Tod zog der Buddha, die von ihm gefundene Wahrheit verkündend, durch den Nordosten Indiens. Im Alter von 80 Jahren starb er in Kushinagara, im heutigen indisch-nepalischen Grenzgebiet.
Wie andere Asketengemeinschaften der Zeit bildeten auch die Anhänger des Buddha einen Orden, der sich aus Mönchen und Nonnen zusammensetzte, dem ein über den ganzen Nordosten verstreuter Kreis von Laienanhängern und Laienanhängerinnen gegenüberstand. Diese vier »Versammlungen« bildeten die buddhistische Gemeinde (Sangha).

Die Geschichte der ersten Gemeinde
Die vom Buddha verkündete Lehre (Dharma) ist vor allem eine praktische Erlösungslehre, in der alle philosophischen Spekulationen abgelehnt werden. Philosophische Lehren finden nur insoweit Berücksichtigung, als sie die Verstrickung in den Geburtenkreislauf und den Weg aus ihm zu erklären helfen.
Die älteste Überlieferung der Lehre des Buddha erfolgte mündlich. Einen Nachfolger, der die Gemeinde nach seinem Tod führen sollte, hatte der Buddha aber nicht ernannt. Die von ihm verkündete Lehre und ein Rechtsbuch für den Sangha sollten von nun an die Autoritäten sein. Durch das Fehlen einer Persönlichkeit, die die authentische Interpretation der Lehre geben oder Fragen eindeutig beantworten konnte, die bei Entscheidungen des Gemeinderechts oder der Dogmatik auftraten, wurde die Einheit des Sangha bald durch innere Streitigkeiten gefährdet. Der Festlegung der kanonischen Texte und der Entscheidung von Streitfragen dienten mehrere Konzile. Schon kurz nach dem Tod des Buddha soll in Rajagriha ein Konzil von 500 Mönchen stattgefunden haben. Bei ihm sollen das Rechtsbuch des Sangha sowie die Lehrreden des Buddha zusammengestellt und festgelegt worden sein. Hundert Jahre nach dem Nirvana des Buddha soll in Vaishali ein zweites Konzil einberufen worden sein, bei dem über Missbräuche verhandelt wurde, die bei den Mönchen von Vaishali aufgetreten waren. Die Beschlüsse dieses Konzils wurden aber nicht allgemein anerkannt. Die Streitigkeiten führten im Laufe der Jahrhunderte zur Entwicklung verschiedener Schulrichtungen, die auch unterschiedliche Kanons anerkannten.
Am besten erschlossen und als einziger buddhistischer Kanon vollständig in der Originalsprache (Pali) erhalten ist der Pali-Kanon, der im 1.Jahrhundert v.Chr. in Sri Lanka schriftlich fixiert wurde. Er setzt sich wie die aus anderen Überlieferungszweigen bekannten kanonischen Sammlungen aus drei »Körben« zusammen und wird deshalb »Dreikorb« (Tripitaka) genannt. Diese drei Körbe sind das »Rechtsbuch des Sangha« (Vinayapitaka), in dem das Disziplinarrecht des Ordens, Beichtformular und Formulare für das Gemeindeleben enthalten sind, der »Korb der Lehrreden« (Sutrapitaka), in dem vor allem die Reden des Buddha gesammelt sind, und der »Korb der Dogmatik« (Abhidharmapitaka), der aus scholastischen Lehrdarlegungen, Listen buddhistischer Lehrbegriffe und ihrer Kommentierungen besteht.

Aufgaben und Pflichten der Mönche und Laienanhänger

In den buddhistischen Orden, den Sangha, wurden grundsätzlich Angehörige aller Kasten aufgenommen, obwohl tatsächlich die Anhänger der oberen Kasten zahlenmäßig überwogen. So waren zum Beispiel zwei Hauptschüler des Buddha, Shariputra und Maudgalyayana, Brahmanen.
Zu Lebzeiten des Buddha verliefen die Bekehrungen gewöhnlich folgendermaßen: Der Buddha erteilte dem Kandidaten eine stufenweise Unterweisung über das Spenden, die rechte Sittlichkeit, über die Vergänglichkeit der Sinnesfreuden. Wenn der Kandidat dadurch geistig vorbereitet war, eröffnete der Buddha ihm die Lehre von den Vier Edlen Wahrheiten. Dadurch gewann der Kandidat die Erkenntnis von der Vergänglichkeit allen Seins. Nun bat er den Buddha, entweder als Laienanhänger anerkannt oder in den buddhistischen Orden aufgenommen zu werden.
Zum Laienanhänger wurde man, indem man seine Zuflucht zum Buddha, zur Lehre, dem Dharma, und zum Sangha nahm und sich verpflichtete, bestimmte Sittlichkeitsregeln einzuhalten, nämlich sich des Tötens, des Diebstahls, der Unkeuschheit, der Lüge, des Genusses von Rauschmitteln zu enthalten. Die Laienanhänger unterstützten die Mönche und Nonnen durch ihre Spenden von Nahrung, Kleidung und Gebrauchsgütern wie Stühlen, Schlafstätten und Arzneien. Durch diese verdienstvolle Spendentätigkeit und eine gute Lebensführung erlangten die Laienanhänger nicht nur Wohlstand und Glück im jetzigen Leben, sondern auch eine gute Wiedergeburt. Die Aufgabe der Mönche war es, den Laien die buddhistische Lehre zu erläutern und ihnen durch Annahme der Spenden zu der erwähnten guten Tatvergeltung zu verhelfen.
Mönche und Nonnen unterschieden sich von den Laienanhängern durch ihre Kleidung, ihre Lebensweise und ihr religiöses Ideal. Sie trugen das gelbe oder rötliche Mönchsgewand, schoren ihre Haare und lebten in Entsagung und Loslösung von allen weltlichen Genüssen und Gütern als Wanderasketen. Das Leben der Mönche war streng geregelt. Sie verbrachten die Tage in Meditation und Belehrung der Schüler oder mit geistlichen Gesprächen. Außer seinen drei Gewändern und weiteren sieben Bedarfsgegenständen, einer Bettelschale, einem Gürtel, einem Rasiermesser, einer Nadel, einem Sieb, einem Stab und einem Zahnstocher, durfte der Mönch nichts besitzen. Er lebte von der Nahrung, die er sich während seines morgendlichen Almosengangs erbettelte und die er noch vor Mittag zu sich nehmen musste. Der Genuss von berauschenden Getränken war verboten, ebenso wie der von Fleisch und Fisch, wenn die Tiere nur für den Mönch, für den die Speisung bestimmt war, getötet wurden. Es war den Mönchen erlaubt, Einladungen zum Essen in die Häuser der Laienanhänger anzunehmen. Die Wohnung eines Mönchs musste nicht an einem festen Ort sein. Er konnte sich im Wald, in der Bergeinsamkeit oder auch in der Nähe eines Dorfes oder einer Stadt aufhalten. Nur während der Monate der Regenzeit mussten die buddhistischen Mönche an einem festen Ort bleiben. Diese Gebäude wurden dem Orden von Königen und wohlhabenden Kaufleuten zur Verfügung gestellt.
Zu Lebzeiten des Buddha wurde die Aufnahmezeremonie in den Mönchsorden in sehr einfacher Form vollzogen. Der Kandidat, der die Lehre erkannt hatte, bat darum, in der Gegenwart des Buddha in die »Hauslosigkeit« gehen, das heißt das Leben eines Asketen führen zu dürfen und ihm die Mönchsweihe (upasampada) zu gewähren. Mit der Formel »Komm, Mönch; die Lehre wurde gut dargelegt, übe den reinen Wandel, um dem Leiden ein endgültiges Ende zu setzen!« wurde er in den Mönchsorden aufgenommen. Die Verpflichtungen, die ein Mönch bei der Weihe einging, banden ihn nicht für sein ganzes Leben. Er konnte den Orden jederzeit wieder verlassen und in den Laienstand zurückkehren.
Schon bald nach dem Nirvana des Buddha wurde der Eintritt in den Orden mit zwei feierlichen Handlungen vollzogen, mit der Weltflucht (pravrajya), das heißt dem Verlassen der Familie und der Aufgabe aller weltlichen Bindungen, wozu man ab dem achten Lebensjahr zugelassen war, und mit der Mönchsweihe, die nicht vor dem 20.Lebensjahr erteilt werden konnte. Die Mönchsweihe wurde durch rituelle Texte und Formulare bis in das kleinste Detail geregelt.

Der Jinismus
Ein Zeitgenosse des Buddha war Vardhamana Mahavira (Vardhamana bedeutet »Wachsender«, Mahavira »großer Held«), der Erneuerer der religiösen Lehre des Jinismus. Im Lebensweg der beiden gibt es manche Parallele. Wie der Buddha war Mahavira ein Kshatriya; er stammte aus Kundagama, einem Vorort von Vaishali im heutigen Bihar. Nach dem Tod seiner Eltern verließ er mit 29 Jahren seine Frau und seine Tochter, um als Asket durch Meditation und Selbstkasteiung den Weg zur Erlösung zu finden. Nach zwölf Jahren erreichte er die erlösende Erkenntnis: Er wurde zum »Sieger« (Jina) und wanderte fortan bis zu seinem Tod, seine Lehre verkündend, durch die Reiche der Gangesebene. Im Alter von 72 Jahren starb er schließlich als Oberhaupt einer großen Anhängerschaft in Pava in der Nähe von Rajagriha, der Hauptstadt von Magadha, den Fastentod. Nach der Überlieferung saß er dabei im Lotossitz und rezitierte die von ihm verkündete Lehre. Die Datierung des Mahavira ist eng mit der des Buddha verbunden und dadurch ebenso unsicher. Außerdem sind auch die Quellen der Jainas nicht einhellig hinsichtlich der genauen Lebenszeit des Mahavira. Als Jaina werden die Anhänger des Mahavira bezeichnet, was so viel wie »zum Jina gehörig« bedeutet.
Die ältesten Nachrichten, die wir über den Jinismus haben, stammen aus den buddhistischen Schriften. Dort wird von häufigen Diskussionen des Buddha mit Anhängern des Nirgrantha Jnatiputra über die besonders strengen Auffassungen von Askese berichtet. Nirgrantha (»von Fesseln Freier«) ist die Bezeichnung für Jaina-Mönche und Nonnen und Jnatiputra der Name des Jina Mahavira. Dieser wanderte durch dasselbe Gebiet wie der Buddha. Die Buddhisten betrachteten die Jainas als rivalisierende Bewegung. König Bimbisara von Magadha, der große Wohltäter des Buddha, gilt nach der Überlieferung der Jainas auch als ein Verehrer des Jina Mahavira, ebenso wie sein Sohn Ajatashatru. Insbesondere aber Udayin, der Sohn des Ajatashatru, soll der Beschützer und Förderer der Lehre des Jina gewesen sein. Der Jaina-Kanon wurde wie der buddhistische Kanon lange nur mündlich überliefert und vermutlich erst im 5.Jahrhundert n.Chr. endgültig schriftlich niedergelegt. Inschriftlich wird der Jinismus wie der Buddhismus zum ersten Mal in einem Edikt des Mauryaherrschers Ashoka um die Mitte des 3.Jahrhunderts v.Chr. erwähnt.
Der Jina Mahavira beanspruchte, der 24.Weltlehrer oder »Furtbereiter« (Tirthankara, das heißt Auffinder einer Furt zur Befreiung aus dem Strom des Geburtenkreislaufs) zu sein und wie seine Vorgänger auf die Welt gekommen zu sein, um den Lebewesen den Weg zur Erlösung zu predigen. Seine Vorläufer lebten allerdings mit Ausnahme des 23. »Furtbereiters« Parshva(natha), der 250 Jahre vor dem Tod des Mahavira im Alter von 100 Jahren gestorben sein soll, in längst vergangenen und geschichtlich nicht mehr fassbaren Weltperioden. Mahavira fasste wohl die Lehren einer schon bestehenden asketischen Bewegung zu einem dogmatischen System zusammen. Eine von ihm eingeführte Neuerung scheint die besonders strenge Regel des Nacktgehens gewesen zu sein. Der Jinismus unterscheidet sich vom Buddhismus durch sein viel radikaleres Asketentum der Mönche und Nonnen, das im Fasten bis zum Tod den Höhepunkt eines Asketenlebens sieht. Der Buddha lehnte dagegen, wie oben dargelegt, die Selbstpeinigung ab und lehrte den Edlen Mittleren Weg. Beide Lehren sind jedoch in derselben Zeit entstanden, in der viele Menschen Weltabkehr suchten und die Sehnsucht nach Erlösung groß war; sie wollen in erster Linie einen praktischen Weg zur Erlösung zeigen.
Während der Buddha alle philosophische Spekulation ablehnte, hat der Jina Mahavira ein voll entwickeltes philosophisches System gelehrt. Nach seiner Lehre gibt es eine unendliche Zahl von Einzelseelen, denen von Natur aus unbeschränktes Schauen, unbeschränktes Erkennen, unbeschränkte Kraft und unbeschränkte Wonne zukommt. Jedoch nur bei den Seelen, welche die Erlösung erlangt haben, kommen diese Eigenschaften zu ihrer vollen Entfaltung. Bei den übrigen sind sie durch die Verstrickung in den Geburtenkreislauf gehemmt. Durch jede Betätigung in Gedanken, Worten und Werken fließt nämlich in die Seele feine Materie ein, die als Karma (»Tat«) bezeichnet wird; sie bindet die Seele an den Geburtenkreislauf. Um die Erlösung aus dem Geburtenkreislauf zu erlangen, muss einerseits verhindert werden, dass neues Karma in die Seele einfließt, und andererseits bewirkt werden, dass bereits eingedrungenes Karma vernichtet wird. Durch Vermeidung aller Gewalt gegen andere Lebewesen, Ablösung der Sinne von allen äußeren Eindrücken und Abbau aller Leidenschaften soll sich die Seele von allen weltlichen Verstrickungen befreien und zu ihrer ursprünglichen Vollkommenheit zurückkehren. Das beste Mittel, dies zu bewirken, ist den Jainas zufolge Selbstkasteiung und Askese. Dadurch wird die Seele von jeglichem Karma gereinigt und steigt zur höchsten Stätte des Weltraums empor, wo sie im Zustand ewiger Seligkeit verharrt.
Wie für die Buddhisten lässt sich auch für die Jainas das Ziel der Erlösung aus dem Geburtenkreislauf nur in der keuschen und reinen Lebensführung eines Mönchs oder einer Nonne verwirklichen. Die Jaina-Mönche verpflichten sich mit dem Eintritt in den Orden zu einer lebenslänglichen strengen Regel, die aus den fünf Großen Gelübden besteht. Das erste und wichtigste Gelübde ist das Gebot der vollkommenen Schonung alles Lebendigen. Die übrigen Gelübde betreffen das Verbot von Lüge und Diebstahl sowie die Gebote von absoluter Keuschheit und Besitzlosigkeit. Die Laienanhänger befolgen dieselben Gebote in abgemilderter Form.
Jinismus und Buddhismus stimmen darin überein, dass sie eine moralische Weltordnung lehren, bei der alles Tun eine Vergeltung durch Wiedergeburt nach sich zieht. Beide Religionen leugnen die Existenz eines höchsten Wesens, das gute oder schlechte Taten belohnt oder bestraft.

Der Brahmanismus oder Hinduismus
Der Brahmanismus ist in Indien stets die vorherrschende Religion gewesen, auch wenn er zeitweise in einigen Gebieten vom Buddhismus und Jinismus etwas zurückgedrängt wurde. Er versteht sich als eine Fortsetzung der vedischen Religion, wie sie in den Veda-Sammlungen, den Brahmanas und Upanishaden niedergelegt worden war. Mit dem wachsenden Erfolg, den ab der Mitte des 1.Jahrtausends v.Chr. Bewegungen wie der Buddhismus und Jinismus hatten, versuchten auch die Brahmanen ihre Religion zu erneuern. Um die gleiche Zeit wie der Buddhismus im Nordosten entstand im Westen, von der vorarischen Volksreligion beeinflusst, eine stark von ethischen Werten geprägte Religion, die aber anders als Buddhismus und Jinismus eine höchste Gottheit als letzten Urgrund der Welt annahm. Diese Religion, die sich in gegenseitiger Durchdringung von vedisch-brahmanischer Überlieferung und Volkskulten entwickelte, wird Brahmanismus oder Hinduismus genannt, eine Bezeichnung, die von Sindhu, dem Namen eines der großen Flüsse im Nordwesten Indiens, abgeleitet ist. Die Überlieferung des Veda als höchste Offenbarung sowie die vedischen Götter verloren an Bedeutung. Eine den vedischen Anschauungen fremde Religiosität trat in den Vordergrund. Nach der neuen Lehre fand man in der Vereinigung mit der höchsten Gottheit die Erlösung aus dem Geburtenkreislauf, in dem man nach der Lehre vom Karma, der fortwirkenden Tat, durch immer neue Wiedergeburten gefangen war. Das System der Kasten und Unterkasten wurde zur Grundordnung des sozialen Lebens.
Krishna, der Sohn des Vasudeva, der Führer des Hirtenstammes der Yadava, war eng verbunden mit der Entstehung dieser Religion. Er erscheint in der Gegend von Mathura (in Nordindien, an der Yamuna) als ein vergöttlichter Hirtenheros und scheint mit dem im Epos Mahabharata als großer Held gefeierten Krishna verschmolzen zu sein. Mit Krishnas Hilfe konnten die Pandava im Mahabharata den endgültigen Sieg erlangen. In der ins Mahabharata später eingefügten Bhagavadgita (»Gesang des Erhabenen«) wird er als höchster Gott und Verkünder erhabener Weisheit gepriesen. In ihr, dem frühesten heiligen Text des Hinduismus, werden drei Wege zur Erlösung aus dem Geburtenkreislauf gelehrt, nämlich der Weg des pflichtgemäßen Handelns, der der Erkenntnis und der der Bhakti, der rückhaltlosen, gläubigen Hingabe an einen Gott. Durch diese Bhakti erlangt man letztendlich die erlösende Vereinigung mit der Gottheit.
Der Gott Krishna wurde von den Brahmanen anerkannt und mit Vishnu, einem alten vedischen Gott, gleichgesetzt. Im Veda wird Vishnu mehrfach als Helfer Indras erwähnt. Er durchmisst mit drei Riesenschritten die gesamte Dreiwelt, Erde, Luft und Himmel. In Vishnu gingen mehrere volkstümliche Gottheiten und Heldengestalten auf, die als seine »Herabstiege« (Avatara) bezeichnet wurden. In seinen zehn Avataras erschien Vishnu jeweils auf der Erde, um die Menschheit aus der Not zu erlösen und die bedrohte Weltordnung wiederherzustellen. Neben Krishna wird auch Rama, der Held des Epos Ramayana, als einer dieser Avataras angesehen.
Während Vishnu allgemein als wohlwollender, unermüdlicher Retter der Welt gilt, hat der Gott Shiva einen grausamen und schrecklichen Aspekt. Er entwickelte sich aus dem vedischen Gott Rudra (dem »Schrecklichen«), dessen Vorstellung mit der eines vorarischen Fruchtbarkeitsgottes verschmolz. In seinem kosmischen Tanz zerstört er die ganze Welt. Daneben ist er jedoch auch ein großer Asket. Er lebt als Yogi in der Waldeinsamkeit des Himalaya, nur mit einem Tigerfell bekleidet, die Haare in einem Asketenknoten hochgebunden, in dem ein Neumond befestigt ist. Er besitzt das dritte Auge. Durch seine geistige Konzentration und Meditation erlangt er die Macht zur Weltschöpfung. Shivas Gattin, die beispielsweise unter Namen wie Durga (»die Schwerzugängliche«) oder Kali (»die Schwarze«) bekannt ist, tritt ebenfalls in gütigen und schrecklichen Aspekten auf.
Mit dem Wandel der Anschauungen über die Götter wandelte sich auch der Kult. Das vedische Opferwesen blieb zwar bestehen. An die Stelle des Feueropfers, das unabhängig von den Göttern die gewünschte Wirkung erzwang, trat jedoch die Verehrung einer persönlich vorgestellten Gottheit, der man Dienst und Ehren erweist wie einer hoch gestellten Persönlichkeit. Den Göttern wird nicht auf Opferplätzen gehuldigt, sondern in Tempeln. Der Gott ist im Kultbild oder einem Symbol persönlich vertreten und wird in dieser Form mit Blumenspenden, Opferspeisen, Waschungen verehrt. Diese religiösen Übungen gelten dann als besonders heilbringend, wenn sie an heiligen Orten ausgeführt werden, die mit einer Gottheit verbunden sind.

Kennzeichen des Zeitalters
Die Zeit ab etwa 600 bis 320 v.Chr. brachte eine Wende in der sozialen Gliederung, in Kultur-, Geistes- und Religionsgeschichte des alten Indien. Die Kastenordnung war fest etabliert. Mit dem Auftreten der Reformbewegungen des Buddhismus und Jinismus hatte sich der politische und geistige Mittelpunkt vom Pandschab in die Gangesebene, vor allem in das Reich von Magadha, verlagert. Während der Jinismus auch in der späteren Zeit überwiegend auf Indien beschränkt blieb, entwickelten sich Buddhismus und Hinduismus zu Weltreligionen. Magadha war das erste Königreich, dessen Herrscher durch Zerstörung der kleinen Stammesfürstentümer eine bewusste Eroberungs- und Ausdehnungspolitik betrieb. Diese Entwicklung gipfelte im 3.Jahrhundert v.Chr. in der Entstehung des ersten indischen Großreiches, des Königreichs der Maurya, in dem fast der gesamte indische Subkontinent vereint war.

Buddha: Sein Leben und seine Lehre
Die Berichte über das Leben des Buddha wurden schon sehr früh legendenhaft ausgeschmückt. Wahrscheinlich lebte und wirkte er im 5.-4.Jahrhundert v.Chr.; nach einmütiger Überlieferung starb er in seinem 80.Lebensjahr nach dem Genuss einer verdorbenen Speise bei Kushinagara - damit erreichte er die endgültige Erlösung aus dem Geburtenkreislauf, das Parinirvana.
Der Buddha entstammte dem Fürstengeschlecht der Shakyas; daher sein Beiname Shakyamuni (= der Weise aus dem Shakyageschlecht). Sein Eigenname war Siddhartha, der Familienname Gautama, weshalb er auch oft Gautama Buddha genannt wird. Seine Geburt im Lumbini-Hain bei der Stadt Kapilavastu, im heutigen Terai-Gebiet in Nepal, ist von Legenden umgeben. Da sein Vater eine hohe Position in dieser Adelsrepublik einnahm, verbrachte Siddhartha bis zum Alter von 29 Jahren ein angenehmes Leben in höfischem Luxus. Er war verheiratet und hatte einen Sohn namens Rahula. In seinem 29. Lebensjahr wurde der spätere Buddha bei drei Ausritten durch den Anblick eines Kranken, eines Alten und eines Toten an die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und aller weltlichen Güter erinnert. Als er bei einem vierten Ausritt einem Bettelmönch begegnete, beschloss er, sich als Wanderasket auf die Suche nach der erlösenden Erkenntnis zu begeben. Auf seiner Wanderschaft traf er zunächst zwei Yogalehrer, von denen er lernte, mittels ekstatischer Praktiken die äußere Erscheinungswelt zu überwinden. Unzufrieden über das dadurch Erreichte entschloss er sich jedoch, strengste Askese zu üben, doch auch diese Bemühungen waren fruchtlos. Nachdem er wieder Nahrung zu sich genommen und sich unter einem Pipalbaum (Ficus religiosa) zur Versenkungsübung niedergelassen hatte, erkannte er im Alter von 35 Jahren die Wahrheit des Mittleren Weges und erreichte die höchste Erkenntnis. Er wurde zum »Erleuchteten« (=Buddha): Er erkannte, dass alles, was entstanden ist, vergänglich und der Glaube an einen unveränderlichen, ewigen Wesenskern, an ein Ich, ein Irrglaube ist. Nach dieser Erkenntnis gab es nichts mehr an ihm, was wieder geboren werden konnte, der Tod bedeutete für ihn nur noch das Aufhören der Körperfunktionen.
Nach der Erleuchtung zog er nach Varanasi, wo er in einem Park im heutigen Sarnath fünf Asketen, die sich zuvor von ihm abgewandt hatten, als er die strenge Askese aufgab, das von ihm als wahr Erkannte darlegte. Sie bekehrten sich nun alle zu seiner Lehre und traten als erste Mönche dem Orden des Buddha bei, erlangten für sich die Erkenntnis und wurden zu Arhats (= Heiligen). Die ihm noch verbleibenden 45 Jahre wanderte der Buddha durch die nordöstlichen Staaten Indiens und verkündete seine Lehre, das Dharma. Seine erste Predigt wird die erste »Drehung des Rads der Lehre« (Dharmacakrapravartana) genannt. In ihr verkündete er die buddhistische Lehre, wie sie in den »Vier edlen Wahrheiten« zusammengefasst ist: Alles ist Leiden in dem Sinne, dass sämtliche psycho-physischen Erscheinungen Leiden sind. Der Mensch ist zusammengesetzt aus den fünf Daseinsgruppen Körperlichkeit, Empfindung, Wahrnehmung, Willensregungen und Bewusstsein. Diese sind, da sie aus Ursachen hervorgehen, bedingt. Sie weisen die »drei Merkmale des Bedingten« auf: Entstehen, Vergehen sowie Bestehen-und-Wandel.
Der Ursprung des Leidens ist das Begehren. Alle Erscheinungen des Daseins, die Daseinsgruppen, die Grundlagen des Bewusstseins und die Elemente, sind vergänglich, leidvoll und »leer« von einem Selbst und von allem, was zu einem Selbst gehört, aber sie treten nicht zufällig auf; sie haben ihren Ursprung im Begehren. Ihr Erscheinen und Vergehen folgt dem Gesetz des bedingten Entstehens, nach dem das Entstehen vom Karma, der Tat, und die Tat von der Leidenschaft herrührt. Der dadurch verursachte Geburtenkreislauf ist anfangslos und besteht aus einer unendlichen Folge von Geburt, Altern, Sterben und Wiedergeburt.Es gibt jedoch ein Nirvana, ein Ende des Leidens, ein Vergehen der fünf Daseinsgruppen, das als Befreiung vom Werden betrachtet wird. Es bedeutet höchstes Glück, Freiheit von Geburt, Krankheit, Alter und Tod.
Zum Nirvana führt der von Buddha aufgezeigte edle achtfache Weg, der sich aus folgenden Gliedern zusammensetzt: rechte Anschauung, rechte Gesinnung, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechtes Sichversenken. Dieser Weg zur Aufhebung des Leidens lässt sich auf drei Grundelemente zurückführen: Sittlichkeit, Sammlung und Wissen. Die Sittlichkeit besteht vor allem aus dem Vermeiden der zehn heilswidrigen Handlungsweisen, welche das Töten, Diebstahl, falsches Verhalten in sexueller Hinsicht, Lüge, grobe, verleumderische, törichte und nutzlose Rede, Begehrlichkeit, Übelwollen und falsche Lehransichten umfassen. Mit Sammlung ist die Konzentration des Geistes auf einen Punkt gemeint; sie ist in neun aufeinander folgende Stufen der Meditation geteilt, und das Wissen ist das letzte und wichtigste Element des Pfades. Dabei handelt es sich um die klare und präzise Einsicht, die die »Vier edlen Wahrheiten«, nämlich die Vergänglichkeit, das Leiden, die Unpersönlichkeit der aus Ursachen entstandenen Phänomene sowie den Frieden des Nirvana, beinhaltet. Der Buddha lehrte, dass weder die Hingabe an die Sinnesgenüsse noch die übertriebene Selbstpeinigung zum Heil führt, sondern der mittlere Weg. So ist denn die systematische Meditation über die »Vier edlen Wahrheiten« ist eine wesentliche Aufgabe im Leben eines jeden Buddhisten. Die vom Buddha verkündete Lehre war vor allem eine praktische Erlösungslehre, in der alle philosophische Spekulationen abgelehnt wurden. Philosophische Aspekte fanden nur insoweit Berücksichtigung, als sie die Verstrickung in den Geburtenkreislauf und den Weg aus ihm zu erklären halfen.
Es ist nicht mit Sicherheit bekannt, in welcher Sprache der Buddha lehrte. Gewiss hat er seine Lehre nicht in Sanskrit, der brahmanischen Literatursprache, verkündet. Da er überwiegend in Magadha im Nordosten Indiens wirkte, wird als wahrscheinlich angenommen, dass er, um vom Volk verstanden zu werden, einen Dialekt dieser Gegend benutzte. Dies bedeutet, dass alle erhaltenen Versionen des buddhistischen Kanons mehr oder weniger überarbeitete Fassungen der ursprünglichen Lehre sind. Die Sanskritisierung der kanonischen Texte begann etwa im 1.Jahrhundert v.Chr. Die älteste Überlieferung der Lehre erfolgte mündlich. Als der Buddha ins Nirvana einging, hinterließ er einen ihm treu ergebenen Orden (die buddhistische Gemeinde, der Sangha), der sich aus Mönchen und Nonnen zusammensetzte. Ihm standen die männlichen und die weiblichen Laienanhänger gegenüber. Diese vier »Versammlungen« bildeten die buddhistische Gemeinde im weiteren Sinne. Zum Laienanhänger wurde man, indem man seine Zuflucht zum Buddha, zum Dharma und zum Sangha nahm und sich verpflichtete, bestimmte Sittlichkeitsregeln einzuhalten, nämlich sich des Tötens, des Diebstahls, der Unkeuschheit, der Lüge und des Genusses von Rauschmitteln zu enthalten. Die Laienanhänger unterstützten die Mönche und Nonnen durch Spenden aller zum Lebensunterhalt notwendigen Dinge. Aufgabe der Mönche war es, den Laien die buddhistische Lehre zu erläutern und ihnen durch Annahme der Spenden zu einem glücklichen diesseiteigen Leben und einer guten Wiedergeburt zu verhelfen. Mönche und Nonnen unterschieden sich von den Laienanhängern durch ihre Kleidung, ihre Lebensweise und ihr religiöses Ideal. Sie trugen das gelbe oder rötliche Mönchsgewand, schoren ihre Haare und lebten als Wanderasketen. Ihr Leben war streng geregelt. Sie verbrachten die Tage in Meditation und Belehrung der Schüler oder mit geistlichen Gesprächen und lebten von der Nahrung, die sie sich täglich während ihres morgendlichen Almosengangs erbettelten und die sie noch vor Mittag zu sich nehmen mussten. Einladungen zum Essen in die Häuser der Laienanhänger anzunehmen war jedoch erlaubt. Die Wohnungen der Mönche oder Nonnen mussten, außer in der Regenzeit, nicht an einem festen Ort sein. Die Klöster, in denen sich der Orden zur Regenzeit versammeln konnte, wurden dem Orden von Königen und wohlhabenden Kaufleuten geschenkt.
Der Buddha hatte keinen Nachfolger ernannt, da die von ihm verkündete Lehre und das Rechtsbuch für den Sangha nach seinem Eingang ins Nirvana die Autoritäten sein sollten. Da jedoch die Einheit des Sangha wegen Streitigkeiten in Fragen der Lehrauslegung und Rechtsdeutung schon bald gefährdet war, wurden mehrere Konzile durchgeführt, die der Festlegung der kanonischen Texte und der Entscheidung von Streitfragen dienten.

Buddha als Lehrer
Nachdem Buddha sich entschlossen hatte, das von ihm entdeckte und vervollkommnete Dharma (Gesetz) zu verkünden, begab er sich zunächst zu seinen ehemaligen Schülern nach Benares (Varanasi). Von seiner Ernsthaftigkeit überzeugt, akzeptierten sie ihn als Lehrer und folgten ihm als Mönche. Wenig später hielt Buddha den ersten Lehrvortrag, die „Predigt von Benares", die auch als buddhistische Bergpredigt bezeichnet wird und die Grundgedanken des Buddhismus enthält.
In Begleitung seiner Schüler reiste Buddha durch das Gangestal, verkündete seine Lehre, sammelte Anhänger um sich und gründete Brudergemeinschaften, die Mitglieder ungeachtet ihres sozialen Status aufnahmen. Kurzzeitig kehrte er in seine Heimatstadt zurück, um seinen Vater, seine Frau und andere Familienangehörige zu bekehren. Ein wohlhabender Gönner finanzierte den Bau eines Klosters in Savatthi (Sanskrit: Sravasti), das von nun an den Hauptsitz Buddhas und das Zentrum seiner Lehrtätigkeit bildete. Weitere Stätten entstanden in den Orten entlang des Ganges.
Höhen und Tiefen prägten Gautamas lange Laufbahn als Lehrer und Führer. Rivalisierende religiöse Gruppen kritisierten ihn und seine Lehre. Devadatta, ein Vetter und Schüler Buddhas, sann auf Rache, als es ihm nicht gelang, die Leitung der Mönchsgemeinschaft (sangha) zu übernehmen.

Buddhas Tod
Nach einem erfüllten Leben als Prediger starb Buddha achtzigjährig in Kusinagara (Nepal) an einer Lebensmittelvergiftung. Obwohl er sein baldiges Ende voraussah, lehnte er es ab, genaue Anweisungen bezüglich der zukünftigen Organisation und Verkündigung seiner Lehre zu erteilen. Er beharrte vielmehr darauf, seinen Anhängern die zur Erlangung des Heiles notwendigen Schritte bereits vermittelt zu haben. Eine Reihe von Darstellungen zeigen Buddha auf seinem Totenbett, umgeben von trauernden Tieren und Menschen. Seine sterblichen Überreste wurden eingeäschert und in acht Stupas aufbewahrt.

Dr. Siglinde Dietz, Göttingen

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