China
(Zhonghua Renmin Gongheguo), liegt in Ostasien und ist (nach Russland
und Kanada) das drittgrößte Land der Erde; gemessen an seiner
Bevölkerung nimmt es Platz eins in der Welt ein. Die Volksrepublik
China grenzt im Norden an die Mongolei und Russland, im Nordosten
an Russland und Nordkorea, im Osten an das Gelbe Meer und das
Ostchinesische Meer, im Süden an das Südchinesische Meer, Vietnam,
Laos, Myanmar, Indien, Bhutan und Nepal, im Westen an Pakistan,
Afghanistan und Tadschikistan und im Nordwesten an Kirgisistan
und Kasachstan. Zu China gehören mehr als 3 400 Inseln
vor der Küste. Hainan im Südchinesischen Meer ist die größte chinesische
Insel. Die Gesamtfläche von China beträgt 9 571 300 Quadratkilometer,
Nationalchina, offiziell unter dem Namen Republik China bekannt,
ist dabei nicht mitgerechnet. Die Hauptstadt von China ist Peking;
die größte Stadt des Landes ist jedoch Shanghai.
Mehr
als ein Fünftel der gesamten Weltbevölkerung lebt innerhalb Chinas
Grenzen. China ist die Wiege einer der frühesten Zivilisationen
der Erde; Zhonghua, der chinesische Name für das Land, bedeutet
Reich der Mitte und belegt zugleich den Glauben der Chinesen,
dass ihr Land das geographische Zentrum der Erde und die einzige
wirkliche Zivilisation ist. Im 19. Jahrhundert durchlief
China eine politisch und ökonomisch schwache Phase und wurde von
ausländischen Mächten beherrscht. Die Machtübernahme durch eine
kommunistische Regierung 1949 zählt zu den wichtigsten Ereignissen
der chinesischen Geschichte. In einer bemerkenswert kurzen Zeitspanne
änderte sich sowohl die chinesische Wirtschaft als auch die Gesellschaft
radikal. Seit 1970 versucht China seine selbst auferlegte Isolation
innerhalb der internationalen Gemeinschaft zu durchbrechen und
sucht Anschluss an moderne ökonomische Strukturen.


In China herrscht eine große landschaftliche Vielfalt und entsprechend
unterschiedlich sind auch die natürlichen Ressourcen des Landes.
Die höheren Gebirgszüge mit einigen der höchsten Berge der Erde
befinden sich überwiegend im Westen Chinas. Drei dieser Gebirge,
Tian Shan, Kunlun und Tsinling, stammen aus der Zeit der paläozoischen
Gebirgsbildungen (Orogenese), die im späten Karbon begannen und
im Perm endeten, als sich die Landmassen der Erde zu einem einzigen
großen Kontinent zusammengefügt hatten, Pangaea (siehe Geologie:
geologische Zeitalter). Ein viertes, das Himalayagebirge, ist
jüngeren Ursprungs. Es bildete sich, als die im mesozoischen Meer,
der Tethys, abgelagerten Sedimente aneinandergepresst und beim
Zusammenstoß der indischen und eurasischen Platten in die Höhe
geschoben wurden. Dieser Vorgang fand im Oligozän, einem Zeitabschnitt
des Tertiärs, vor etwa 40 Millionen Jahren statt. Im Quartär,
dem geologisch jüngsten Abschnitt, äußert sich tektonische Aktivität
vor allem in Form von Erdbeben, die insbesondere entlang eines
breiten Bogens auftreten, der sich vom westlichen Rand des Sichuan-Beckens
(Rotes Becken) nach Nordosten in Richtung Bo Hai und zum Golf
an der Nordküste des Gelben Meeres erstreckt.
Die zahlreichen Gebirgszüge des Landes umschließen verschiedene
Hochebenen und Becken, die beträchtliche Wasserreservoire und
Bodenschätze enthalten. Auch das Klima lässt sich in unterschiedliche
Zonen einteilen; diese reichen von subarktischen bis zu tropischen
Bedingungen, einschließlich großer Gebiete mit alpinen Lebensbereichen
und Wüsten. Entsprechend den klimatischen Unterschieden bietet
das Land eine enorme Artenvielfalt in Flora und Fauna.
43 Prozent der chinesischen Landfläche sind gebirgig, weitere
26 Prozent nehmen die Hochebenen ein, während 19 Prozent
aus Becken und hügeligem Terrain in vorwiegend trockenen Regionen
bestehen. Lediglich zwölf Prozent des Landes lassen sich als Ebenen
bezeichnen.
Geographische
Regionen
China lässt
sich in sechs geographische Hauptgebiete einteilen, wobei die
einzelnen Regionen beträchtliche topographische Unterschiede aufweisen.
Der
Nordwesten
Diese
Region besteht aus zwei Becken, dem Dsungarischen Becken (Junggar
Pendi) im Norden und dem Tarim-Becken im Süden sowie dem hoch
gelegenen Tian Shan. Das Tarim- Becken umfasst die weite Sandwüste
Takla Makan (Taklimakan Shamo), die trockenste Wüste Asiens. Die
Dünen in ihrem Inneren erreichen Höhen bis zu 100 Metern.
Die Tiefebene Turfan (Turpan Pendi) liegt bis zu 154 Meter
unterhalb des Meeresspiegels. Das Dsungarische Becken enthält
zwar ebenfalls Sand- und Steinwüsten, ist jedoch eine überwiegend
fruchtbare Region, die bewässert und landwirtschaftlich genutzt
wird.
Das
mongolische Grenzland
Im
Norden Zentralchinas liegt das mongolische Grenzland. Dieses Plateaugebiet
besteht vorwiegend aus sandigen, steinigen oder schotterbedeckten
Wüsten, die sich nach Osten in eine fruchtbare Steppenregion ausdehnen.
Diese flache bis abschüssige Ebene wird von verschiedenen Tafelgebirgen
unterteilt. An seiner östlichen Grenze liegt das bewaldete Hochland
des Großen Chingan (Da Hinggan Ling).
Der
Nordosten
Er umfasst
die gesamte Mandschurei im Osten des Großen Chingan. Die nordöstliche
Region schließt die Mandschurische Ebene (Bongbai Pingyuan) und
die umliegenden Hochgebiete ein. Die Ebene verfügt über weite,
fruchtbare Böden. Die Hochgebiete sind hügelig bis gebirgig und
von zahlreichen breiten Tälern und sanften Hängen durchzogen.
Im Süden erstreckt sich die Liaodong- Halbinsel, die über einige
Naturhäfen verfügt.
Nordchina
Diese
Region liegt zwischen dem mongolischen Grenzland im Norden und
dem Fluss Jangtsekiang im Süden. Das Gebiet lässt sich in verschiedene
topographische Einheiten gliedern. Das Lößplateau im Nordwesten
besteht aus einer Anhäufung von durch den Wind angewehtem Löß.
Der locker aufgeschichtete Lößboden ist ständiger Erosion ausgesetzt,
weshalb die Oberfläche von versunkenen Straßen, Tälern und zahlreichen
Schluchten durchzogen ist. Das Gebiet ist mit vielen Terrassen
versehen und wird landwirtschaftlich genutzt. Die Nordchinesische
Ebene, das größte Flachland Chinas, besteht aus fruchtbaren Böden,
die sich auf Löß herausgebildet haben. Die meisten Regionen werden
intensiv bewirtschaftet. Die im Osten gelegenen Shandong-Hochländer
auf der gleichnamigen Halbinsel setzen sich aus zwei unterschiedlichen
Gebirgsregionen zusammen, die von Geröllhügeln flankiert sind.
Die felsige Küste der Halbinsel enthält einige natürliche Häfen.
Im Südwesten bildet das Zentralgebirge eine stattliche Barriere
gegen alle nordsüdlich gerichteten Luftmassenbewegungen.
Südchina
Die
Region umfasst das Jangtsekiang-Tal und die verschiedenen topographischen
Regionen im Süden. Das Jangtsekiang-Tal besteht aus einer Reihe
von Becken mit fruchtbaren angeschwemmten Böden. Diese Tiefebenen
werden von natürlichen und angelegten Wasserwegen durchkreuzt.
Außerdem sind hier auch zahlreiche Seen verbreitet. Das Sichuan-Becken
(Rotes Becken) im Westen wird von zerklüfteten Felsvorsprüngen
des Zentralhochlandes eingeschlossen und bildet ein relativ abgelegenes
hügeliges Terrain. Das Gebiet ist wegen seiner weiten, landwirtschaftlich
genutzten Terrassenanlagen bekannt. Die Hochebenen Südchinas erstrecken
sich vom Tibetischen Plateau nach Osten bis zum Meer. Das tief
erodierte Yunnan-Guizhou-Plateau im Westen wird von verschiedenen
Gebirgsketten eingerahmt, die durch tiefe Täler und steile Schluchten
voneinander getrennt sind. Eine der bizarrsten Landschaften ist
im östlichen Guizhoue zu finden, wo das Gelände von hohen Lehmbergen
mit säulenartigen Gipfeln gekennzeichnet ist. Im Osten liegen
die zum großen Teil kahl geschlagenen und stark erodierten Nan-Ling-Hügel.
Entlang der Küste erstrecken sich die zerklüfteten südöstlichen
Hochebenen. Die vielen vorgelagerten Inseln verfügen über zahlreiche
natürliche Häfen. Im Süden der Nan-Ling-Hügel liegt das Xi-Jiang-Becken.
Diese überwiegend hügelige Region ist mit fruchtbaren Böden ausgestattet;
auch die Flusstäler sind nährstoffreich und werden landwirtschaftlich
genutzt. Das breite Flussdelta des Xi Jiang wird auch Kantondelta
genannt.
Die
Tibetische Hochebene
Im
abgelegenen äußersten Südwesten Chinas liegt die Tibetische Hochebene.
Das zerklüftete Bergland gehört zu den höchsten Plateauregionen
der Welt. Die durchschnittliche Höhe beträgt 4 510 Meter.
Die Hochebene wird im Süden vom Himalaya begrenzt, im Westen vom
Pamir und dem Karakorum und im Norden von den Gebirgen Kunlun
und Qilian Shan. Auf der Hochebene liegen mehrere Salzseen und
Sumpflandschaften; zudem wird sie von verschiedenen Gebirgszügen
durchkreuzt und enthält die Quellen der wichtigsten süd- und ostasiatischen
Flüsse, z. B. des Indus, Ganges, Brahmaputra, Mekong, Jangtsekiang
und Huang He (Gelber Fluss). Die Landschaft ist karg und felsig.
Flüsse
und Seen
Die drei
längsten Flüsse des Landes, Jangtsekiang, Huang He und Xi Jiang
münden in den Pazifik; nur ein kleiner Teil des Landes entwässert
zum Indischen Ozean hin. Der Huang He durchfließt das Lößbergland
und mündet in das Ostchinesische Meer; aufgrund der transportierten
Lößmengen hat er den Namen „Gelber Fluss" erhalten. Der Xi
Jiang fließt ins Südchinesische Meer. Der bedeutendste Fluss im
äußersten Norden des Landes ist der Amur (Heilong Jiang), der
über eine lange Strecke die nordöstliche Grenze mit Russland darstellt.
Der Songhua (Sungari) und Liaoe entwässern mit ihren Nebenflüssen
den größten Teil der Mandschurischen Ebene und der sie umgebenden
Hochländer. Zu den größten Seen Chinas zählt der Qinghai Hu. Die
meisten der großen Seen Chinas liegen im mittleren und unteren
Jangtsekiang-Tal. Dongting Hu und Poyang Hu gehören zu den größten
im Mittellauf des Flusses. Im Sommer steigen die Wasserstände
der Seen stark an und sie dienen zu Bewässerungszwecken. Der größte
Salzsee der Tibetischen Hochebene ist der Qinghai Hu (Koko Nor)
im weniger hoch gelegenen Nordosten; weitere Salzseen ähnlichen
Ausmaßes befinden sich auf dem Hochplateau. Über 2 000 Wasserspeicheranlagen
wurden in China errichtet, vorrangig zum Zweck der Bewässerung
und der Überflutungskontrolle. Die meisten dieser Anlagen sind
relativ klein, doch die größte am Huang He besitzt eine Kapazität
von 35,4 Milliarden Kubikmetern.
Klima
Das
Klima Chinas ist je nach Region sehr verschieden; gemäßigte Temperaturen
herrschen in den halbtrockenen Regionen des Westens vor, während
im äußersten Süden tropische Bedingungen überwiegen. Für weite
Teile des Landes ist starke Kontinentalität mit kalten Wintern
und heißen Sommern charakteristisch.
Der
asiatische Monsun beeinflusst das Klima des Landes weiträumig.
Im Winter strömen kalte, trockene Winde aus dem ausgedehnten Hochdruckgebiet
über Zentralsibirien nach China. Dies führt in allen Gebieten
nördlich des Jangtsekiang zu niedrigen Temperaturen und bringt
dem gesamten Land Trockenheit. Im Sommer strömt warme, feuchte
Luft aus dem Pazifik ein, wodurch Niederschläge und zyklonenartige
Stürme entstehen. An der Leeseite der Berge nehmen die Niederschläge
mit zunehmender Entfernung vom Meer ab. Die Becken im Nordwesten
erhalten nur geringe Niederschläge. Die sommerlichen Temperaturen
sind im ganzen Land bemerkenswert konstant; im Winter herrscht
zwischen Norden und Süden jedoch ein extremes Temperaturgefälle.
Im
südöstlichen China, südlich des Jangtsekiang-Tales, herrscht im
Allgemeinen subtropisches, im äußersten Süden sogar tropisches
Klima vor. Die Sommertemperaturen in dieser Region liegen im Durchschnitt
bei 26 °C. Im Winter fallen die Temperaturen bis auf 17,8 °C
im tropischen Süden und auf 3,9 °C entlang des Jangtsekiang.
Die Bergplateaus und Becken im Südwesten weisen ebenfalls subtropisches
Klima mit beträchtlichen regionalen Unterschieden auf. Wegen der
Höhenlage sind die Sommer kühler, und durch den Schutz vor Nordwinden
sind die Winter relativ mild. Im Sichuan-Becken (Rotes Becken)
dauert die Vegetationszeit aufgrund der großen Feuchtigkeit mit
häufiger Nebelbildung elf Monate. Die Niederschläge sind vor allem
im Sommer hoch; sie betragen in fast allen Teilen Südchinas jährlich
mehr als 1 000 Millimeter.
Nordchina
enthält keine Gebirgskette, die vor den Kaltlufteinbrüchen aus
Sibirien schützt, weshalb die Winter hier kalt und trocken sind.
Die Temperaturen im Januar reichen von 3,9 °C im Süden bis
–10 °C im Norden von Peking und in den höheren Lagen des
Westens. Im Juli liegen die Temperaturen im Allgemeinen bei 26 °C
und erreichen in der Nordchinesischen Ebene sogar 30 °C.
Beinahe der gesamte Jahresniederschlag von etwa 760 Millimetern
konzentriert sich auf den Sommer. Im Nordwesten ist es weniger
feucht, denn hier herrscht trockenes Steppenklima. Die Niederschläge
variieren in diesen Gebieten von Jahr zu Jahr sehr stark. Diese
Tatsache sowie gelegentliche Sandstürme und Hagelschauer machen
die Landwirtschaft zu einem schwierigen Geschäft. An etwa 40 Tagen
im Jahr herrscht dichter Nebel, an der Küste bisweilen sogar an
80 Tagen.
Das
Klima der Mandschurei ähnelt dem Nordchinas, ist aber kälter.
Im Januar liegen die mittleren Temperaturen in der Mandschurischen
Ebene bei –17,8 °C, im Juli bei 22,2 °C. Die Jahresniederschläge
liegen zwischen 510 und 760 Millimetern im Osten und 300 Millimetern
im Westen; Hauptregenzeit ist der Sommer.
In
den nordwestlichen Grenzgebieten zur Mongolei herrscht überwiegend
Wüsten- und Steppenklima. Im Januar liegen die Durchschnittstemperaturen
überall mit Ausnahme des milderen Tarim-Beckens um –10 °C.
Im Juli belaufen sie sich auf etwa 20 °C. Der Jahresniederschlag
liegt zwischen 100 und 250 Millimetern.
Wegen
der Höhenlage herrscht auf dem Tibetischen Plateau arktisches
Klima; die Temperaturen bleiben ganzjährig unter 15 °C. Die
Luft ist das ganze Jahr über klar und trocken. Die jährlichen
Niederschläge liegen mit Ausnahme des äußersten Südostens überall
unter 100 Millimetern.


Aufgrund
der verschiedenen klimatischen und topographischen Bedingungen
weist die Pflanzenwelt Chinas eine große Artenvielfalt auf. Ein
Großteil der ursprünglichen Vegetation ist jedoch während der
Jahrhunderte der Besiedlung und intensiven landwirtschaftlichen
Nutzung zerstört worden. Natürliche Wälder gedeihen nur noch in
den abgelegenen Bergregionen.
In
der Region südlich des Xi-Jiang-Tales wachsen dichte tropische
Regenwälder. Diese bestehen aus breitblättrigen Laubbäumen von
mehr als 50 Meter Höhe und vereinzelten Palmen. Subtropische
Vegetation gedeiht im Norden des Jangtsekiang-Tales und im Westen
des Tibetischen Plateaus. In dieser Zone ist die Artenvielfalt
besonders reichhaltig und umfasst Eichen, Ginkgos, Bambushaine,
Pinien, Azaleen und Kamelien. Auch Wälder aus Lorbeerbäumen und
Magnolien sowie dichtes Unterholz aus kleineren Büschen und Bambusdickichten
sind hier zu finden. In den höheren Lagen überwiegen Nadelbäume
und Berggewächse.
Im
Norden des Jangtsekiang-Tales liegt ein noch sehr ursprünglich
erhaltener Wald aus breitblättrigen Laubbäumen. Die wesentlichen
hier vertretenen Arten sind Eiche, Esche, Ulme und Ahorn; Linden
und Birken wachsen in der nördlichen Mandschurei. Die wichtigsten
Holzreserven liegen in den Bergen der nördlichen Mandschurei,
wo es noch große Gebiete mit Lärchenwäldern gibt. Die heute kultivierte
Mandschurische Ebene wurde früher von Grassteppe mit verstreuten
Baumbeständen eingenommen.
Prärie-
oder Steppenlandschaften mit dürreresistenten Gräsern sind im
Grenzgebiet zur Mongolei verbreitet. Die Vegetation dieser Region
nahm jedoch aufgrund von Überwucherung und Bodenerosion stark
ab. Die kargeren Gebiete im Nordwesten sind von Gebüschen krautiger
Pflanzen gekennzeichnet. Tundrenvegetation aus Gräsern und Blumen
wächst in großen Teilen des Tibetischen Hochlandes. In den günstigeren
Lagen der Trockenregionen gedeihen auch höhere Büsche und Bäume;
in vielen Berggebieten befinden sich Fichten- und Tannenwälder.
Fauna
Die
unterschiedlichen Lebensräume in China sorgen auch für eine vielfältige
Fauna. Diese reicht von arktischen Arten in der Mandschurei bis
hin zu einer reichen tropischen Tierwelt im südlichen China. Einige
andernorts bereits ausgestorbene Arten haben in China überlebt.
Zu diesen zählen der Schwertstör aus dem Fluss Jangtsekiang, bestimmte
Alligatoren- und Salamanderarten, der Große Panda (lebt nur im
Südwesten Chinas) und das Chinesische Wasserreh (existiert ausschließlich
in China und Korea).
Im
tropischen Süden tummeln sich vielerlei Primaten, darunter Gibbon
und Makak, sowie verschiedene andere Affenarten. Größere Raubtiere,
etwa Bär, Tiger und Leopard, sind nur in begrenzter Zahl vertreten
und lediglich in abgelegenen Gebieten heimisch. Leoparden leben
in der nördlichen Mandschurei, Tibet ist Lebensraum des Schneeleoparden.
Kleinere Raubtiere, darunter Fuchs, Wolf und Waschbär sind in
vielen Regionen zahlreich vertreten. Antilopen, Gazellen, Gämsen,
Wildpferde und andere Huftiere bewohnen die Bergregionen und Täler
im Westen, der Elch ist in der nördlichen Mandschurei verbreitet.
Auch die Vögel sind in verschiedensten Arten anzutreffen: Fasane,
Pfauen, Papageien, Reiher und Kraniche leben in China.
Zu
den Haustieren zählen auch der Wasserbüffel, der im Süden als
Zugtier eingesetzt wird, das im trockenen Norden und Westen als
Lasttier verwendete Kamel sowie der Yak, ein halbdomestiziertes
Hochgebirgsrind, das in den tibetischen Hochländern genutzt wird.
Das
Meeresleben, insbesondere an der Südküste, ist reichhaltig. Hier
finden sich Flundern, Kabeljau, Thunfische, Tintenfische, Krabben,
Garnelen und Delphine. Die Flüsse Chinas bieten Lebensraum für
verschiedene Karpfenarten, Lachs, Forelle, Stör, Wels und den
chinesischen Flussdelphin. Viele Binnengewässer Chinas werden
für die Fischzucht verwendet.
Bevölkerung
Die
Bevölkerung Chinas besteht zu 93 Prozent aus Chinesen (Han-Chinesen).
Die Chinesen sind überwiegend mongolischer Abstammung und unterscheiden
sich innerhalb Chinas nicht durch verschiedene Herkunft, sondern
über sprachliche Variationen. Sieben Prozent der Bevölkerung
gehören zu nationalen Minderheiten, die jedoch etwa 60 Prozent
der Gesamtfläche Chinas bewohnen. Auf diese Weise erhalten die
nationalen Minderheiten sogar eine größere Bedeutung als der prozentuale
Anteil an der Bevölkerung vermuten lässt.
Mehr
als 70 Millionen Menschen gehören den 56 nationalen Minderheiten
an. Die meisten dieser Gruppen unterscheiden sich von den Chinesen
durch Sprache oder Religion und weniger durch ethnische Merkmale.
Zu den größten Minderheiten zählen die mit den Thais verwandten
Zhuang (14,6 Millionen, überwiegend in der Autonomen Region
Guangxi Zhuang), die Hui (7,9 Millionen chinesische Muslime
in der Autonomen Region Ningxia Hui), die Gansu und Qinghai, die
türkischsprachigen Uigur (6,5 Millionen in der Autonomen
Region Singkiang), die Ureinwohner Yi (5,9 Millionen in Sichuan,
Yunnan und Guangxi), die Ureinwohner Miao (5,5 Millionen
in Guizhou, Hunan und Yunnan), die Tibeter (4,3 Millionen
in der Autonomen Region Tibet und Qinghai) sowie die Mongolen
(3,7 Millionen in der Inneren Mongolei, Gansu und Singkiang).
Weitere Gruppen umfassen Koreaner, Bonyei und Mandschu. Die Mandschu
stammen von jener Volksgruppe ab, die im 17. Jahrhundert
China eroberte und die Ching- oder Mandschu-Dynastie begründete;
sie sind von den Han-Chinesen kaum zu unterscheiden.
Die
erste nationale Volkszählung seit der kommunistischen Machtübernahme
1953 versuchte, die menschlichen Ressourcen für den ersten Fünfjahresplan
zu erfassen. Zu dieser Zeit betrug die chinesische Bevölkerung
585,5 Millionen. Eine zweite Volkszählung von 1964 zeigte
eine Zunahme auf 694,6 Millionen und die dritte Zählung von
1982 ergab eine Einwohnerzahl von knapp über einer Milliarde (nicht
einbezogen sind Hongkong, Macao und Taiwan). Die Einwohnerzahl
ist mittlerweile auf etwa 1,2 Milliarden gestiegen. Das
jährliche Bevölkerungswachstum beträgt 1,3 Prozent.
Der
Geburtenrückgang zwischen den Jahren 1950 und 1980 basierte zum
großen Teil auf den Anstrengungen der Regierung, späte Eheschließungen
zu befürworten und, erst in jüngerer Zeit, chinesische Familien
auf die Zeugung nur eines Kindes zu verpflichten. Dieses Programm
wurde mit einem kontinuierlichen Ausbau medizinischer Versorgungseinrichtungen
gekoppelt, die über Geburtenkontrolle informieren und empfängnisverhütende
Mittel gegen geringes Entgelt oder kostenfrei ausgeben. Offizielle
Schätzungen im Jahr 1984 ergaben, dass 70 Prozent aller verheirateten
Paare im zeugungsfähigen Alter Verhütungsmittel anwenden und 24 Millionen
Paare formal einem Verzicht auf mehr als ein Kind zugestimmt haben.
Die Abtreibung ist in China legal und der soziale Druck, eine
Schwangerschaft zu unterbrechen, ist insbesondere für jene Frauen
hoch, die bereits ein Kind oder mehrere geboren haben. Die nationalen
Minderheiten wurden generell vom Programm der Geburtenkontrolle
ausgenommen. Dadurch soll eine Politik aufrechterhalten werden,
die allen nicht den Han-Chinesen zugehörigen Menschen größtmögliche
Unabhängigkeit bietet.
Bei
einer Gesamtbevölkerung von rund 1,2 Milliarden Menschen
beträgt die Bevölkerungsdichte 124 Einwohner pro Quadratkilometer.
Diese Zahlen zeigen jedoch lediglich den Durchschnitt einer sehr
ungleichen geographischen Verteilung. Der Großteil der Bevölkerung
lebt in den 19 östlichen Provinzen, dem historischen Kernland
Chinas. Dies zeigen die unterschiedliche historische Landnutzung
und die Siedlungsmuster der Chinesen im Osten und der nicht zu
den Han-Chinesen gehörenden Völker im Westen. Seit 1960 propagiert
die chinesische Regierung die Besiedlung der westlichen Provinzen
und der autonomen Regionen.
Trotz
Industrialisierung ist China nach wie vor eine bäuerliche Agrarnation.
Obwohl in China bereits vor der Zeit des Römischen Reiches wichtige
Stadtzentren existierten, nahm der Anteil der in Städten lebenden
Bevölkerung nur langsam zu. Etwa 79 Prozent der Bevölkerung
leben auf dem Lande.
Spontane
Umsiedlungen vom Land in die Städte wurden Mitte der fünfziger
Jahre verboten, da es an Produktivkraft zur Errichtung weiteren
Wohnraumes in der Stadt mangelte. Dieses Verbot entsprang auch
dem Glauben Mao Tse-tungs, dass der Klassenunterschied zwischen
der Stadt- und Landbevölkerung eine der Ursachen für soziale Ungleichheit
in China sei. Während der sechziger Jahre und in der ersten Hälfte
der siebziger Jahre verwendeten die Chinesen beträchtliche Energien
auf ein Konzept, bei dem die ausgebildete Stadtjugend für mehrere
Jahre oder sogar für eine dauerhafte Ansiedlung auf das Land verschickt
wurde. Mit dieser Bewegung sollten die in den Städten erworbenen
Kenntnisse in ländliche Gebiete transportiert werden, und sie
sollte das Interesse der Bauern dämpfen, in die Städte abzuwandern.
Dieses Landentwicklungsprogramm wurde nach dem Tod von Mao 1976
nicht weiterverfolgt und Ende 1978 komplett aufgegeben. Zu dieser
Zeit nahm die Abwanderung in die Städte zu. Innerhalb der Städte
wird ein Wohnsitzwechsel ebenfalls von der Regierung beschränkt.
Wer umziehen will, muss eine offizielle Erlaubnis besitzen und
den Nachweis eines Wohnsitzes und einer Arbeitsstelle erbringen.
Dennoch hat der Wohnsitzwechsel innerhalb der großen Städte zum
Abriss vieler alter Häuser geführt, an deren Stelle dann vier-
oder fünfstöckige Gebäude errichtet wurden.


Die
ersten Städte Chinas entstanden um 1 500 v. Chr. zur
Zeit der Shang-Dynastie. Die Städte erfüllten damals überwiegend
hoheitliche (administrative oder halbreligiöse) Funktionen und
dienten sowohl für den Materialnachschub am chinesischen Hof als
auch als wichtige Marktplätze. Im 20. Jahrhundert und besonders
seit den fünfziger Jahren haben die chinesischen Städte einen
großen Stellenwert als Industrie- und Produktionszentren erlangt.
Doch auch heute haben die Städte hoheitliche Bedeutung, die von
der kommunistischen Regierung gepflegt wird.
In
China gibt es 40 Städte, deren Einwohnerzahl über einer Million
liegt. Zu den bevölkerungsmäßig größten Städten zählen Shanghai
(7,5 Millionen), größte Stadt des Landes mit dem wichtigsten
Hafen, Peking (5,8 Millionen), Hauptstadt und kulturelles
Zentrum Chinas; Tientsin (4,6 Millionen), Hafenstadt am Zusammenfluss
des Hai mit dem Kaiserkanal; Shenyang (3,6 Millionen); Wuhan
(3,3 Millionen), Hafenstadt am Zusammenfluss von Han und
Jangtsekiang sowie Kanton (Guangzhou) (2,9 Millionen), Hafenstadt
am Xi Jiang.
Sprache
Die
chinesische Schrift ist über 3 000 Jahre alt. Obwohl
die chinesische Sprache mehr als ein Dutzend gesprochener Dialekte
umfasst, von denen einige kaum verständlich sind, schreiben alle
Chinesen mit derselben Schrift bzw. denselben Schriftzeichen.
Die Einheitlichkeit der Schrift spiegelt die historische Einheit
des chinesischen Volkes seit der Shang-Dynastie wider.
Zu
den ehrgeizigsten Bemühungen der chinesischen kommunistischen
Regierung zählt seit 1949 die Änderung der chinesischen Sprache.
Die offizielle Landessprache der Chinesen ist Putonghua. Dieser
Dialekt aus Nordchina ist im Westen auch unter der Bezeichnung
Mandarin bekannt. Der Dialekt wurde bei der Nationalkonferenz
zur Reform der chinesischen Schriftsprache 1955 zur Amtssprache
erklärt. Die Verwendung einfacherer traditioneller Zeichen mit
einer geringeren Anzahl von Strichen oder in einer Art Kurzschrift
ist immer üblicher geworden. Die Anstrengungen wurden vor allem
unternommen, um das Analphabetentum zu mindern.
1977
haben die Chinesen eine formelle Anfrage bei den Vereinten Nationen
eingereicht, um mit Hilfe der Lautsprache Pinyin eine lateinische
Benennung geographischer Örtlichkeiten in China zu ermöglichen.
Diese Übertragungstechnik wurde Ende der fünfziger Jahre von den
Chinesen erfunden und ist seitdem ständigen Änderungen unterworfen.
Einige chinesische Funktionäre wünschen, dass Pinyin die chinesischen
Zeichen bald ganz ersetzen soll, doch dies wird in der nächsten
Zukunft sicher nicht realisierbar sein.
Die
etwa 70 Millionen Angehörigen der Minderheiten in China verfügen
über eigene Sprachen. Dazu zählen beispielsweise Mongolisch, Tibetisch,
Miao, Tai, Uigur und Kasachisch. Früher hatten viele der Minderheitensprachen
keine geschriebene Form. Die chinesische Regierung hat dazu ermutigt,
mit Hilfe von Pinyin auch für diese Sprachen eine Schrift festzulegen.
Die Minderheiten wurden auch darin unterstützt, ihre Traditionen
fortzuführen und damit die Kenntnisse über ihre ethnolinguistische
Herkunft zu fördern. Der Dialekt Mandarin wird in den Schulen
meist als zweite Sprache unterrichtet, weshalb dieser fast in
ganz China bekannt ist.


Eine
der ersten Amtshandlungen der chinesischen kommunistischen Partei
nach deren Regierungsübernahme 1949 war die offizielle Abschaffung
organisierter Religionen. Bis dahin waren die bestimmenden Religionen
in China der Konfuzianismus, der Taoismus und der Buddhismus.
Wegen der halbweltlichen Natur des Konfuzianismus, und weil sich
die meisten Chinesen zu allen drei Glaubensrichtungen hingezogen
fühlen, reagierte die Bevölkerung nur mit geringem Widerstand
auf dieses Projekt der Partei.
Unter
den formellen Religionen in China finden sich neben dem Buddhismus
und dem Taoismus auch das Christentum und der Islam. Die meisten
Tempel und Schulen dieser vier Religionen wurden weltlichen Zwecken
zugeführt. Erst in der Verfassung von 1978 erhielt die Verbreitung
formeller Religionen in China wieder größere Unterstützung. Die
Verfassung hielt jedoch auch fest, dass die chinesische Bevölkerung
das Recht auf Glaubenslosigkeit habe und Atheismus propagieren
dürfe.
Da
die religiösen Rechte nunmehr garantiert waren, nahmen die Aktivitäten
christlicher buddhistischer Gruppen wieder stark zu. Die chinesischen
Muslime oder Hui haben, ebenso wie die muslimischen Minderheiten
der Uiguren, Kasachen und Kirgisen, dem Islam immer die Treue
gehalten und können nun ihre Religion wieder offener praktizieren.


Die
Regierung von China trägt, wie in sozialistischen Staaten üblich,
die Verantwortung für das Wohlergehen der Bevölkerung. Das Programm
einer sozialen Versorgung war ein wesentliches Element für die
Machtübernahme der Partei. Zu den wichtigsten sozialen Maßnahmen
zählen die Wohnraum- und Arbeitsplatzbeschaffung, die Gesundheitsvorsorge,
die Altersversorgung und die Übernahme der Bestattungskosten.
Die
wichtigsten Reformen wurden im Bereich der Gesundheitsvorsorge
erzielt. 1949 lag die Lebenserwartung in China bei 45 Jahren.
Mittlerweile ist sie bereits auf 68 Jahre für Männer und
auf 71 Jahre für Frauen angestiegen. Während desselben Zeitraumes
ist die Zahl der Mediziner stark angestiegen; trotz der rapiden
Bevölkerungszunahme kommt jetzt auf etwa 650 Einwohner ein
Arzt. 1949 belief sich das Verhältnis noch auf einen Arzt pro
27 000 Einwohner. Kliniken wurden auf Dorf- und Bezirksebene
eingerichtet, während die großen Städte und die Landkreise mit
Krankenhäusern versorgt sind. Besucht ein Patient eine Klinik
wird eine geringe Gebühr erhoben. Für intensivere Behandlungen
in städtischen Krankenhäusern oder Provinzkrankenhäusern kommt
entweder die Arbeitsstelle oder die Regierung auf.
Zu
den wesentlichsten Änderungen im Gesundheitswesen aus neuerer
Zeit zählt das wieder erwachte Interesse an der traditionellen
chinesischen Medizin, beispielsweise an der Medikation mit heimischen
Kräutern, der Volksmedizin und der Akupunktur. Solche Behandlungsmethoden
sind heutzutage in China gängiger als in westlichen Ländern. In
den ländlichen Gebieten basieren vier Fünftel der verabreichten
Medikamente auf homöopathischer Basis. So genannte Barfuß-Doktoren
spielen bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung ebenfalls
eine wichtige Rolle. Diese Mediziner sind überwiegend im Bereich
der Hygiene, der Präventivmedizin, der Akupunktur
und der Behandlung üblicher Krankheiten ausgebildet. Sie wirken
vor allem auf dem Land, wo es sowohl an chinesischen Ärzten als
auch an mit westlichen Methoden vertrauten Fachleuten mangelt.
In
China wurden im Bereich der Gesundheitsfürsorge groß angelegte
Kampagnen durchgeführt. Zum Beispiel wurden Kinderschutzimpfungen
intensiviert und häufige Blutegelerkrankungen und Geschlechtskrankheiten
eliminiert. Erfolgreiche Kampagnen wurden auch gegen Tuberkolose,
Malaria, Filariose und andere häufig auftretende Krankheiten geführt.
Bei der Familienplanung durch Geburtenkontrolle zeigte die Regierung
zunächst eine eher unentschlossene Haltung. Seit der Kulturrevolution
Ende der sechziger Jahre wurde ein Programm zur Geburtenkontrolle
entschieden vorangetrieben. Die Politik der Einkindfamilie ist
sogar in der Verfassung verankert.
Bei
Erwerbsunfähigkeit, Mutterschaft, Schwerbeschädigung und im Alter
sorgt die Regierung für die Betroffenen.


China hat
eine lange und reiche kulturelle Tradition; Erziehung hat schon
immer eine wichtige Rolle gespielt. Während der Kaiserzeit (221
v. Chr. bis 1912 n. Chr.) erhielten lediglich gebildete
Personen eine Position in der sozialen und politischen Führungselite.
124 v. Chr. entstand die erste Universität, an der künftige
Staatsbedienstete im Konfuzianismus und der chinesischen Klassik
unterrichtet wurden. Historisch betrachtet hatten jedoch nur einige
Chinesen die Möglichkeit, die komplexe Sprache und die zugehörige
Literatur zu studieren. Schätzungsweise waren 1949 noch 80 Prozent
aller Chinesen Analphabeten. Für die chinesischen Kommunisten
bedeutete das Analphabetentum eine unüberwindliche Blockade bei
der Durchsetzung ihrer politischen Programme.
Bildung
und Schulwesen
Zu
den ehrgeizigsten Programmen der kommunistischen Partei zählt
die Einrichtung eines umfassenden Erziehungssystems für große
Teile der Bevölkerung. In den ersten beiden Jahren der neuen Regierung
(1949-1951) schrieben sich 60 Millionen Bauern in den „Winterschulen"
zum Unterricht ein, der in der beschäftigungslosen Periode der
Landarbeiter gehalten wurde. Mao erklärte es zum wichtigsten Erziehungsziel,
die Klassenunterschiede zu reduzieren. Dies sollte durch eine
Aufhebung der sozialen Klassifizierung zwischen Hand- und Kopfarbeit,
zwischen Stadt- und Landbewohnern bzw. Fabrikarbeitern und Bauern
erreicht werden.
Die
radikalsten Entwicklungen im Erziehungsbereich fanden in China
jedoch zwischen 1966 und 1978 statt. Während der Kulturrevolution
von 1966 bis 1969 wurden alle Klassenzimmer in China geschlossen.
Für die 131 Millionen Jugendlichen, die bereits in den Grundschulen
und weiterführenden Schulen eingeschrieben waren, blieben die
Tore geschlossen. Die Grundschulen und weiterbildenden Schulen
öffneten erst langsam in den Jahren 1968 und 1969 erneut, aber
die höheren Bildungsstätten blieben noch von 1970 bis 1972 geschlossen.
Die
Regierungspolitik änderte sich in Hinsicht auf die Erziehung in
dieser Periode drastisch. Die traditionellen 13 Jahre bis
zur zwölften Klasse wurden durch einen Neun- oder Zehnjahresplan
für die Grund- und Mittelschulen ersetzt. Universitäten mit Studienzeiten
von vier bis fünf Jahren stellten auf dreijährige Zyklen um. Ein
Teil der gewonnenen Zeit wurde in Produktivarbeit zur Unterstützung
der Schule oder zu einem Bereich des jeweiligen Studienfaches
verwendet. Für die meisten Absolventen von Mittelschulen, die
eine Universität besuchen wollten, wurde auch eine zweijährige
praktische Ausbildung zur Pflicht.
Nach
Maos Tod 1976 wurde diese Politik zum großen Teil wieder revidiert.
Dank dieser Umstrukturierung und wegen eines wachsenden Interesses
an der Entwicklung der Wissenschaften in der chinesischen Erziehung
glichen sich die Stundenpläne wieder jenen an, die vor der Kulturrevolution
Gültigkeit hatten. Die Programme für die Grund- und Mittelschulen
wurden allmählich wieder dem zwölfjährigen Studium angepasst,
und die Hochschulanwärter mussten keine zweijährige Landarbeit
mehr verrichten, um an den Universitäten angenommen zu werden.
Eine
bedeutende Änderung im Erziehungssystem war die Wiedereinführung
standardisierter Aufnahmeexamen. Diese Examen gehörten vor der
Kulturrevolution zu einem wesentlichen Instrument für den sozialen
Aufstieg in China. In der Zeit der revolutionären Experimente
waren die Eingangsprüfungen mit dem Argument abgeschafft worden,
dass dadurch eine Elite begünstigt würde, die bereits eine familiäre
intellektuelle Tradition habe. Als die Universitäten nach der
Schließung zwischen 1970 und 1972 wieder geöffnet wurden, erhielten
viele politisch opportune Bewerber eine Aufnahmegenehmigung. Diese
Auswahlkriterien wurden 1977 revidiert, als die Chinesen mit ihrer
neuen Kampagne der Vier Modernisierungen begannen. Die Regierung
wollte eine schnelle Modernisierung der Landwirtschaft, Industrie,
Verteidigung sowie Wissenschaft und Technik erreichen. Diese setzte
ein hohes Bildungsniveau voraus. Um die hierfür erforderlichen
Erziehungsprogramme zu stabilisieren, mussten Grundlagen für die
theoretische und formale Ausbildung erarbeitet werden. Politische
Haltung und revolutionärer Geist standen nun nicht mehr im Vordergrund.
Die
höhere Erziehung in China lässt sich heute durch ein „Punktesystem"
erläutern. Dabei werden die viel versprechendsten Studenten in
den besten Schulen untergebracht, die zur Ausbildung einer akademischen
Elite geeignet sind. Die Absolventen von Mittelschulen können
ebenfalls Universitäten und verschiedene technische Schulen und
Berufsschulen besuchen. Zu den bekanntesten Universitäten in China
zählen die Universität Peking (1898), die Universität Hangzhou
(1952), die Universität Fudan in Shanghai (1905) und die Universität
für Wissenschaft und Technik von China (1958) in Hefei. Die höheren
Schulen sind in China kostenfrei. Eine Neuheit im chinesischen
Erziehungswesen ist die Fernsehuniversität (siehe nachfolgend
unter Medien).
Kultur
Die
pädagogischen Ziele der kommunistischen Regierung Chinas beschränkten
sich jedoch nicht auf die schulische Erziehung. Während der sechziger
und siebziger Jahre erkannte man, dass auch Theaterstücke, Opern,
Literatur und Musik pädagogischen Einfluss ausüben.
Als
Mitte der siebziger Jahre der Kulturaustausch mit dem Ausland
zunahm, rückten die offiziellen Ambitionen bezüglich der Propaganda
in der Kunst zunehmend in den Hintergrund. Die ausländische Literatur,
seit den sechziger Jahren verboten, durfte in China wieder veröffentlicht
werden. 1978 und 1979 wurden im Verlag der Volksliteratur etwa
200 ausländische Werke übersetzt, darunter auch Romane aus dem
Westen.
In
der Volksmusik stellte ein Regierungsbericht offiziell die neuen
Trends fest. Anfang der achtziger Jahre kamen neue Titel auf,
denn die Chinesen seien „der alten politischen Lieder und Slogans
aus ihrer Jugend überdrüssig". Die chinesische Regierung
erkannte auch, dass die Kunst ein sinnvolles soziales Ventil bot.
Die Kinos waren meist ausverkauft, und die reisenden Akrobaten,
Zirkusartisten und Jongleure standen in der Gunst der Zuschauer
ebenso hoch wie das Ballett und die Oper. In den Kleinstädten
und Gemeinden fanden die Aufführungen in vollbesetzten Häusern
statt. In den achtziger Jahren öffneten sich die chinesischen
Bühnen auch für klassische Stücke oder Popmusiker aus dem Westen.
Das
Klima für kulturelle Darbietungen ist in China nach wie vor unberechenbar,
denn die Einstellung der Regierung kann sich jederzeit ändern.
1957, während der Hundert-Blumen-Bewegung, ermutigte man Schriftsteller
und Intellektuelle, sich zu Wort zu melden und Perspektiven für
die Regierungspolitik und die Bedürfnisse des Volkes zu entwickeln.
Die dadurch herausgeforderte Kritik war so vehement, dass die
Regierung sich zu einer sofortigen Kehrtwende entschloss. Viele
Intellektuelle wurden wegen ihrer vorgetragenen Meinungen verfolgt.
Die Angst vor ähnlichen„Stimmungsumschwüngen" führte Ende
der siebziger und Anfang der achtziger Jahre dazu, dass die chinesischen
Künstler, Autoren, Komponisten und Filmemacher eher zurückhaltend
auf den Wunsch der Regierung reagierten, sich freier und unabhängiger
künstlerischer Gestaltung hinzugeben.
Kultureinrichtungen
Peking,
Shanghai und Kanton spielen in China eine führende kulturelle
Rolle. Hier befinden sich die meisten bekannten Museen und Theater
und hier werden die meisten kulturellen Darbietungen aufgeführt.
Peking
ist das kulturelle Herz der Nation. In der Nähe des berühmten
Platzes des Himmlischen Friedens liegt die Verbotene Stadt, ehemals
kaiserliche Residenz und heute für die Öffentlichkeit zugängliches
Museum sowie die Gedächtnishalle für Mao Tse-tung und das Museum
der chinesischen Revolution. In Peking befanden sich auch die
berühmte „Wand der Demokratie" und die Plakate mit den großen
Zeichen, auf denen die öffentliche Meinung über die Regierungspolitik
nach Maos Tod 1976 wiedergegeben werden durfte. Ende der siebziger
Jahre wurde die Wand verboten. Der Sommerpalast, der Tempel des
Himmels, die Gräber der Ming-Dynastie und die
Chinesische
Mauer befinden
sich in der Nähe von Peking. Diese großen Denkmäler der Ming-
und Ching-Dynastie bilden ein kulturelles Zentrum für die zunehmend
mobile Bevölkerung Chinas.
In
Shanghai befinden sich das Museum für Kunst und Geschichte, in
dem eine der wertvollsten Kunstsammlungen Chinas untergebracht
ist, sowie das Museum der Naturwissenschaften. Auch der Garten
des Mandarin Yu liegt hier. Dieser lässt sich als Beispiel für
die Unterstützung der Kunst durch die Regierung anführen. Nach
1949 öffnete die kommunistische Regierung viele ehemalige Privathäuser,
Gärten und Parks der Reichen für die Öffentlichkeit und wandelte
sie in Museen um. Heute sind diese Orte bei der Bevölkerung sehr
beliebt. Sie dienen als Treffpunkte zum Teetrinken, zum Spazierengehen
und zur Unterhaltung mit Freunden und Fremden. Hier lässt sich
noch der Klassenunterschied zwischen Arm und Reich nachvollziehen,
der vor 1949 im Land geherrscht hat.
In
Kanton (Guangzhou) liegen einer der größten Zoos Chinas, das Guangzhou-Museum,
die Sun-Yatsen-Gedächtnishalle, der Yuexiu-Park mit der Zhenhai-Pagode
aus der Ming-Dynastie, der Tempel der Sechs Banyan-Bäume und die
Huaisheng-Moschee aus dem Jahr 627. In der Nähe von Xi’an (Sian)
ist eines der eindrucksvollsten Werke der chinesischen Antike
entdeckt worden; eine Terrakotta-Armee mit mehr als 6 000
lebensgroßen Figuren wurde im Grab des Kaisers Shih Huang Ti aus
der Qin-Dynastie gefunden. Dieser starb im Jahr 210 v. Chr.
Das
seit der Revolution von 1949 geförderte nationale Bewusstsein
hat dazu geführt, dass in fast jeder Stadt eine Art kulturelles
Denkmal für diese Entwicklung in China errichtet wurde. In jenen
Städten, in denen keine offiziellen Museen existieren, wurden
ehemalige Gutsbesitzungen in einen öffentlichen Garten oder ein
Teehaus umgewandelt. Hierdurch erhielten die Städte einen zunehmend
urbanen Charakter.
Medien
Die
kommunistische Regierung Chinas hat dem Radio große Bedeutung
beigemessen, als es in den frühen fünfziger Jahren darum ging,
Unterstützung für die neue Politik zu gewinnen. Auf den öffentlichen
Plätzen und in den Fabriken wurden von 1950 bis 1970 Lautsprecher
eingerichtet. Allmählich gewöhnte sich die Bevölkerung an die
Medienpräsenz in ihrem Leben. Als Symbol für das freiere ökonomische
Klima Mitte der achtziger Jahre kann der 1986 in Südchina eingeführte
kommerzielle Rundfunk gewertet werden.
Der
Zentrale Volkssender für das Fernsehen wurde 1958 in Peking eingerichtet.
Im selben Jahr wurden die ersten chinesischen Fernsehgeräte in
der staatlichen Radiofabrik Tientsin gefertigt. In Peking erweiterte
man das Standardprogramm des Zentralen Volkssenders um zwei zusätzliche
Kanäle. In vielen Städten und Provinzen entstanden eigene lokale
Sendestationen.
Die
Fernsehuniversität unter der Verwaltung des Zentralen Volkssenders
ist ein weiterer Aspekt im Kommunikationsnetz von China. In Peking
werden täglich neun Stunden Fernsehunterricht angeboten. Hunderttausende
von Studenten haben sich für die Programme dieser Art Fernuniversität
eingeschrieben. Diese Einrichtung ist für China besonders sinnvoll,
denn der Anteil der Bevölkerung im Studienalter ist hier extrem
hoch.
Über
200 Tageszeitungen haben eine tägliche Auflage von insgesamt
50 Millionen. Die verbreitetste Zeitung ist die in Peking
erscheinende Renmin Ribao (Volkszeitung). Sie untersteht der direkten
Kontrolle durch das Zentralkomitee der kommunistischen Partei.
Die tägliche Auflage beträgt fünf Millionen. Die meisten Nachrichten
entstammen der Xinhua (Neue Nachrichtenagentur Chinas). Ausländische
Beobachter verwenden diese Agentur als erste Quelle für Informationen
aus China. Weitere wichtige Zeitungen und Magazine sind Guangming
Ribao (Tageszeitung Kuangming), Jiefang Ribao (Befreiung), Renmin
Huabao (Volksillustrierte) und Tiyu Kexue (Sportanzeiger).
Die
Verlagsbranche in China ist sehr aktiv. Die Intention der Regierung,
eine möglichst universelle Erziehung zu erreichen, führte zu einer
Förderung im Bereich Belletristik und Sachbuch. Darüber hinaus
wurden Übersetzungen ausländischer Werke in Auftrag gegeben.
Post-
und Telekommunikationsdienste unterliegen der Regierungsaufsicht.
Das Telefonnetz ist zwar in nahezu allen Landesteilen ausgebaut,
aber nur wenige Haushalte verfügen über eigene Anschlüsse.

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