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Politische Aufruhrstimmung
In den letzten Jahren des 19.Jahrhunderts und während der ersten zehn Jahre des 20.Jahrhunderts griff in Indien immer mehr eine soziale und politische Aufruhrstimmung um sich. Die indische intellektuelle Elite, die teilweise im Westen studiert oder die westliche Welt besucht hatte, verband auf effektive Weise verschiedene Aspekte der westlichen und der indischen Kultur. Unter dem Einfluss stimmungsmachender Propagandakampagnen der lokalen Presse sowie von Massenveranstaltungen und politischen Geheimorganisationen begann der indische Nationalismus, die britische Stellung in Indien immer mehr zu gefährden. Während der Jahrzehnte nach dem Großen Indischen Aufstand waren zahlreiche Vereinigungen entstanden, die sich zum Ziel setzten, die britische Herrschaft zu beenden; die einflussreichste dieser Vereinigungen war der 1885 gegründete Indische Nationalkongress. Diese Organisation wurde von zahlreichen prominenten Hindus und Muslimen unterstützt, sie förderte allmählich das politische Bewusstsein der Massen und beschleunigte den Trend zur nationalen Einigung. Auf kultureller Ebene leistete der berühmte Dichter und Erzieher Rabindranath Tagore dauerhafte Beiträge zur indischen Einheit.
Der Indische Nationalkongress fühlte sich durch den japanischen Sieg im Russisch-Japanischen Krieg von 1904 und 1905 bestärkt und war begeistert von dieser Demonstration der latenten Macht asiatischer Völker. Insbesondere in Bengalen kam es immer häufiger zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen die britische Herrschaft. Radikale Nationalisten griffen zu Attentaten, Bombenanschlägen und anderen Formen des Terrorismus. Die Vergeltungsmaßnahmen der Kolonialbehörden wurden durch öffentlichen Boykott britischer Waren beantwortet.

Repressive Maßnahmen
Die britische Regierung bezeichnete die meisten nationalistischen Aktivitäten als aufrührerisch und erließ einen speziellen Strafrechtskatalog, um der Situation Herr zu werden. Dazu gehörten z.B. die Einsetzung eines Gerichts ohne Geschworene für Aktivisten, die des Verrats angeklagt waren, sowie die Deportation oder Verhaftung von Agitatoren. Diesen repressiven Maßnahmen folgte 1909 der India Councils Act, der ein gewisses Maß an Selbstbestimmung vorsah. Da diese Konzessionen gemessen an den Forderungen der Inder nach Unabhängigkeit als völlig unzureichend angesehen wurden, erhielt die nationalistische Bewegung immer mehr Rückhalt.
Mit der Bildung der Muslim-Liga 1906 kam jedoch eine neue und brisante Strömung in die indische Unabhängigkeitsbewegung. Gegründet wurde die Liga auf Betreiben der Briten, unterstützt wurde sie insbesondere von Muslimen, die aus Eigeninteresse Großbritannien oder dem Muslim-Nationalismus gegenüber loyal eingestellt waren und die Ziele des Indischen Nationalkongresses ablehnten. Der Liga gelang es, eine beträchtliche Anzahl junger indischer Muslime und Mitglieder der geistigen Elite vom Unabhängigkeitskampf abzulenken. Viele renommierte Muslime wie der einflussreiche Journalist Abul Kalam Azad überwarfen sich jedoch im Lauf der Zeit mit der Liga, verließen sie und traten dem Indischen Nationalkongress bei.

Gemeinsame Kampagne
Nach dem Ausbruch des 1.Weltkrieges schlugen sich viele Inder, und zwar Hindus genauso wie Muslime, auf die Seite Großbritanniens. Etwa 1,2Millionen Inder unterstützten die britischen Streitkräfte an sämtlichen Kriegsschauplätzen loyal. Im Herbst 1916 nahm die Unabhängigkeitsbewegung, die sich in den ersten beiden Kriegsjahren zurückgehalten hatte, ihre Aktivitäten wieder auf. Der Indische Nationalkongress und die Muslim-Liga verfassten gemeinsam eine Erklärung mit ihren Minimalforderungen, nachdem die Muslim-Liga nach Kriegseintritt der muslimischen Türkei auf Seiten der Mittelmächte ihre probritische Haltung aufgeben musste. Daraufhin gab die britische Regierung im August 1917 eine politische Deklaration heraus, in der Indien eine allmähliche Selbstregierung in Aussicht gestellt wurde - so war die Einbeziehung von Indern in sämtlichen Bereichen der Verwaltung und die allmähliche Entwicklung von Institutionen zur Selbstverwaltung vorgesehen.

Die Protestbewegung unter Gandhi
Nach dem 1.Weltkrieg nahmen die politischen Auseinandersetzungen wieder zu. Als Reaktion auf die nationalistischen Umtriebe erließ das britische Parlament die so genannten Rowlatt Acts, mit denen die Bürgerrechte außer Kraft gesetzt wurden und über die von Aufständen und Ausschreitungen betroffenen Regionen der Ausnahmezustand verhängt wurde. Die Durchsetzung der Rowlatt Acts löste in vielen Teilen Indiens eine Welle der Gewalt und des Aufruhrs aus. Im Rahmen dieser Unordnung rief nun der hinduistische Sozial- und Religionsreformer Mohandas K.Gandhi das indische Volk auf, den britischen Repressionen mit passivem Widerstand (Satyagraha) zu begegnen. Am 13.April 1919 nahm die Protestbewegung die Ausmaße eines regelrechten Aufstands an; Gandhi bezeichnete diesen Tag als „nationalen Trauertag". In der im Punjab gelegenen Stadt Amritsar wurde eine Gruppe unbewaffneter Männer, Frauen und Kinder, die auf einem abgesperrten Platz friedlich demonstrierten, von britischen Truppen unter Befehl von General Dyer (siehe Amritsar-Massaker) ermordet.
Die Folge des Amritsar-Massakers war, dass die antibritische Bewegung in Indien noch stärker wurde. Ein wichtiges Kennzeichen dieser Stufe der Auseinandersetzung war Gandhis Politik des passiven Widerstands (1920). Unter anderem sah diese Politik einen Boykott britischer Waren, Rechtsprechung und Bildungseinrichtungen vor, die Nichtteilnahme am politischen Leben und die Ablehnung britischer Titel, die an Inder verliehen wurden. Dieser Widerstand ging mitunter mit gewalttätigen Aktionen einher, obwohl Gandhi das Volk immer wieder aufrief, auf den Einsatz von Gewalt zu verzichten. In Verbindung mit parlamentarischen Methoden erwies sich die Bewegung als äußerst effektive Waffe im Kampf um die indische Unabhängigkeit. In den Augen der britischen Behörden bedeuteten die Aktivitäten Gandhis nichts weiter als offenen Aufruhr. So wurde der Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung mit anderen führenden Aktivisten wie Sarojini Naidu in den zwanziger und dreißiger Jahren immer wieder inhaftiert oder interniert. Gandhi, der von seinen Bewunderern als Mahatma (Sanskrit: große Seele) bezeichnet wurde, gilt als bedeutendste Gestalt der politischen Geschichte Indiens.
Wachsende innere Spannungen
Zwischen 1922, dem Jahr als Gandhi zum ersten Mal wegen Aufruhrs inhaftiert wurde, und 1942, als er zum letzten Mal in Gewahrsam genommen wurde, war der Kampf um die indische Unabhängigkeit immer wieder von gravierenden Rückschlägen wie dem Wiederaufflammen der Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Hindus, aber auch von zahlreichen Fortschritten gekennzeichnet.

Ziviler Ungehorsam
Die Welle des indischen Nationalismus, die seit der ersten Inhaftierung Gandhis ständig anwuchs, erreichte im Frühjahr 1930 ihren Höhepunkt. Am 12.März gab Gandhi als Reaktion auf die Weigerung der Briten, Indien den Dominion-Status zuzuerkennen, bekannt, er wolle einen Zug anführen mit dem Ziel, das britische Salzmonopol zu brechen. Dies erfolgte nach einem langen Marsch zum Golf von Khambhata, wo man durch Sieden von Meerwasser illegal Salz gewann. In ganz Indien kam es zu ähnlichen Aktionen. Diese relativ einfache Aktion der Salzgewinnung hatte eine enorme symbolische Bedeutung und erwies sich als äußerst effektiv, so dass Gandhi am 5.Mai wiederum von den britischen Behörden eingesperrt wurde. Daraufhin kam es in Kalkutta, Delhi und anderen großen Städten spontan zu Ausschreitungen und Demonstrationen. Eisenbahnen wurden mit Steinen beworfen, Telegraphenleitungen durchgeschnitten und mehrere Regierungsbeamte ermordet. Um mit diesen und späteren Ausschreitungen fertig zu werden, griff die Regierung auf Massenverhaftungen zurück. Bis November waren etwa 27000 indische Nationalisten zu Haftstrafen verurteilt worden.

Spaltung von Hindus und Muslimen
Im März 1931 vereinbarte die britische Regierung mit Gandhi einen Waffenstillstand. Gandhi war im Januar mit anderen politischen Gefangenen wie beispielsweise Jawaharlal Nehru, seinem engsten Vertrauten und Sekretär des Indischen Nationalkongresses, aus der Haft entlassen worden. Mittlerweile legte die Muslim-Liga aus Furcht vor einer Dominanz der Hindus einen Katalog mit Forderungen nach speziellen Privilegien in der angestrebten Dominion-Regierung vor. Im Lauf der folgenden Kontroversen kam es in vielen indischen Gemeinden zu erbitterten Kämpfen zwischen Muslimen und Hindus. Das Elend und Leid, das von diesen Gewaltausbrüchen hervorgerufen wurde, verstärkte sich noch durch die Auswirkungen der 1929 beginnenden Weltwirtschaftskrise, welche die indische Wirtschaft zu Beginn der dreißiger Jahre schließlich völlig lahmlegte.

Government of India Act
Im Jahr 1935 verabschiedete das britische Parlament schließlich nach einer Reihe von Konferenzen zwischen britischen und indischen Politikern den Government of India Act. Dieses Gesetz sah das Einsetzen autonomer legislativer Körperschaften in den Provinzen Britisch-Indiens vor sowie die Schaffung einer Zentralregierung als Vertretung der Provinzen und Fürstentümer und den Schutz muslimischer Minderheiten. Daneben wurde ein nationales Parlament, bestehend aus zwei Kammern, und die Einsetzung einer Exekutive unter Kontrolle der britischen Regierung vorgesehen. Aufgrund des Einflusses Gandhis billigte das Volk diese Maßnahmen, die am 1.April 1937 wirksam wurden. Viele Mitglieder des Indischen Nationalkongresses bestanden aber weiterhin auf der vollen Unabhängigkeit Indiens.
Auf Provinzebene ergaben sich aus dem Government of India Act nur wenig Probleme. Der Plan, eine Föderation entstehen zu lassen, erwies sich jedoch als undurchführbar. Als Alternative sah die von Mohammed Ali Jinnah geführte Muslim-Liga die Bildung eines unabhängigen Muslim-Staates (Pakistan) vor. Dieser Vorschlag stieß bei den Hindus auf erbitterten Widerstand. Weiter kompliziert wurde die Situation, als Anfang 1939 mit Subhas Chandra Bose ein Vertreter der radikalen Nationalisten zum Präsidenten des Indischen Nationalkongresses gewählt wurde. Nach wenigen Monaten lehnte es der Kongress aber ab, seinen politischen Vorstellungen zu folgen, und Bose trat zurück.

Agitation während des Krieges
Beim Ausbruch des 2.Weltkrieges erklärte der Vizekönig von Indien, Victor Alexander John Hope, Marquess of Linlithgow, Deutschland im Namen Indiens den Krieg. Dieser Schritt, der zwar konform mit der Verfassung von 1937 war, aber ohne Rücksprache mit indischen Politikern erfolgte, befremdete Gandhi und weite Kreise des Indischen Nationalkongresses. Einflussreiche Fraktionen innerhalb des Kongresses teilten Gandhis Einstellung und verstärkten ihre Kampagne für sofortige Selbstverwaltung als Preis für die Teilnahme am Krieg. Ende Oktober 1939 traten insgesamt acht Provinzregierungen aus Protest gegen die starre britische Haltung zurück. Im Oktober 1940 beschloss der Indische Nationalkongress, wieder auf das Mittel des zivilen Ungehorsams zurückzugreifen. Mittlerweile hatten sich die Muslim-Liga, viele der Fürstentümer und einzelne Mitglieder des Indischen Nationalkongresses dafür entschieden, die Briten im Krieg zu unterstützen. Im Anschluss daran steuerte Indien gewaltige Beiträge zum Kampf gegen die Achsenmächte bei. Bis Kriegsende hatten etwa 1,5Millionen indische Soldaten in der Heimat sowie an der Front gedient; die finanziellen Unterstützungsleistungen Indiens beliefen sich auf insgesamt etwa zwölf Milliarden US-Dollar.
Im Dezember 1941 entließen die britischen Behörden die Führer des Indischen Nationalkongresses, die 1940 inhaftiert worden waren. Dem folgte eine neue Welle antibritischer Agitation, und im März 1942 schickte die britische Regierung Sir Stafford Cripps, den damaligen Lordsiegelbewahrer, mit Vorschlägen nach Indien, wie man den Forderungen der Nationalisten Rechnung tragen könne. Zu diesen Vorschlägen gehörten die Zusicherung völliger Unabhängigkeit für die Zeit nach dem Krieg sowie die Einsetzung einer indischen Übergangsregierung, deren Kompetenzen lediglich die Landesverteidigung und die Außenpolitik ausschloss. Da sowohl die Führer des Indischen Nationalkongresses als auch die Muslim-Liga Einwände gegen verschiedene Vorschläge vorbrachten, endete die Mission Cripps mit einem Misserfolg.
Im August 1942 wurde der zivile Ungehorsam wieder aufgenommen; daraufhin kamen Gandhi, Nehru und Tausende ihrer Anhänger wieder in Haft, und der Indische Nationalkongress wurde verboten. Ermuntert durch die indische Uneinigkeit und mit Unterstützung Boses, der in Birma eine „provisorische indische Regierung" installiert hatte, verstärkten die Japaner prompt ihre Militäroperationen entlang der Grenze zwischen Birma und Indien. Im März 1944 begann die japanische Invasion Indiens auf einer Front von etwa 320Kilometer Länge. Nach anfänglichen Erfolgen konnten die Japaner jedoch von angloindischen Truppen allmählich nach Birma zurückgeschlagen werden.
Am 6.Mai 1944 entließ die britische Regierung Gandhi aus der Haft. Während seiner Internierung hatte sich seine Einstellung zum Krieg und dem von Cripps vorgeschlagenen Programm geändert, und im September 1944 begann er, mit dem Muslimführer Jinnah Gespräche zur Beseitigung der gegenseitigen Differenzen zu führen. Da Jinnah insbesondere darauf bestand, zunächst die Grenzen Pakistans festzulegen und dann erst über eine Übergangsregierung zu verhandeln, erwiesen sich die Gespräche als Fehlschlag.

Übergangsregierung
Im Juni 1945 wurde Indien Gründungsmitglied der Vereinten Nationen. Im selben Monat wurde auch Nehru aus der Haft entlassen, und kurz darauf verfasste die britische Regierung einen Informationsbericht über die indische Frage. Die dort aufgeführten Vorschläge entsprachen ziemlich genau dem Cripps-Programm. In der zweiten Hälfte des Jahres 1945 hatten sich die Gespräche wieder festgefahren, und es kam zu einer neuen Welle antibritischer Ausschreitungen und Demonstrationen in ganz Indien. Drei Vertreter der britischen Regierung, darunter auch Cripps, unternahmen im Frühjahr 1946 einen weiteren Verhandlungsversuch mit den indischen Führungspersönlichkeiten. Die Muslim-Liga zog zwar ihre Forderung nach einer Teilung Indiens entlang der konfessionellen Grenzen zurück, aber es kam zu unüberbrückbaren Gegensätzen hinsichtlich der Zusammensetzung der Übergangsregierung. Nachdem die Verhandlungen ergebnislos verlaufen waren, gab der britische Vizekönig Archibald Wavell im Juni die Bildung einer Notstandsregierung bekannt. Ein Interimskabinett unter der Führung Nehrus und unter Beteiligung aller wichtigen politischen Parteien außer der Muslim-Liga ersetzte diese Regierung im September desselben Jahres. Im folgenden Monat beschloss die Muslim-Liga, in der neuen Regierung mitzuarbeiten. Dennoch wuchsen die Spannungen zwischen Hindus und Muslimen in verschiedenen Teilen Indiens immer weiter an.
Ende 1946 grenzte die politische Situation in Indien an Anarchie. Der britische Premierminister Clement R.Attlee gab im Februar 1947 bekannt, dass seine Regierung die Herrschaft über Indien spätestens am 30.Juni 1948 abgeben würde. Aus der Ankündigung ging hervor, dass dieser Schritt unabhängig davon unternommen würde, ob sich die unterschiedlichen Parteien in Indien auf eine Verfassung einigen konnten oder nicht. Die Spannungen wuchsen weiter, und es bestand schließlich die Gefahr eines verheerenden Bürgerkrieges zwischen Hindus und Muslimen. Nach Konsultationen mit den indischen Führern empfahl Louis Mountbatten, der Wavell im März 1947 als Vizekönig nachgefolgt war, der britischen Regierung, Indien unverzüglich zu teilen, um eine ansonsten unvermeidliche Katastrophe abzuwenden. Ein Gesetzesvorschlag mit Mountbattens Empfehlungen kam am 4.Juli im britischen Parlament zur Abstimmung und wurde rasch und einstimmig von beiden Kammern des Parlaments gebilligt.

Indian Independence Act
Im Indian Independence Act, der am 15.August 1947 in Kraft trat, wurde die Schaffung der beiden unabhängigen Staaten Indien und Pakistan innerhalb des Commonwealth vereinbart, den beide jederzeit verlassen konnten. Die indische Regierung erklärte am 28.April 1949 gemeinsam mit den damals acht übrigen Commonwealth-Mitgliedern, man wolle das Commonwealth nicht verlassen. Zur weiteren Geschichte Pakistans siehe Pakistan: Geschichte.
Die Grenzen zwischen den neuen Staaten Indien und Pakistan wurden durch die Religionen bestimmt: Vorwiegend von Hindus bewohnte Gebiete wurden Indien zugesprochen, diejenigen mit einer Muslimmehrheit kamen zu Pakistan. Da es sich bei der überwiegenden Mehrheit der indischen Bevölkerung um Hindus handelte, wurden die meisten der 562Fürstentümer, die vor dem 15.August 1947 bestanden hatten, sowie die meisten britischen Provinzen Teil der damaligen Indischen Union.
Im Indian Independence Act war vorgesehen, dass die Regierungsgewalt innerhalb der Union bei der verfassunggebenden Versammlung liegen sollte, einer ursprünglich gesamtindischen Körperschaft, die zum Zweck der Erarbeitung einer Verfassung für die ganze Nation eingesetzt worden war. Die All-India Constituent Assembly trat im Dezember 1946 erstmals zusammen, wurde aber von den Delegierten der Muslim-Liga boykottiert. Die übrigen Delegierten, die zum größten Teil dem Indischen Nationalkongress angehörten, bildeten daraufhin die Constituent Assembly of the Indian Union.
Nachdem das britische Parlament seine Macht abgegeben hatte, übertrug die konstituierende Versammlung die Exekutive einem Kabinett unter dem Premierminister Nehru. Mountbatten wurde
Generalgouverneur des neuen Staates.

Anhaltender Antagonismus zwischen Muslimen, Sikhs und Hindus
Das Ende der britischen Herrschaft in Indien wurde von allen Indern jedweder politischen oder religiösen Couleur enthusiastisch gefeiert. Am 15.August 1947, dem offiziellen indischen Unabhängigkeitstag, kam es in sämtlichen Teilen des Subkontinents und indischen Gemeinschaften im Ausland zu ausgelassenen Feierlichkeiten. Sie fanden allerdings vor dem Hintergrund von Feindseligkeiten zwischen Hindus und Muslimen sowie Muslimen und Sikhs statt, von denen insbesondere Regionen betroffen waren, in denen eine etwa gleiche Anzahl von Mitgliedern dieser unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften zusammenlebten.

Vertreibungen
Da man mit Grenzstreitigkeiten in diesen Regionen rechnete, insbesondere in Bengalen und im Punjab, wurde vor Beginn der Teilung eine Grenzkommission unter Leitung eines neutralen (britischen) Vorsitzenden gebildet. Die Empfehlungen dieser Kommission stießen bei der Teilung Bengalens auf wenig Widerstand, was größtenteils auf den mäßigenden Einfluss Gandhis zurückzuführen war. Im Punjab hatte die Grenzziehung jedoch zur Folge, dass fast zwei Millionen Sikhs, die traditionell antimuslimisch eingestellt waren, unter die Herrschaft Pakistans fielen. Die Entscheidungen der Grenzkommission sorgten für erbitterte Auseinandersetzungen. Es kam zu einem Massenexodus von Muslimen aus dem Gebiet der Indischen Union nach Pakistan und von Sikhs und Hindus aus Pakistan in das Gebiet der Indischen Union. Während der ersten Wanderungen, an denen allein im September 1947 mehr als vier Millionen Menschen beteiligt waren, wurden die Flüchtlingskonvois häufig von fanatisierten Partisanen angegriffen und viele Menschen getötet. Die Glaubensgenossen der Opfer übten dafür an den Minderheiten in anderen Gebieten der Union und Pakistans Vergeltung. Den Behörden Indiens und Pakistans gelang es zwar, die Ausschreitungen bis zum Oktober unter Kontrolle zu bekommen, aber die Massenwanderungen in den Punjab und andere Grenzgebiete hielten bis Ende des Jahres an. Im Oktober verschlechterten sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten, als indische Truppen Junagadh, ein Fürstentum auf der Kathiawar-Halbinsel, umstellten. Zu dieser Maßnahme kam es, da der Nawab (Herrscher) dieses Staates mit einer großen Hindumehrheit zuvor erklärt hatte, er würde sich Pakistan anschließen. Daraufhin übernahmen die britischen Militärbehörden vorbehaltlich eines Plebiszits die Macht im Staat.

Krieg in Kaschmir
Kaschmir, ein überwiegend von Muslimen bewohntes, aber von Hindus beherrschtes Fürstentum, wurde zum nächsten Spannungsgebiet zwischen Indien und Pakistan. Am 24.Oktober 1947 riefen aufständische Muslime, die von pakistanischen Glaubensgenossen unterstützt wurden, eine „provisorische Regierung Kaschmirs" aus. Drei Tage später gab der Hindu-Maharadscha von Kaschmir, Hari Singh, den Beitritt Kaschmirs in die Indische Union bekannt. Die Indische Union billigte die Entscheidung des Maharadschas und sicherte dem Staat für die Zeit nach der Wiederherstellung des Friedens ein Plebiszit zu; gleichzeitig sandte die indische Regierung aber sofort Truppen nach Srinagar, der Hauptstadt Kaschmirs und wichtigstem Stützpunkt der Rebellen. Die politische Agitation in Kaschmir ging insbesondere von Sheikh Abdullah und den Führern der größten laizistischen Parteien der Region aus, die sich für den Anschluss des Staates an Indien einsetzten. Die Auseinandersetzungen nahmen bald ernste Ausmaße an, und Anfang 1948 reichte die indische Regierung eine formelle Beschwerde beim UNO-Sicherheitsrat ein, in der Pakistan der Unterstützung der muslimischen Rebellen beschuldigt wurde.
Trotz wiederholter Versuche des Sicherheitsrates, einen Waffenstillstand in der Region zu vermitteln, zogen sich die Kämpfe über das ganze Jahr 1948 hin. Im Januar 1949 waren die Friedensbemühungen des Sicherheitsrates dann doch erfolgreich, Indien und Pakistan akzeptierten ein Plebiszit unter Kontrolle der UNO, mittels dessen über die politische Zukunft Kaschmirs entschieden werden sollte. Noch am selben Tag verfügten die Regierungen beider Staaten eine Waffenruhe. Der UNO-Plan sah u.a. den Rückzug der Kampftruppen aus Kaschmir vor, die Rückkehr von Flüchtlingen, die sich an der Abstimmung beteiligen wollten, und eine freie Wahl unter der Leitung einer „Persönlichkeit mit großem internationalen Prestige". Im März 1949 ernannte der UNO-Generalsekretär Trygve Lie den amerikanischen Admiral Chester W.Nimitz zum Leiter des Plebiszits in Kaschmir, das im Lauf des Jahres stattfinden sollte.
Mittlerweile hatten sowohl Indien als auch Pakistan den Verlust bedeutender politischer Führungspersönlichkeiten zu beklagen, und die indische Regierung verstrickte sich immer mehr in eine Auseinandersetzung mit dem Nizam von Hyderabad, Mir Osman Ali Khan Bahadur. Gandhi war am 30.Januar 1948 von einem Hindu-Fanatiker getötet worden; Jinnah, der Gründer Pakistans, starb im darauf folgenden September. Die Spannungen zwischen der indischen Regierung und Hyderabad, wo viele Hindus lebten, kamen durch die Weigerung des muslimischen Nizam zustande, seinen Staat der Union anzuschließen. Längere Verhandlungen, die eine friedliche Lösung des Konflikts herbeiführen sollten, scheiterten jedoch. Am 17.September wurde die Hauptstadt Hyderabad von indischen Truppen besetzt, und der Widerstand des Nizams gebrochen. Daraufhin unterzeichnete er die Beitrittsurkunde zur Union, und Hyderabad wurde Indien eingegliedert.
Obwohl sich Indien und Pakistan im Juli 1949 auf eine Grenzlinie zwischen ihren jeweiligen Besatzungszonen in Kaschmir einigen konnten, waren sie nicht in der Lage, einen Kompromiss hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Ansichten über die Vorbedingungen des geplanten Plebiszits zu finden. Die Gespräche waren festgefahren, da die Inder darauf bestanden, dass die Pakistani ihre Truppen vor dem Plebiszit aus dem umstrittenen Territorium abziehen sollten, die Pakistani sich jedoch weigerten, ihre Truppen abzuziehen, bevor nicht die Inder ihre Truppen abgezogen hätten.

Die ersten Jahre der Republik
Die indische konstituierende Versammlung billigte am 26.November 1949 eine republikanische Verfassung für die Union. Bestehend aus einer Präambel, 395Paragraphen und acht Zusätzen erwies sich das Dokument umfassender als sämtliche anderen existierenden Verfassungen. Ein wichtiges Merkmal der Verfassung bestand darin, dass die Unberührbarkeit abgeschafft wurde; dabei handelte es sich um die alte Tradition des Kastenwesens, durch das etwa 40Millionen Inder sozial und wirtschaftlich diskriminiert wurden. Der Gandhi-Anhänger und Führer des Allindischen Kongress, Rajendra Prasad, wurde im Januar 1950 zum ersten Präsidenten der Republik gewählt. Wie in der Verfassung vorgesehen, wurde die Republik am 26.Januar offiziell ausgerufen. Die verfassunggebende Versammlung konstituierte sich daraufhin zu einem provisorischen Parlament, und Jawaharlal Nehru wurde zum Premierminister gewählt.

Blockfreiheit
Während des ersten Jahres als Republik beteiligte Indien sich in immer stärkerem Maß an Völkerrechtsfragen, und zwar insbesondere im Rahmen der UNO. Die Regierung Nehrus hielt sich an die politischen Richtlinien, die bereits in vorrepublikanischer Zeit entwickelt worden waren und verhielt sich im Kalten Krieg zwischen dem Ostblock und den westlichen Demokratien neutral. Indiens Absicht, sich aus den Verwicklungen herauszuhalten, wurde insbesondere nach dem Ausbruch des Koreakrieges im Juni 1950 deutlich. Indien schloss sich zwar der Resolution des UNO-Sicherheitsrates an, in der militärische Sanktionen gegen Nordkorea gefordert wurden; bei der Durchsetzung des UNO-Beschlusses kamen aber keine indischen Truppen zum Einsatz. Anfang Juli tauschte Nehru mit den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion (UdSSR) diplomatische Noten über die Situation in Korea aus und versuchte wiederholt, den Frieden in Fernost wieder herzustellen. Bei den ersten Vermittlungsversuchen wies die indische Regierung darauf hin, dass die Aufnahme der Volksrepublik China in die UNO Voraussetzung für eine Lösung der Krise sei. Selbst nach der chinesischen Intervention im Koreakrieg und trotz der indisch-chinesischen Differenzen über Tibet hielt Indien an dieser Auffassung fest, die aber von einer Mehrheit im Sicherheitsrat abgelehnt wurde. Nachdem eine chinesische Armee im Oktober 1950 in Tibet eingefallen war, sandte die indische Regierung eine Note nach China, in der sie ihre Überraschung und ihr Bedauern ausdrückte.

Auslandshilfe
Zu den bedeutendsten Ereignissen während des ersten Jahres als Republik gehörte eine Reihe von Naturkatastrophen, insbesondere die schwere Dürre in Südindien sowie schwere Erdbeben und Überschwemmungen in Assam. Nach einer offiziellen Schätzung vom November 1950 gingen dabei etwa sechs Millionen Tonnen Getreide und andere Nahrungsmittel verloren. Während der darauf folgenden Hungersnot waren breite Bevölkerungsschichten gezwungen, mit einer Tagesration von 60Gramm Reis auszukommen. Im Dezember 1950 richtete Indien ein Hilfegesuch an die Vereinigten Staaten mit der Bitte um Lebensmittellieferungen im Wert von 200Millionen US-Dollar. Im Februar 1951 bat US-Präsident Harry S.Truman den amerikanischen Kongress, Indien zwei Millionen Tonnen Getreide als Hilfslieferung zur Verfügung zu stellen. Diese Bitte stieß im Kongress allerdings auf beträchtlichen Widerstand, und zwar insbesondere wegen der indischen Haltung im Koreakrieg. Die Hilfsmaßnahmen wurden auch deshalb von vielen Kongressabgeordneten abgelehnt, da Indien den Export bestimmter strategisch wichtiger Materialien beschränkt hatte. Nachdem Nehru erklärt hatte, Indien würde keine Hilfslieferungen akzeptieren, die mit politischen Konzessionen verknüpft seien, billigte der Kongress im Juni 1951 schließlich einen Kredit im Wert von 190Millionen US-Dollar, der nach Fristen rückzahlbar war, die für die indische Regierung annehmbar waren.
Innenpolitik
Im folgenden Monat gab Nehru bekannt, die Regierung müsse Maßnahmen zur Geburtenkontrolle fördern, um das starke Bevölkerungswachstum zu bremsen, damit angesichts der traditionellen landwirtschaftlichen Methoden und häufigen Naturkatastrophen das knappe Nahrungsmittelangebot zur Ernährung der Bevölkerung ausreiche. Kurz darauf verabschiedete die Regierung den ersten Fünfjahresplan, der Investitionen von 3,8Milliarden US-Dollar insbesondere für Bewässerungsprojekte und Wasserkraftwerke vorsah.
Am 1.März 1952 wurden die Ergebnisse der ersten allgemeinen Wahlen in der Indischen Union bekannt gegeben. Auf der Basis des allgemeinen Wahlrechtes hatte die Stimmabgabe im Oktober 1951 begonnen und war im Februar 1952 abgeschlossen. Der Indische Nationalkongress, die Regierungspartei, errang 364 der 489 zur Wahl stehenden Sitze im Bundesparlament und war mit zwei Ausnahmen in sämtlichen Einzelstaaten erfolgreich. Im Mai wählte das neu gebildete Wahlmännergremium Rajendra Prasad für fünf Jahre zum Präsidenten.
Internationale Beziehungen
Im Juni 1952 unterzeichnete Indien, das die japanische Friedenskonferenz von 1951 boykottiert hatte, einen bilateralen Friedensvertrag mit Japan. Zu den Vertragsbedingungen gehörte der Verzicht auf sämtliche Reparationsleistungen. Im September billigte die indische Regierung Nahrungsmittelhilfslieferungen aus der Volksrepublik China und der Sowjetunion, aber erst nachdem sich beide Staaten verpflichtet hatten, diese Lieferungen nicht von etwaigen politischen Konzessionen abhängig zu machen.

Korea und Kaschmir
Im Jahr 1953 spielte Indien eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der internationalen Beziehungen. So wurde ein indischer General zum Vorsitzenden der Reparationskommission neutraler Staaten ernannt, die durch die koreanischen Waffenstillstandsvereinbarungen am 27.Juli eingesetzt worden war. In dieser Position wurde die indische Neutralitätspolitik weiterverfolgt, obwohl der General sowohl vonseiten der UNO als auch von kommunistischer Seite der Parteilichkeit bezichtigt wurde. Im August beschloss die UNO-Vollversammlung den Ausschluss Indiens von der geplanten Korea-Friedenskonferenz, nachdem eine von den Briten unterstützte Resolution zu Fall gebracht worden war, in der eine Beteiligung Indiens an den Gesprächen vorgesehen war. Der US-amerikanische Außenminister John Foster Dulles bezeichnete den Ausschluss Indiens von den geplanten Friedensverhandlungen als Preis der Neutralität. Im Dezember 1953 wurden die indisch-pakistanischen Gespräche über die Einzelheiten des Plebiszits in Kaschmir ergebnislos abgebrochen. Man konnte sich nicht über die Zusammensetzung der während der Abstimmung dort stationierten Truppen einigen. Im Februar 1954 beschloss die konstituierende Versammlung von Kaschmir einstimmig den Beitritt zur Indischen Union.

Indochina
Die Premierminister Indiens, Pakistans, Birmas, Indonesiens und Sri Lankas traten zwischen dem 28.April und dem 2.Mai 1954 auf Sri Lanka zu einer Konferenz zusammen. Unter anderem einigten sie sich auf die Unterstützung der Genfer Indochina- und Korea-Konferenz, die kurz vor ihrer Eröffnung stand. Diese Konferenz wurde angesichts der bevorstehenden Niederlage der Franzosen einberufen und sollte zur Beendigung des Krieges in Indochina führen. Nehru traf sich Ende Juni einige Male mit dem chinesischen Premierminister Zhou Enlai, der als Delegierter an der Genfer Konferenz teilnahm. Ergebnis war eine gemeinsame Erklärung, in der sie sich für eine politische Lösung der Indochinafrage einsetzten. Gemäß der Waffenstillstandsvereinbarungen vom Juli desselben Jahres übernahm Indien den Vorsitz einer internationalen Dreimächtekommission, die zur Überwachung dieser Vereinbarungen eingesetzt wurde.

Konferenz von Bandung
Im April 1955 nahm Indien zusammen mit 22 asiatischen und sieben afrikanischen Staaten an der afroasiatischen Solidaritätskonferenz im indonesischen Bandung teil. Im Juni verbrachte Nehru zwei Wochen in der UdSSR. Am Ende seines Besuchs gab er mit dem sowjetischen Premier Nikolay A.Bulganin eine gemeinsame Erklärung heraus, die eine Ächtung aller Atomwaffen einschloss sowie Abrüstung und eine breitere Anwendung des Prinzips der friedlichen Koexistenz vorsah. Daneben trat man für die Anerkennung der legitimen Rechte Taiwans und der Volksrepublik China ein.
Im Jahr 1954 verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Indien und Portugal zusehends, da die Nationalisten immer mehr darauf drangen, Portugal solle sich aus Goa und dem übrigen portugiesischen Indien zurückziehen. Im August 1955 eröffneten portugiesische Sicherheitskräfte das Feuer auf eine Gruppe indischer Demonstranten, welche die Grenze nach Goa überschritten hatten. Daraufhin brach Indien die diplomatischen Beziehungen zu Portugal ab.

Suez und Ungarn
Im Juli 1956 konferierte Nehru mit dem jugoslawischen Präsidenten Tito sowie mit dem ägyptischen Präsidenten Gamal Abd el-Nasser. Die drei Staatsmänner gaben später ein gemeinsames Kommuniqué heraus, in dem sie ihre Ablehnung des Kolonialismus und ihren Glauben an ein internationales, kollektives Sicherheitssystem bekräftigten. Während der Krise nach der ägyptischen Besetzung des Suezkanals am 26.Juli und dem folgenden Einmarsch israelischer, französischer und britischer Truppen in Ägypten, gingen von Indien zahlreiche Initiativen aus, die Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Nationen zu schlichten. Während der gesamten Krise konferierte der indische Minister ohne Geschäftsbereich, V.K.Krishna Menon, immer wieder mit Vertretern beider Seiten. Zur selben Zeit geriet Indien unter Druck, da man die UNO-Resolution vom 5.November 1956 nicht unterstützte, in der die UdSSR wegen ihres gewaltsamen Vorgehens gegen antisowjetische Rebellen in Ungarn verurteilt wurde. Noch im selben Monat verurteilte Nehru jedoch offiziell die sowjetische Besatzung.

Innenpolitik
Am 26.Januar 1957 erklärte Indien den Staat Kaschmir gemäß des Beschlusses der konstituierenden Versammlung Kaschmirs zu einem Bestandteil der Indischen Republik. Daraufhin kam es in Pakistan zu Ausschreitungen und zur Verbrennung von Nehru-Puppen; die pakistanische Regierung protestierte energisch bei der UNO. Bei den nationalen Wahlen im Februar und März 1957 gelang es der Kongresspartei, 366 von insgesamt 494 zu vergebenden Sitzen im Unterhaus zu gewinnen; die Kommunisten errangen 29Sitze und wurden stärkste Oppositionspartei; daneben konnten sie den Bundesstaat Kerala für sich gewinnen. Premierminister Nehru und Präsident Prasad blieben im Amt.
In Kerala kam es 1958 zu Massenprotesten und häufigen Demonstrationen, als die Regierung versuchte, ihren Einfluss auf die Privatschulen zu verstärken. Um die öffentliche Ordnung sicherzustellen, übernahm Prasad im Juli 1959 die Regierungsgewalt in Kerala. Die im Februar 1960 in diesem Bundesstaat stattfindenden Wahlen ergaben beträchtliche Stimmengewinne für die antikommunistischen Parteien.
Im Mai 1960 wurde der Bundesstaat Bombay entlang der Sprachgrenzen in die zwei Staaten Maharashtra und Gujarat geteilt. Um die rebellischen Naga-Völker versöhnlich zu stimmen, gab Nehru die Bildung des neuen Bundesstaates Nagaland als Abspaltung des bestehenden Bundesstaates Assam bekannt. Daraufhin forderten Teile der Sikh-Bevölkerung ihrerseits die Schaffung eines separaten Sikh-Staates, der vom Punjab abgetrennt werden sollte. Diese Frage wurde schließlich 1966 durch die Bildung des neuen Bundesstaates Haryana gelöst.
Im April 1961 wurde der dritte indische Fünfjahresplan verabschiedet. Seine Kosten wurden auf 24,36Milliarden US-Dollar veranschlagt und Ziel war es, das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung von 69,30US-Dollar jährlich auf 80,85US-Dollar zu steigern. Langfristiges Ziel war es, Indien bis 1976 völlig unabhängig von Auslandshilfe zu machen.

Konfrontationen mit Nachbarstaaten
Während des tibetischen Aufstands im März 1959 suchten etwa 9000 tibetische Flüchtlinge in Indien politisches Asyl. Daher kam es zu einigen Grenzzwischenfällen zwischen chinesischen und indischen Truppen; im August drangen chinesische Truppen auf indisches Territorium vor. Eine im April 1960 anberaumte Konferenz zur Lösung dieses Problems, an der sowohl Nehru als auch Zhou Enlai teilnahmen, endete ergebnislos.
Nachdem die Portugiesen fortlaufend der Aggression beschuldigt wurden, eroberten und annektierten die indischen Streitkräfte am 18.Dezember 1961 die verbliebenen portugiesischen Enklaven auf dem Subkontinent: Goa, Daman und Diu. Am nächsten Tag wurde dem UNO-Sicherheitsrat eine Resolution vorgelegt, in der Indien als Aggressor verurteilt werden sollte; die Billigung der Resolution scheiterte aber am Veto der Sowjetunion.
Im Lauf des Jahres 1962 nahmen die Grenzstreitigkeiten zwischen China und Indien weiter zu. Zu Beginn des Jahres stationierten beide Staaten zusätzliche Außenposten entlang der Grenzen des umstrittenen Territoriums im Himalaya. Im Oktober griffen die Chinesen die indischen Außenposten vom Osten und Westen der Grenze aus an und überrannten sie. Die schlecht vorbereiteten und für den Kampf im Hochgebirge schlecht ausgerüsteten indischen Truppen waren nicht in der Lage, den Ansturm der Chinesen aufzuhalten. Der Vormarsch wurde erst gestoppt, als Peking Ende November eine unilaterale Waffenruhe bekannt gab. Die Krise hatte eine drastische Modernisierung der indischen Armee zur Folge und führte Ende Oktober zum Rücktritt von Verteidigungsminister V.K.Krishna Menon, einem entschiedenen Neutralisten.
Am 27.Mai 1964 starb Nehru, der seit Beginn der indischen Unabhängigkeit Premierminister gewesen war. Nachfolger wurde Lal Bahadur Shastri, der frühere Innenminister. Pakistan machte Indien weiterhin den vorwiegend muslimischen Staat Kaschmir streitig, wo im August 1965 gewaltsame Zwischenfälle zwischen pakistanischen Guerilleros und indischen Truppen einen unerklärten Krieg zwischen den beiden Staaten auslösten. Die Kämpfe zogen sich trotz eines von der UNO vermittelten Waffenstillstands weiter hin, und die Situation blieb angespannt; erst Verhandlungen zwischen Shastri und dem pakistanischen Präsidenten Mohammed Ayub Khan unter Vermittlung der Sowjets führten am 10.Januar 1966 zur Vereinbarung eines Truppenrückzugs.

Neue Führung
Wenige Stunden nach der Unterzeichnung des Vertrags in Taschkent (UdSSR) erlag Shastri einem Herzanfall. Zur neuen Premierministerin wurde Nehrus Tochter Indira Gandhi gewählt, die frühere Informationsministerin.
1969 sah sich Premierministerin Gandhi einer Revolte des konservativen Flügels der Kongresspartei gegenüber, konnte aber einen eindrucksvollen Sieg feiern, als der frühere Vizepräsident Varahagiri Venkata Giri mit ihrer Unterstützung den offiziellen Präsidentschaftskandidaten des Kongresses besiegte. Gandhi und ihre Fraktion, die so genannte Ruling Congress Party oder Kongresspartei (R), konnten bei den Wahlen im März 1971 einen eindrucksvollen Sieg verbuchen und damit ihre Machtstellung weiter ausbauen.
Im weiteren Verlauf des Monats brach in Pakistan der Bürgerkrieg aus, als die von Westpakistanis beherrschte nationale Regierung die Versuche der Bengalen, eine Autonomie Ostpakistans zu erreichen, brutal unterdrückte. Als Millionen bengalischer Flüchtlinge über die Grenze nach Indien strömten, verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Indien und Westpakistan zusehends. Im Dezember trat Indien aufseiten Ostpakistans in den Krieg ein, erzwang die Kapitulation der dort eingesetzten pakistanischen Truppen und erkannte als erster Staat der Welt Bangladesh als neue Nation an. Daraufhin kehrten die meisten bengalischen Flüchtlinge wieder zurück.
Im Lauf der siebziger Jahre verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage. Die Arbeitslosigkeit stieg, es kam zu Verteilungskämpfen um Nahrungsmittel, und es wurden immer mehr Stimmen gegen die Korruption in der Regierung laut. Zum Erstaunen der Welt zündete Indien am 18.Mai 1974 seine erste Atombombe. Im Juli wurde ein Versuch des Parlaments, die Regierung Gandhi zu stürzen, vereitelt. Im folgenden Monat wurde mit Fakhruddin Ali Ahmed der von Gandhi unterstützte Kandidat zum Staatspräsidenten gewählt. Anfang 1975 annektierte Indien Sikkim, das als 22.Bundesstaat in die Union aufgenommen wurde.
Im Juni 1975 sprach man Gandhi der Korruption im Wahlkampf von 1971 schuldig. Als sie um ihren Parlamentssitz bangen musste, erklärte sie den nationalen Notstand. Mit umfangreicher politischer Macht ausgestattet, setzte sie wichtige Maßnahmen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Senkung der Geburtenrate durch. In zunehmendem Maß setzte sie auf ihren jüngeren Sohn Sanjay Gandhi. Die politische Opposition wurde durch Massenverhaftungen und Pressezensur in Schach gehalten. Indira Gandhis Methoden, insbesondere die Pressezensur und die in verschiedenen Gebieten praktizierten Zwangssterilisierungen als Teil des Programms zur Geburtenkontrolle, stießen in weiten Kreisen auf Widerstand.

Regierung des Janata-Blockes
Anfang 1977 schrieb Gandhi nationale Wahlen aus, wobei sie ihre Unterstützung durch das Volk demonstrieren wollte. Stattdessen verlor sie ihren Parlamentssitz, und die Kongresspartei verlor zum ersten Mal seit 1952 die Parlamentsmehrheit. Gewinner der Wahlen war der Janata-Block, eine Koalition aus mehreren Oppositionsparteien, der etwa die Hälfte der Parlamentssitze erringen konnte; der Führer des Blockes, Morarji R.Desai, wurde Premierminister. Er hob den Ausnahmezustand auf und beendete die Repressionen, die von der Regierung Gandhi eingeführt worden waren. Im Januar 1978 trat Gandhi aus der Kongresspartei aus und bildete eine Schwesterpartei, die so genannte Indira-Kongresspartei. Trotz der Notstandsjahre bewahrte Gandhi ihr Charisma, und so gelang es der Indira-Kongresspartei, die Wahlen im Süden des Landes und im Bundesstaat Maharashtra zu gewinnen; im April war die Partei bereits die stärkste Opposititionspartei in der Lok Sabha.
Gandhis Rückkehr
Nach zwei Jahren an der Macht verlor die Janata-Regierung 1979 ihre Parlamentsmehrheit, und Desai trat zurück. Bei den Wahlen im Januar 1980 konnten Gandhi und ihre Indira-Kongresspartei einen überwältigenden Sieg feiern, und sie kehrte wieder in ihr Amt als Premierministerin zurück. Am 23.Juni kam ihr Sohn Sanjay, der bei den Wahlen als großer Sieger hervorgegangen war, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Seinen Parlamentssitz übernahm sein älterer Bruder Rajiv Gandhi, den Indira Gandhi offenbar zu ihrem Nachfolger machen wollte.
Um die Sikhs zu besänftigen, die nach Autonomie im Punjab strebten, wo sie in der Mehrheit waren, unterstützte Indira Gandhi die Präsidentschaftskandidatur von Zail Singh, der im Juli 1982 als erster Sikh indischer Staatspräsident wurde. Die Separatisten blieben aber durch eine Reihe von Terroranschlägen weiter aktiv, und so stellte Gandhi den Punjab im Oktober 1983 unter direkte Verwaltung der Bundesregierung und stattete die Polizei mit umfangreichen Vollmachten aus.
Das Zentrum des Sikh-Widerstands bildete das wichtigste Heiligtum ihrer Religion, der Goldene Tempel in Amritsar. Am 2.Juni 1984 wurde der Tempel von indischen Truppen abgeriegelt und besetzt. Ihre unzureichend geplante und schlecht durchgeführte Aktion kostete Hunderte von Sikhs das Leben und führte zur Beschlagnahme umfangreicher Waffenlager. Gegen Ende des Monats zogen sich die Truppen zurück, aber die Sikh-Nationalisten waren schwer gedemütigt. Am 31.Oktober fiel Indira Gandhi einem von Sikhs ihrer eigenen Leibwache ausgeführten Attentat zum Opfer. Im Lauf der folgenden Ausschreitungen wurden mindestens 1000Sikhs von den fanatisierten Massen getötet. Wenige Stunden nach dem Tod seiner Mutter wurde Rajiv Gandhi als Premierminister vereidigt.
Am 3.Dezember gab es eine schwere Umweltkrise, als aus dem leckgeschlagenen Tank eines Pestizidwerkes des amerikanischen Unternehmens Union Carbide im zentralindischen Bhopal giftige Gase ausströmten und mindestens 3300Menschen getötet und mehr als 20000 weitere verletzt wurden. Nachdem Gandhis Stellung bei den Parlamentswahlen im Dezember 1984 bestätigt worden war, reagierte er auf die anhaltenden Unruhen unter den Sikhs, indem er die Grenzen des Punjab erweiterte.
Anfang 1987 schickte Indien zur Unterstützung des Kampfes gegen die tamilische Guerilla Truppen nach Sri Lanka. Im Juli wurde zwar ein Friedensvertrag unterzeichnet, doch die gewaltsamen Auseinandersetzungen hielten an. Der Sieg von Ramaswami Venkataraman zum Staatspräsidenten in den Wahlen im Juli schien Gandhis Machtposition zunächst einmal zu festigen. Doch Gerüchte über Korruption und Misswirtschaft führten zur Schwächung der Indira-Kongresspartei; dazu kam Gandhis offenbare Unfähigkeit, effektiv auf die Autonomieforderungen im Punjab und in Kaschmir zu reagieren. In den Wahlen vom November 1989 verlor die Indira-Kongresspartei ihre Parlamentsmehrheit, und der Führer der Janata Dal Partei, Vishwanath Pratap Singh, wurde neuer Premierminister. 1990 führte eine Spaltung innerhalb Singhs eigener Partei zum Zusammenbruch seiner Minderheitsregierung; Nachfolger wurde sein größter Gegenspieler, Chandra Shekhar, dessen Regierung im März 1991 zurücktrat und den Weg für Neuwahlen frei machte. Während des Wahlkampfes fiel Rajiv Gandhi dem Bombenattentat eines tamilischen Nationalisten zum Opfer. Die entrüsteten Wähler statteten die Indira-Kongresspartei daraufhin mit einer Parlamentsmehrheit aus und P.V.Narasimha Rao, der frühere Außenminister und Parteigänger Gandhis, wurde neuer Premierminister.

Die Regierung Rao
Im Januar 1993 wurde Raos Autorität durch landesweite Ausschreitungen untergraben. Diese entstanden durch militante Hindus im Anschluss an die Zerstörung der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Babri-Masjid-Moschee in Ayodhya. Die Hindus behaupteten, die Moschee habe sich an einem Ort befunden, an dem früher ein dem Gott Rama geweihter Tempel gestanden habe. Dieser Gott wurde laut Überlieferung in Ayodhya geboren. Innerhalb der nächsten sechs Wochen fielen in ganz Indien mehr als 6 000 Menschen der Gewalt der Sektierer zum Opfer. Da Rao eine Ausweitung der Ausschreitungen befürchtete, verbot er in Delhi eine Massendemonstration von Hindu-Nationalisten, die den Rücktritt Raos und seiner Regierung forderten. Im März kam es zu einer Serie von Bombenanschlägen in Bombay und Kalkutta. Bei einer Detonation im Finanzbezirk Bombays kamen mehr als 300 Menschen ums Leben. Die Bombenanschläge in Kalkutta wurden mit einer Gruppe von Kriminellen in Verbindung gebracht, die sich beim Versuch, eine Bombe zu bauen, in einem Appartementgebäude schließlich selbst in die Luft sprengten.
Zu Beginn der neunziger Jahre verschärften sich die Spannungen zwischen Indien und Pakistan hinsichtlich der Kaschmirfrage (siehe Jammu and Kashmir). Seit 1989 kam es in Jammu and Kaschmir immer wieder zu vereinzelten Kampfhandlungen zwischen der indischen Armee und militanten muslimischen Separatisten, die entweder einen eigenen Staat oder den Anschluss an das muslimische Pakistan forderten. Unterstützt wurden die muslimischen Rebellen im indischen Teil Kaschmirs dabei von der pakistanischen Premierministerin Benazir Bhutto. Im Januar 1994 kam es zwischen Indien und Pakistan zu bilateralen Gesprächen über die umstrittene Region, die aber zu keinen nennenswerten Ergebnissen führten. Da Pakistan ein eigenes Atomwaffenprogramm vorantrieb, fürchteten viele Staaten, dass der Kaschmir-Konflikt zu einem Atomkrieg eskalieren könne.
Im September 1993 kam es in Mittelindien, etwa 320 Kilometer westlich von Hyderabad, zu einem verheerenden Erdbeben. Dabei wurden etwa 10 000 Menschen getötet und Dutzende von Dörfern zerstört.
Ende 1994 gerieten Rao und die Indira-Kongresspartei unter Druck, nachdem die Partei im Süden des Landes schwere Verluste bei den nationalen Wahlen zu verzeichnen hatte. Im Verhalten der Wähler spiegelten sich die Auswirkungen der Ausschreitungen von 1993 sowie die weiter anhaltenden religiösen Spannungen wider. Daneben zeigt sich im Wahlergebnis aber auch die allgemeine Ablehnung der marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftsreformen, welche die Regierung Rao nach 1991 durchgesetzt hatte. Auch wenn die Öffnung zur Steigerung des Wirtschaftswachstums beigetragen hatte, sorgten die Reformen andererseits für starke Inflation, Preissteigerungen und Arbeitsplatzverluste in verschiedenen Branchen. Bei den nationalen Wahlen vom Mai 1996 gewann die Bharatiya Janatapartei (BJP). Premierminister wurde Atal Bihari Vajpayee, der jedoch nach einer nur zwei Wochen dauernden Amtszeit zurücktrat. Staatspräsident Shankar Dayal Sharma beauftragte daraufhin H. D Deve Gowda, den Führer einer aus 13 Parteien bestehenden Mitte-Links-Allianz, mit der Bildung einer neuen Regierung. Dieser legte sein Amt im April 1997 nieder, nachdem sich die Mehrheit der Abgeordneten des Parlaments bei der von ihm gestellten Vertrauensfrage gegen ihn ausgesprochen hatte.