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Ausländischer Druck
Das 19. Jahrhundert war von einer Krise des Kaiserreiches gekennzeichnet, die vor allem aufgrund wachsenden ausländischen Druckes aus dem Westen und aus Japan entstand. Die Aufnahme von Handelsbeziehungen zwischen China und Großbritannien führte zu ersten ernsthaften Schwierigkeiten. Die Briten wollten ihre Handelskontakte über Kanton hinaus ausdehnen. Deshalb versuchten sie, mit dem chinesischen Kaiserreich ähnliche diplomatische Beziehungen aufzubauen wie mit anderen souveränen Staaten des Westens. China, mit seiner langen Geschichte der ökonomischen Selbstzufriedenheit, war an diesen neuen und zunehmenden Handelsbeziehungen nicht interessiert. Die internationalen Beziehungen, wenn es sie denn schon geben musste, sollten aus chinesischer Sicht in Form eines Tributsystems stattfinden, mit britischen Gesandten am chinesischen Hof als Tributentrichter. Die Chinesen waren zudem darauf bedacht, dem Opiumhandel Einhalt zu gebieten, der die steuerliche und moralische Grundlage des Kaiserreiches unterminierte. 1839 konfiszierten die chinesischen Offiziellen große Mengen Opium auf britischen Schiffen und vernichteten diese im Hafen von Kanton. Auf dieses Weise versetzten die Chinesen der britischen Handelsgemeinschaft in dieser Stadt einen ernsthaften Schlag. Die Briten weigerten sich, ihre Opiumimporte zu beschränken, woraufhin Ende 1839 ein offener Konflikt ausbrach.

Handelskriege und ungleiche Verträge
Der erste Opiumkrieg wurde 1842 durch die Unterzeichnung des Vertrags von Nanking (Nanjing) beendet. Die Vertragsbedingungen garantierten Großbritannien die begehrten Handelsvorzüge sowie zahlreiche andere Vorteile. China betrachtete dieses Abkommen als unerfreuliche, aber notwendige Konzession. Das Einverständnis mit den Handelsklauseln bezüglich der kommerziellen Expansion blieb weit hinter den Erwartungen der westlichen Nationen zurück. Während des zweiten Opiumkrieges (1856-1860) wurde militärischer Druck auf die Region um die Hauptstadt in Nordchina ausgeübt. Die neuen Friedensverträge, 1858 bei Tientsin abgeschlossen, bauten die westlichen Vorteile weiter aus. Als die Regierung in Peking sich weigerte, die Verträge zu ratifizieren, brachen neue Konflikte aus. Eine britisch-französische Militäreinheit drang bis nach Peking vor. Nachdem der berühmte Sommerpalast als Reaktion auf die grausame Behandlung westlicher Gefangener niedergebrannt worden war, wurden die Konventionen von Peking unterzeichnet, mit denen die bereits zuvor ausgearbeiteten Vertragsklauseln später doch noch ratifiziert wurden.

Diese Verträge, in China als ungleiche Verträge bezeichnet, bestimmten die Beziehungen Chinas zum Westen bis 1943. Sie beeinflussten die soziale und ökonomische Entwicklung in China und legten der Mandschu-Dynastie viele Steine in den Weg. Entsprechend den Bestimmungen wurden die chinesischen Häfen für den Außenhandel und die Einwohner geöffnet. Hongkong und Kowloon wurden dauerhaft an Großbritannien abgetreten. Den ausländischen Nationalitäten der Vertragsparteien wurde Exterritorialität eingeräumt, d. h. die in China lebenden Ausländer wurden von eigenen Richtern oder den Gesandtschaften nach den Gesetzen ihrer Heimatländer behandelt. Alle Verträge enthielten eine Meistbegünstigungsklausel, die besagte, dass alle von China einem der Vertragsländer gewährten Privilegien auch automatisch für die anderen Nationen, die den Vertrag unterzeichnet hatten, gelten sollten. Schließlich unterlag die chinesische Wirtschaft einem Netzwerk ausländischer Kontrollen. Die Verträge legten ferner eine Zollgebühr von maximal fünf Prozent des Warenwertes für jene Güter fest, die von China importiert wurden. Diese Provision war dazu bestimmt, die ungleiche Auferlegung von überhöhten Zöllen zu vermeiden. China konnte deshalb die Steuern für Importe nicht herabsetzen, um die heimische Industrie zu schützen und die ökonomische Modernisierung voranzutreiben.

Aufstand der Taiping
In den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden die Grundpfeiler des Kaiserreiches durch die Taiping-Rebellion erschüttert. Dabei handelte es sich um einen Volksaufstand mit religiösem, sozialem und wirtschaftlichem Hintergrund. Der Anführer des Aufstands, Hong Xiuquan, ein erfolgloser Anwärter für den öffentlichen Dienst, hatte kurze Zeit und mit wenig Ergebnissen an einer amerikanisch-protestantischen Missionarsschule studiert. Er hielt sich selbst für den jüngeren Bruder von Jesus, von Gott dazu ausersehen, die Mandschu-Herrschaft in China zu beseitigen und eine christliche Dynastie aufzubauen. Die Rebellion brach in der Provinz Guangxi 1851 aus. Bis 1853 waren die Taiping in den Norden vorgedrungen und hatten ihre Hauptstadt in Nanking errichtet. Obwohl sie kurz vor Peking aufgehalten werden konnten, verankerten sie bis 1860 ihre Position fest im Jangtsekiang-Tal und bedrohten Shanghai.

Die Mandschu-Dynastie, konfrontiert mit der Realität der Beziehungen zu den mächtigen westlichen Nationen und mit internen Aufständen von unvorhersehbaren Ausmaßen, musste ihre Politik ändern, wenn das Kaiserreich überleben sollte. Von 1860 bis 1895 wurden Versuche unternommen, die erprobte konfuzianische Regierungsform wieder herzustellen, um die internen sozialen und wirtschaftlichen Probleme zu lösen sowie westliche Technologien zu übernehmen, damit die staatliche Macht erneuert werden konnte. Die Mandschu, selbst unfähig die Vorreiterrolle für solche Programme zu übernehmen, überließen den chinesischen Führern in den Provinzen diese Aufgabe. Mit diesen unerwarteten Machtinstrumentarien für finanzielle, administrative und militärische Autorität ausgestattet, konnten einige der chinesischen Regierungsbeamten ihre Programme mit beachtlichem Erfolg durchführen. Während der sechziger und siebziger Jahre konnten die Rebellion der Taiping und einige andere Aufstände niedergeschlagen werden. In den Häfen wurden Lagerhallen und Docks, auf dem Land Bergwerke errichtet. Die Ziele zur Erhaltung der konfuzianischen Regierung und zur Entwicklung militärischer Stärke waren jedoch nicht miteinander vereinbar. Das Entwicklungsprogramm wurde dem einzigen zentralen Gremium in China anvertraut, das von den neokonfuzianischen Bürokraten mit Hilfe des Einstellungssystems für den öffentlichen Dienst ausgewählt wurde. Diese Männer waren mit kargen Mitteln ausgestattet bzw. konnten das Modernisierungsprogramm nur an jenen Punkten durchsetzen, an denen es dem Erhalt und der Vermehrung staatlicher Macht gedient hätte. In der Konsequenz erwiesen sich die Anstrengungen Chinas zur Selbstkräftigung aus den Jahren 1860 bis 1895 als wenig erfolgreich.

Ausländische Einflusssphären
Zunächst versuchten die westlichen Mächte ihre Ziele mit Hilfe der bereits abgeschlossenen, übervorteilenden Verträge zu erreichen und suchten keine neuen Privilegien. 1875 begannen die westlichen Nationen und Japan jedoch damit, das chinesische Tributsystem im südostasiatischen Raum aufzuweichen. Nach 1875 waren die Ryukyus unter japanische Kontrolle gebracht worden. Der Chinesisch-Französische Krieg in den Jahren 1884 und 1885 brachte Vietnam unter französische Kolonialherrschaft, und im darauf folgenden Jahr besetzten die Briten Birma. 1860 erhielt Russland die am Meer gelegenen Provinzen der nördlichen Mandschurei und die Gebiete nördlich des Amur. 1894 endeten die japanischen Bemühungen, den Chinesen Korea abzunehmen, im Chinesisch-Japanischen Krieg. China erlitt die entscheidende Niederlage 1895 durch die Japaner und war dazu gezwungen, die Unabhängigkeit Koreas anzuerkennen, enorme Reparationszahlungen für den Krieg an Japan zu leisten und die Insel Taiwan und die Liaodong-Halbinsel in der südlichen Mandschurei an Japan abzutreten.

Russland, Frankreich und Deutschland reagierten auf die Überlassung der Liaodong-Halbinsel sofort, weil sie erkannten, dass Japan damit der Zugriff auf eine der reichsten Regionen Chinas gewährt worden war. Die drei Mächte intervenierten und forderten, dass Japan Liaodong zurückzugeben habe und zum Ausgleich einen höheren Schadensersatz erhalten solle. Sobald dies durchgeführt war, wurde China bereits mit neuen Forderungen von den drei europäischen Mächten konfrontiert. Bis 1898 hatte China nicht die Kraft, ausländischen Forderungen zu widerstehen und war den ökonomischen Einflüssen dieser Länder ausgesetzt. Russland erhielt das Recht, die Transsibirische Eisenbahn zu bauen, sowie die über die Mandschurei nach Wladiwostok führende Chinesische Osteisenbahn und die Südmandschurische Eisenbahn mit dem südlichsten Ende auf der Liaodong-Halbinsel. Daneben erhielt Russland zusätzliche wirtschaftliche Rechte in der gesamten Mandschurei. Deutschland wurde die Provinz Shandong überlassen, an Frankreich trat China die südlichen Grenzprovinzen ab, an Großbritannien die am Ufer des Jangtsekiang gelegenen Provinzen und an Japan die südöstlichen Küstenprovinzen. Als Ergebnis des Russisch-Japanischen Krieges 1904/05 ging der größte Teil der Rechte an der Südmandschurischen Eisenbahn an Japan über. Die Vereinigten Staaten begannen in den Jahren 1899/1900 mit einer Politik der offenen Tür und versuchten, ihre Rechte in China ohne Gebietsansprüche aufrechtzuerhalten. Diese Politik, die mit Zustimmung der anderen Nationen durchgeführt wurde, verlangte, dass die einheitliche Position der Nationen mit der Meistbegünstigungsklausel davon nicht berührt würde. Die Vereinigten Staaten wollten China auch territoriale und administrative Integrität garantieren, verhielten sich aber bei der militärischen Verteidigung dieser Garantien bis in das Jahr 1941 passiv.

Reformbewegungen und Boxeraufstand
Boxeraufstand
Bis 1898 war es einer Gruppe von Reformern gelungen, den jungen und aufgeschlossenen Kaiser Kuang Hsü für sich zu gewinnen. Im Sommer diesen Jahres entwickelte diese Gruppe aufgrund der kritischen Lage und wegen der zunehmenden neuen Einflusssphären ein Reformprogramm, mit dessen Hilfe China in eine konstitutionelle Monarchie verwandelt werden sollte. Auch die Modernisierung der Wirtschaft und des Erziehungssystems war Ziel dieser Reform. Das Programm zerbrach an der fest verwurzelten Macht der Mandschu-Beamten und der Kaiserinwitwe Tz’u Hsi, die bereits zurückgetreten war. Tz’u Hsi und die Mandschu-Funktionäre ergriffen erneut die Macht und schlugen die Reformbewegung mit Hilfe loyaler Militärführer nieder. Eine heftige reaktionäre Welle durchzog das Land und erreichte 1900 ihren Höhepunkt mit dem fanatischen und ausländerfeindlichen Aufstand der geheimen Bruderschaft der Boxer. Diese genossen die Unterstützung der Kaiserinwitwe und der Mandschu-Beamten. Nachdem die westlichen Mächte interveniert und dem Boxeraufstand in Peking ein militärisches Ende gesetzt hatten, erkannte die Mandschu-Regierung die Sinnlosigkeit ihrer reaktionären Politik. 1902 übernahm sie das eigene Reformprogramm und plante die Einsetzung einer beschränkten konstitutionellen Regierung auf der Grundlage des japanischen Modells. 1905 wurden die althergebrachten Prüfungen für den öffentlichen Dienst abgeschafft.

Die Stunde der Mandschu-Dynastie hatte geschlagen. Kurz nach dem Chinesisch-Japanischen Krieg rief der im Westen aufgewachsene Sun Jat-sen eine revolutionäre Bewegung ins Leben, welche die Errichtung einer republikanischen Regierung zum Ziel hatte. Während der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts bildeten die Revolutionäre eine Koalition aus den im Ausland lebenden chinesischen Studenten und Kaufleuten und den einheimischen, mit der Mandschu-Regierung unzufriedenen Gruppen. 1911 erhoben sich die Aufständischen gegen die Verstaatlichung der Ching-Eisenbahn und im Oktober diesen Jahres brach die Rebellion in Hankou (Zentralchina) aus. Als die Unruhen auch in anderen Provinzen aufkamen, übernahm die revolutionäre Gesellschaft unter dem Vorsitz von Sun die Kontrolle. Die Mandschu-Armee, unter General Yuan Shikai neu organisiert, war den Kräften der Rebellen weit überlegen, aber Yuan schöpfte seine militärische Macht nicht voll aus und verhandelte mit den Revolutionsführern um eine Position als Präsident in der neuen republikanischen Regierung. Am 12. Februar 1912 trat Sun Jat-sen von seinem Amt als provisorischer Präsident zugunsten von Yuan zurück und die Mandschu gerieten allmählich in Vergessenheit. Am 14. Februar 1912 wählte eine revolutionäre Versammlung in Nanking Yuan zum ersten Präsidenten der Republik China.

 



Die chinesische Republik bestand zwischen 1912 und 1949. Obwohl 1912 eine Verfassung angenommen wurde und ein Parlament zusammentrat, gestattete Yuan Shikai diesen Institutionen nie, seine persönliche Kontrolle über die Regierung zu beschränken. Als die neugebildete Nationalpartei, auch Kuomintang genannt, unter dem Vorsitz von Sun Jat-sen versuchte, die Kompetenzen von Yuan durch parlamentarische Taktiken und 1913 durch eine erfolglose Revolution zu begrenzen, antwortete Yuan mit der Entlassung des Parlaments und dem Verbot der Kuomintang. Er führte die Regierungsgeschäfte mit Hilfe seiner persönlichen Verbindungen zu den militärischen Führern in den Provinzen. Sun Jat-sen floh nach Japan. Yuan war jedoch durch einen Volksaufstand dazu gezwungen, seine Pläne für die Wiederherstellung des Reiches aufzugeben und ernannte sich selbst zum Kaiser. Er starb im Jahr 1916 und die politische Macht ging für mehr als ein Jahrzehnt in die Hände der Provinzgeneräle über. Die Zentralregierung konnte ihre unsichere, teilweise fast fiktive Existenz bis in das Jahr 1927 aufrechterhalten.

Während des 1. Weltkrieges (1914-1918) versuchte Japan, eine unanfechtbar überlegene Position in China zu gewinnen. 1915 konfrontierte Japan China mit dem so genannten 21-Punkte-Katalog, mit dem China zu einem japanischen Protektorat degradiert werden sollte. China stimmte einer abgeschwächten Form dieses Forderungskatalogs zu und erklärte sich u. a. damit einverstanden, die deutschen Sonderrechte in Shandong an Japan zu übergeben. Der verspätete Eintritt Chinas in den 1. Weltkrieg auf Seiten der Alliierten 1917 diente dazu, China einen Platz am Tisch der Friedensrunde zu verschaffen und damit Einblick in die japanischen Absichten zu gewinnen. China erwartete, dass die Vereinigten Staaten, entsprechend der Politik der offenen Tür, ihre Unterstützung anbieten würden. In Versailles zog der Präsident Woodrow Wilson die Unterstützung der Vereinigten Staaten für China in der Shandong-Frage jedoch zurück, falls sich Japan dazu bereit erkläre, seine Forderung nach Gleichstellung aller Bewohner in den Nationen der Entente zurückzuziehen. Diese Klausel stieß in den Vereinigten Staaten auf heftigen Widerstand, da sie einen unbegrenzten Zustrom von Arbeitskräften aus dem Orient bedeutet hätte. Die indignierte chinesische Delegation weigerte sich, den Vertrag von Versailles zu unterzeichnen. Später erhielt China auf der Basis eines separaten Vertrags mit Österreich doch noch die Erlaubnis, der Entente beizutreten.

Die chinesische Jugend und die Intellektuellen, die sich im vorherigen Jahrzehnt in zunehmendem Maß am Westen orientiert hatten, waren von diesem Verrat Wilsons in Versailles tief erschüttert. Als die Nachrichten China erreichten, fand 1919 eine antijapanische Massendemonstration statt, die den Anfang der Bewegung Vierter Mai markierte. Sie ging von der Universität Peking aus und durchzog das ganze Land.

Die Kuomintang und der Aufstieg der kommunistischen Partei
Es folgte eine Periode der Überprüfung und Neubeurteilung, aus der zwei deutliche Ziele hervorgingen: China sollte vom Imperialismus befreit und die nationale Einheit wieder hergestellt werden. Desillusioniert vom zynischen Eigeninteresse der westlichen imperialistischen Mächte, stieg das Interesse in China für die Sowjetunion und das marxistisch-leninistische Gedankengut mehr und mehr an. Die chinesische kommunistische Partei organisierte sich 1921 in Shanghai. Unter ihren Gründungsmitgliedern befand sich auch Mao Tse-tung. 1923 stimmte Sun Jat-sen dem sowjetischen Vorschlag zu, die zersplitterte Kuomintang und deren schwache militärische Kräfte neu zu organisieren. Zur selben Zeit gestattete er den Kommunisten, Mitglieder in der Kuomintang zu werden. Suns Grundideologie, die drei Prinzipien Nationalismus, Demokratie und Sozialismus, wurden durch den Geist des Antiimperialismus und der nationalen Einheit ersetzt. Trotz Suns Tod 1925 veranlasste die neu aufgebaute Kuomintang unter der Führung des Generals Chiang Kai-shek, von seinem Stützpunkt in Kanton aus, 1926 eine Militärexpedition. Chiang wollte China unter der Herrschaft der Kuomintang vereinen und die imperialistischen Länder aus China vertreiben. Ehe die Kuomintang die formelle Einheit von China Anfang 1928 erreichte, führte Chiang jedoch vehemente Aktionen gegen die Mitglieder der kommunistischen Partei durch. Ab diesem Zeitpunkt stützte er sich auf die Klasse der Besitzenden und auf die ausländischen Vertragsmächte.

Chiangs Probleme
Die neue Nationalregierung, welche die Kuomintang 1928 in Nanking errichtet hatte, stand im Wesentlichen drei großen Problemen gegenüber. Erstens hatte Chiang nur fünf Provinzen unter seine Kontrolle bringen können. Der Rest des Landes wurde nach wie vor von den Provinzgenerälen regiert. Zweitens war er seit 1930 mit einer internen kommunistischen Rebellion konfrontiert. Die chinesischen Kommunisten hatten sich, nachdem sie von der Kuomintang 1927 verboten worden waren, in zwei Gruppen gespalten und waren in den Untergrund gegangen. Eine Fraktion versuchte, in den Städten Aufstände zu initiieren, die andere übernahm unter der Führung von Mao Tse-tung die politische Arbeit auf dem Land. Dort stellte sie eine Bauernarmee auf und richtete verschiedene Räteregierungen ein. Die erste Fraktion schloss sich später Mao in Zentralchina wieder an. Das dritte Problem Chiangs neuer Regierung waren die japanischen Aggressionen in der Mandschurei und in Nordchina.

Während der zwanziger Jahre hatte Japan seine Politik gegenüber China gemäßigt. Bei der Seekonferenz von Washington 1922 stimmte Japan der Rückgabe der ehemaligen deutschen Sonderrechte in Shandong an China zu. Nach 1928 kollidierte der militante Kuomintang-Nationalismus mit den japanischen imperialistischen Interessen über die Kontrolle der Südmandschurischen Eisenbahn. Am 18. September 1931 benutzten die Japaner einen angeblichen Bombenanschlag der Nationalisten als Vorwand dafür, ihre militärische Kontrolle über die gesamte Mandschurei auszudehnen. Im darauf folgenden Frühjahr fassten die Japaner die drei Provinzen der Mandschurei in dem neuen Staat Mandschukuo zusammen und ernannten später Henry Puyi, den letzten Herrscher der Mandschu-Dynastie zum Kaiser Xuantong und Oberhaupt dieses Staates. Anfang 1933 wurde auch der östliche Teil der Inneren Mongolei in Mandschukuo eingebunden. Bis Mitte 1933 hatte Japan von China die Zustimmung für die Entmilitarisierung des nordöstlichen Hebei erhalten.

Der Xi’an-Zwischenfall
Zur Bewältigung dieser Probleme verhandelte Chiang Kai-shek mit den Provinzgenerälen und zeitweise auch mit den Japanern. Er räumte der Unterdrückung der kommunistischen Rebellen höchste Priorität ein. Ende 1934 gelang es ihm, die Rote Armee aus ihrer Basis in Zentralchina zu vertreiben, aber die Kommunisten kämpften sich ihren Weg durch China nach Westen frei und gingen auf den so genannten Langen Marsch nach Norden, der bei Yanan in der Provinz Shaanxi endete. 1936 hatten sie eine neue Basis im Nordwesten errichtet. Als die japanische Aggression zunahm, wuchs die Bereitschaft in der chinesischen Bevölkerung, die internen Kämpfe aufzugeben und sich gegen Japan zu vereinigen. Chiang widersetzte sich jedoch bis Ende 1936, als er von einem seiner eigenen Generäle gefangen genommen wurde. Während dieser Gefangenschaft bei Xi’an besuchten ihn die kommunistischen Führer und drangen auf eine gemeinsame Politik gegenüber Japan. Nach seiner Freilassung mäßigte er seine antikommunistische Position. 1937 formierte sich eine Einheitsfront aus Kuomintang und Kommunisten gegen die Japaner.

2. Weltkrieg
1937 brach zwischen Japan und China nach einem militärischen Konflikt an der Marco-Polo-Brücke in Peking der Krieg aus. Bis 1938 hatte Japan die Kontrolle über die größten Teile des nordöstlichen China, über das Jangtsekiang-Tal bis nach Hankou und über die Region um Kanton an der Südostküste gewonnen. Die Kuomintang verlegte ihre Hauptstadt und beinahe ihre gesamten militärischen Kräfte in das Landesinnere nach Chongquing in der südwestlichen Provinz Sichuan.

Während des 2. Weltkrieges (1939-1945) erlitt die Kuomintang-Regierung in Chongquing eine ernste militärische und finanzielle Schwächung, während die Kommunisten, mit dem Hauptquartier in Yanan, ihre territorialen Stellungen, ihre militärische Stärke und die Zahl der Parteimitglieder beträchtlich ausbauen konnten. Nach schweren Verlusten an Menschen und Ausrüstung während der Kämpfe um Ostchina in den Jahren 1937 und 1938 wurden die Reihen der Kuomintang-Armee durch unausgebildete Rekruten erneuert. Die neue Ausrüstung dieser Armeen musste größtenteils bis 1945 hinausgeschoben werden, als die ersten großen Lieferungen des US-Militärs die Nationalregierung erreichte. Nicht nur die militärischen Streitkräfte der Regierung der Kuomintang wurden nach 1938 drastisch geschwächt, sondern auch die Führung war durch Zersplitterungen aufgerieben. Diese Probleme wurden durch die 1939 beginnende Inflation noch verstärkt. Zu diesem Zeitpunkt war die Regierung von ihren Haupteinnahmequellen im japanisch besetzten Ostchina abgeschnitten und erhöhte deshalb die Ausgabe der Banknoten, um die steigenden Kriegskosten finanzieren zu können. Trotz der Finanzhilfe durch die USA nahm der inflationäre Trend zu. Als Konsequenz davon stieg auch die Korruption im öffentlichen Dienst, die Moral in den bewaffneten Streitkräften verfiel und die Entfremdung von der Zivilbevölkerung schritt weiter fort.

Auf der anderen Seite schwärmten die Kommunisten von Yanan aus, besetzten einen großen Teil Nordchinas und infiltrierten die ländlichen Regionen hinter den japanischen Linien. Dort organisierten sie die Bauernschaft gekonnt für den eigenen Nachschub und bauten die Reihen der kommunistischen Partei und der Roten Armee aus. Einigkeit und organisatorische Disziplin wurden durch kraftvolle Propagandaaktionen und Reformen des Gedankengutes aufrechterhalten. Große Waffenlager und Munition gingen durch die Gefangennahme von Japanern in die Hände der Kommunisten über, als die sowjetischen Streitkräfte die Mandschurei besetzt hatten und die UdSSR Japan am 8. August 1945 den Krieg erklärte. Die Kommunisten gingen aus dem 2. Weltkrieg gestärkter, disziplinierter und besser ausgerüstet hervor.

Der Kampf um die Vorherrschaft zwischen Kuomintang und Kommunisten
1945, kurz nach der Kapitulation Japans, brachen die Kämpfe zwischen den Kommunisten und der Kuomintang erneut aus. Truppen der Kuomintang versuchten, die Mandschurei wieder zu besetzen. Im Jahr 1946 konnte durch die Vermittlung von US-General George C. Marshall ein vorübergehender Waffenstillstand erzielt werden. Obwohl die Kämpfe schon bald wieder entbrannten, setzte Marshall seine Bemühungen fort, beide Seiten an einen Tisch zu bringen. Im August 1946 versuchten die Vereinigten Staaten Marshalls Position als parteiloser Vermittler zu stärken, indem sie ihre militärische Hilfe für die Nationalregierung einstellten. Dennoch dauerten die Feindseligkeiten an, und im Januar 1947 verließ Marshall China, weil er zu der Überzeugung gelangt war, dass alle weiteren Vermittlungsversuche vergeblich seien. Der Konflikt eskalierte schnell, und ein Bürgerkrieg brach aus. Alle Hoffnungen auf politische Annäherung zerbrachen. Im Mai 1947 begannen die Vereinigten Staaten wieder mit der Unterstützung der Nationalisten. Aber die Kräfte der Regierung waren durch die beinahe zwei Jahrzehnte andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen erschöpft. Die Wirtschaft war von der fortschreitenden Inflation gelähmt. 1948 ging die militärische Initiative an die Kommunisten über, und im Sommer 1949 brach der nationalistische Widerstand zusammen. Die Regierung zog sich mit den übrig gebliebenen Streitkräften auf die Insel Taiwan zurück.

Im September 1949 beriefen die Kommunisten die Politische Beratungskonferenz des Chinesischen Volkes ein, woraus sich unmittelbar eine Art Verfassungsorgan aus 662 Mitgliedern bildete. Hier wurden wichtige Führungsprinzipien erarbeitet und eine Gesetzgebung für die Regierung des Landes entwickelt. Die Konferenz wählte die Zentrale Volksregierung, die als oberste politische Instanz des Staates dienen sollte. Mao Tse-tung, der zum Vorsitzenden dieses Organs gewählt wurde, war damit faktischer Staatschef von China. In Abstimmung mit den Delegierten der Konferenz richtete die Zentrale Volksregierung verschiedene Institutionen für die zentrale und lokale Regierung ein. Auf nationaler Ebene übte der Politische Volksrat unter Führung von Zhou Enlai sowohl legislative als auch exekutive Funktion aus. Dem Volksrat waren mehr als 30 Ministerien und Kommissionen unterstellt, die mit den einzelnen Staatsangelegenheiten betraut waren. Das neue Regime, die Volksrepublik China, wurde offiziell am 1. Oktober 1949 ausgerufen.

Die Volksrepublik
Im Jahr 1953, nachdem die Kommunisten die Kontrolle über die meisten Ortschaften gewonnen hatten, organisierte der Zentrale Volksrat die Wahl des Volkskongresses auf lokaler Ebene. Diese wiederum wählten die Kongresse auf der nächsthöheren administrativen Ebene. Die Hierarchie der gewählten Kongresse wurde im Jahr 1954 durch die Wahl zum Nationalen Volkskongress abgeschlossen. Dieser billigte den vom Zentralkomitee und der kommunistischen Partei ausgearbeiteten Verfassungsentwurf.

Die Verfassung von 1954 ersetzte das Gemeinsame Programm aus dem Jahr 1949 und diente nun als gesetzliche Basis für das Land. Sie bestätigte die Hegemonie der Kommunistischen Partei Chinas und führte bestimmte strukturelle Änderungen ein, um die Regierungskontrolle zu zentralisieren. Diese erste Verfassung wurde später durch andere ersetzt.

Umbau der Gesellschaft
Die grundlegende Politik der kommunistischen Regierung bestand darin, China in eine sozialistische Gesellschaft zu verwandeln. Zu diesem Zweck wurde die marxistisch-leninistische Erziehung und Propaganda intensiv genutzt. Die Jugend sollte anstelle der Familie direkt der Führung und Erziehung durch die Partei anvertraut werden. Den Frauen wurde durch neue Gesetze Gleichstellung garantiert, das Konkubinat, die Polygamie und der Verkauf von Kindern wurden abgeschafft. Die Religion wurde streng kontrolliert; ausländische Missionare mussten das Land verlassen und der chinesische Klerus, zur Zusammenarbeit mit den Kommunisten gezwungen, wurde über den christlichen Kirchen eingestuft. Die Intellektuellen band man in ein spezielles Programm zur Gedankenreform ein, welches insbesondere dazu dienen sollte, alle antikommunistischen Ideen auszurotten.

In den ersten Jahren der kommunistischen Republik griff die Regierung zur Eliminierung aller oppositionellen und feindlichen Kräfte auf gewalttätige Maßnahmen zurück. 1951 bekannten die Behörden in Peking, dass zwischen Oktober 1949 und Oktober 1950 mehr als eine Million so genannte Konterrevolutionäre hingerichtet wurden. Einige auswärtige Stellen schätzen die Zahlen bis Ende 1951 sogar auf beinahe zwei Millionen.

Wirtschaftspolitik
Die wichtigste Aufgabe der Kommunisten bestand darin, die Wirtschaft des Landes neu aufzubauen. Diese war seit Jahrzehnten interner Konflikte sträflich vernachlässigt worden. Sofort wurden strenge Maßnahmen erlassen, um die Inflation zu bremsen, die Kommunikationsmedien neu einzurichten und die Ordnung im Land wieder herzustellen, die für eine ökonomische Entwicklung unabdingbar war. Die wesentlichen wirtschaftspolitischen Schritte beinhalteten eine langsame Organisation der Bauern in den landwirtschaftlichen Kollektiven, um die Effizienz zu steigern und jene Ersparnisse anzulegen, die für den Aufbau der Schwerindustrie notwendig waren. Die Privatindustrie wurde allmählich in staatlich-privates Eigentum verwandelt und unter staatliche Kontrolle gebracht. Dies geschah durch verschiedene Programme zur Verstaatlichung aufgrund von Kontrollinteressen, durch Reformen sowie durch die Einschüchterung einiger Privateigentümer und durch Zahlung fester Kompensationen für diejenigen, auf deren Sachverstand der Staat nicht verzichten wollte. Die Landreform wurde 1950 eingeleitet; es folgte die Bildung von Teams zur gegenseitigen Unterstützung von Kooperativen und Kollektivfarmen. Der erste Fünfjahresplan, 1953 eingeleitet und mit sowjetischer Hilfe durchgeführt, hatte den Schwerpunkt auf der Schwerindustrie und nicht auf der Produktion von Konsumgütern. Die sowjetische Hilfe und die technische Unterstützung hatten einen entscheidenden Anteil am raschen Erfolg des Programms.

Außenpolitik
Die chinesische Außenpolitik spiegelte die Einheit der kommunistischen Bewegung in den fünfziger Jahren wider. China und die Sowjetunion unterzeichneten 1950 einen Freundschaftsvertrag und ergänzende Vereinbarungen in den Jahren 1952 und 1954. Darin machte die Sowjetunion wichtige Zugeständnisse an China und trat die sowjetischen Privilegien in der Mandschurei ab. China nahm auch enge Beziehungen zu den kleineren kommunistischen Nachbarn auf. Während des Koreakrieges halfen chinesische Truppen dem Regime in Nordkorea gegen die UN-Streitkräfte. Nachdem 1953 ein Waffenstillstand geschlossen worden war, unterstützten die Chinesen durch Militärhilfe die Vietnamesen gegen die eindringenden Franzosen. Zhou Enlai spielte bei den Verhandlungen zum Genfer Friedensabkommen von 1954 eine entscheidende Rolle bei der Beendigung der Feindseligkeiten.

Nach der Machtübernahme hatte das kommunistische Regime auch versucht, jene Gebiete wieder zu gewinnen, die innerhalb der historischen Grenzen Chinas lagen. 1950 marschierten chinesische Truppen in Tibet ein und zwangen die Tibeter zur Anerkennung der chinesischen Herrschaft. Im August 1954 erklärte Zhou Enlai offiziell, dass die Befreiung Taiwans eines der obersten Ziele der Volksrepublik sei. Auch Chiang Kai-shek konnte den Status quo nicht akzeptieren; er bestätigte von Zeit zu Zeit seine Absicht, das Festland zu erobern. Die Kommunisten begannen Anfang September mit einem Artillerieangriff auf die von den Nationalisten besetzte Insel Quemoy. Später griffen sie auch andere Inseln vor der Küste des Festlandes von China an, darunter Matsu und Tachens. Die Nationalisten attackierten das Festland aus der Luft und mit Hilfe ihrer Flotte. Als die Kommunisten 1955 ihre Offensive gegen die Inseln verstärkten, evakuierten die Nationalisten Tachens mit Hilfe der Siebten Flotte der Vereinigten Staaten. Seit 1958 herrscht in der von beiden Seiten beobachteten Meerenge eine Feuerpause, obwohl das kommunistische Regime nie einen Gewaltverzicht zur Einnahme Taiwans erklärt hat.

Der große Sprung nach vorn
Die Vorsicht und die Planung aus dem ersten Fünfjahresplan wurde im zweiten bereits weitgehend aufgegeben. Dieser begann 1958. Hier wurden strenge Kontrollen für die Wirtschaft auferlegt, um die landwirtschaftliche Produktion zu steigern, der Verbrauch wurde eingeschränkt und die Industrialisierung sollte massiv vorangetrieben werden. Das Motto dieser wirtschaftlichen Offensive war Der Große Sprung nach vorn. Vor allem wegen der vagen Direktiven und der ungenauen Planung konnte das Programm keine Erfolge aufweisen. Die Organisation der Wirtschaft verschlechterte sich weiter und die industrielle Produktion ging zwischen 1959 und 1962 um 50 Prozent zurück.

Zunehmende Isolation
1960 begann sich die Lage zu verschlechtern, nachdem die Sowjetunion ihre ökonomische Unterstützung und technische Hilfe zurückgezogen hatte. Während sich die Sowjetunion um eine friedliche Koexistenz mit dem Westen bemühte, entwickelten sich zwischen den beiden kommunistischen Mächten ideologische Spannungen. Das Bündnis zwischen China und der UdSSR zerbrach. 1962 verdammte China offiziell die Politik der UdSSR, weil diese ihre Raketenbasen auf Druck der Vereinigten Staaten zurückgezogen hatten. China bestand darauf, dass Aggression und Revolution die einzigen Mittel seien, um das kommunistische Ziel der Vernichtung des Kapitalismus zu erreichen. Die Chinesen beschuldigten vor allem den sowjetischen Führer Nikita S. Chruschtschow des modernen Revisionismus und des Betrugs an den marxistisch-leninistischen Idealen. Wegen dieser Anschuldigungen beteiligte sich die UdSSR nicht länger finanziell an der ökonomischen Entwicklung Chinas. Die Chinesen begannen einen offenen Wettstreit mit der Sowjetunion um die Führung im kommunistischen Block und um den Einfluss unter den neutralen Nationen. Zhou Enlai bereiste 1963 Asien und Afrika, um Unterstützung für die chinesische Sicht zu gewinnen.

Die diplomatischen Bemühungen um Freundschaft zu anderen Ländern wurden jedoch durch die chinesische Unnachgiebigkeit und subversive Taktiken torpediert. 1959 drangen chinesische Truppen nach Indien vor und besetzten dort ein etwa 31 000 Quadratkilometer großes Gebiet. Die Verhandlungen zwischen beiden Ländern erwiesen sich als unfruchtbar und 1962 brachen erneut heftige Kämpfe aus, als die Chinesen abermals die von Indien beanspruchten Grenzen überschritten. Obwohl China seine Truppen später bis zu den Positionen von 1959 zurückzog, erlitt es durch diese aggressive Politik unter den neutralen Ländern Asiens und Afrikas einen schweren Prestigeverlust. In Südostasien unterstützten die chinesischen Kommunisten die kommunistisch angeführten Revolutionsbewegungen in Laos und Vietnam sowohl moralisch als auch mit technischer und materieller Hilfe. Birma und Kambodscha standen zwar in freundschaftlichen Verhältnissen zu China, pflegten aber auch nach wie vor ihre Beziehungen zur Sowjetunion. Lediglich Albanien blieb ein treuer Verbündeter Chinas.

Die große proletarische Kulturrevolution
Als die Kommunisten für den Neuaufbau der chinesischen Gesellschaft kämpften, traten die ersten Differenzen zwischen Mao, einem Vertreter der reinen kommunistischen Ideologie, und den Intellektuellen auf, die eine eher rationale und gemäßigte Wandlung auf der Basis von Effizienz und Produktivität wünschten. Im Mai 1956 veranlassten die Parteiführer aus Sorge um die Loyalität und den Einfluss der intellektuellen Gesellschaftsschicht eine Kampagne unter dem Motto „lasst hundert Blumen blühen und hundert Gedanken fließen". Die gebildeten Chinesen sollten dazu bewegt werden, ihre Beschwerden kundzutun, damit die Probleme erkannt und gelöst werden könnten. Anfang 1957 verbreitete Mao selbst die Kampagne und lud zu freier und offener Kritik an der Regierungspolitik ein. Selbstverständlich ging man davon aus, dass sich die Kritik im Rahmen der kommunistischen Lehre bewegen würde. Die dadurch ausgelöste Welle der Unzufriedenheit mit der Parteiführung endete im Juni 1957 in strengen Kontrollen der freien Meinungsäußerung.

Wachsende Spaltung
Danach hatte sich die Spaltung zwischen Mao und den moderaten Kräften noch vertieft. 1959 zog er sich als Staatschef zurück; sein Nachfolger war der gemäßigte Liu Shaoqi. Den Parteivorsitz behielt jedoch Mao. Sein Einfluss wurde weiter geschmälert, als sich die Fehlschläge im Rahmen der wirtschaftlichen Offensive abzeichneten. Die innere Spaltung führte 1966 zu öffentlichen Auseinandersetzungen, als Mao und seine Getreuen die große proletarische Kulturrevolution initiierten, um die Überreste der so genannten bourgeoisen Ideen und Sitten auszulöschen und den revolutionären Eifer der frühen kommunistischen Jahre wieder zu entflammen. Mao wollte auch die Parteibürokratie schwächen, die sich mittlerweile hinter ihren Privilegien verschanzt hatte, und das Erziehungssystem modernisieren, um die Bauern und Arbeiter zu belohnen.

Die Studenten nannten sich selbst Rote Garden. Ihnen schlossen sich Gruppen von Arbeitern, Bauern und demobilisierten Soldaten an. Sie trugen die maoistischen Ideen teilweise auch mit gewaltsamen Aktionen auf die Straße. Intellektuelle, Bürokraten und Parteifunktionäre waren ihre Hauptzielscheibe. Die zentrale Parteistruktur wurde zerstört und viele hohe Funktionäre, einschließlich des Staatschefs Liu, aus ihren Positionen vertrieben und aus der Partei ausgeschlossen. Die Schulen wurden geschlossen und die Wirtschaft lag brach.

Internationale Spannungen

Während der Jahre 1967 und 1968 brachen zwischen den Maoisten und ihren Gegnern sowie unter den verschiedenen Fraktionen der Roten Garden blutige Kämpfe aus. Tausende verloren dabei ihr Leben. In einigen Gebieten arteten die Rebellionen in Anarchie aus. Schließlich musste die Armee unter der Führung von Maos Verbündetem Lin Biao die Ordnung wieder herstellen. Die Roten Garden wurden zurück in die Schulen bzw. zur Arbeit in abgelegene ländliche Regionen geschickt.

Die Kulturrevolution hatte auch Auswirkungen auf die Beziehungen zum Ausland. Die Roten Garden stifteten in Hongkong Unruhe, und die Agitation für die Roten Garden seitens der Auslandschinesen strapazierte die Beziehungen zu vielen anderen Ländern, insbesondere zur UdSSR. Die Spannungen zwischen den beiden kommunistischen Großmächten verschärften sich 1967 erheblich nach dem erfolgreichen Test einer chinesischen Wasserstoffbombe und nach dem Einmarsch sowjetischen Truppen 1968 in die Tschechoslowakei. 1969 kam es sogar zu einer Schießerei zwischen chinesischen und sowjetische Truppen am Grenzfluss Ussuri in der Mandschurei.

Die letzten Jahre unter Mao
Mao ging aus der Kulturrevolution siegreich hervor und wurde hoch verehrt. Mittlerweile zog er jedoch nicht mehr alleine die Fäden. Der neunte Parteikongress wurde im April 1969 abgehalten; hier stand der Versuch im Vordergrund, die zentrale Parteiführung wieder zu etablieren. Mao wurde als Parteivorsitzender wieder gewählt und der Verteidigungsminister Lin Biao, Maos enger Vertrauter, zu seinem Nachfolger ernannt. Die einflussreichsten Personen waren jedoch keine Maoisten, sondern gemäßigte hohe Militäroffiziere, Gefolgsleute von Lin Biao oder Männer mit pragmatischen politischen Vorstellungen wie der Premierminister Zhou Enlai.

Ein Machtkampf 1971 führte zum Verschwinden Lins von der politischen Bühne. Später wurde er beschuldigt, einen Anschlag auf Mao verübt zu haben. Er kam angeblich bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Zhous Popularität wuchs dagegen an. Beim zehnten Parteikongress im August 1973 wurde Lins Name als Maos Nachfolger gestrichen. Die Positionen von Mao und Zhou blieben unangefochten. Maos Glaube an die Massenbewegung und sein tief sitzendes Misstrauen gegenüber den Bürokraten fand 1973 und 1974 in einer neuen Kampagne zur Reform des Gedankengutes ihren Ausdruck. Hier griff er sowohl den Konfuzianismus als auch Lin Biao an. Maos radikales Denken manifestierte sich in der neuen, stark vereinfachten Nationalverfassung, die vom vierten Nationalen Volkskongress im Januar 1975 angenommen wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde der moderate Deng Xiaoping, ein rehabilitiertes Opfer der Kulturrevolution, zum Stellvertreter von Premierminister Zhou gewählt.

Während dieser Periode besserten sich die Beziehungen Chinas zum Ausland deutlich. 1971 wurde China Mitglied der Vereinten Nationen und ersetzte die Republik China (Taiwan). 1972 stattete US-Präsident Richard M. Nixon China einen offiziellen Besuch ab. Während seines Aufenthalts bekräftigte er die Notwendigkeit chinesisch-amerikanischer Beziehungen und erklärte sich schließlich mit einem Rückzug der amerikanischen Truppen aus Taiwan einverstanden. Als erster Schritt in Richtung Aufnahme diplomatischer Beziehungen wurden 1973 in Peking und Washington Verbindungsbüros eingerichtet. Diplomatische Kontakte zu Japan nahm China erstmals 1972 auf.

Maos Nachfolger
Der Premier Zhou und der Vorsitzende Mao starben 1976 und hinterließen ein Machtvakuum. Zhous Tod beschleunigte die Machtkämpfe zwischen den gemäßigten und den radikalen Parteiführern. Die Radikalen drängten auf einen frühen Sieg, indem sie verhinderten, dass der moderate erste Stellvertreter Deng Xiaoping zum Premierminister gewählt wurde. Im Anschluss daran schlossen sie ihn aus der Regierung aus und enthoben ihn sämtlicher Parteiposten. Als Kompromisskandidat wurde Hua Guofeng, ein Technokrat ohne tiefere Bindung an eine der beiden Fraktionen, zum Premierminister gewählt. Unter Hua entwickelte sich eine gemäßigte politische Richtung. Er konsolidierte seine Position, indem er die Viererbande, wie Maos Witwe Jiang Qing und drei andere radikale Führer genannt wurden, verhaften und wegen verschiedener Vergehen anklagen ließ. Zur selben Zeit wurde er mit der Nachfolge Maos als Parteivorsitzender beauftragt.

Im Anschluss daran konzentrierte sich Hua auf eine Stabilisierung der Politik und auf den Wiederaufbau der im Juli 1976 von Erdbeben verwüsteten Region Tangshan und anderer Gebiete im Norden. Ferner betrieb er eine vehemente ökonomische Entwicklung. Um dieses Programm auszuführen, besetzte er die höchsten Regierungsstellen mit gemäßigten Politikern. 1977 wurde Deng wieder als erster Stellvertreter des Premierministers gewählt und erhielt auch seine anderen Parteiämter zurück. Die Viererbande wurde aus der Partei ausgeschlossen. Der elfte Parteikongress im August 1977 wurde von einem Triumvirat dominiert, das sich aus dem Vorsitzenden Hua sowie dessen Stellvertretern Deng und Ye Jianying zusammensetzte. Die neue Führungsspitze rekrutierte sich auch diesmal aus dem Militär und den Veteranen der Parteifunktionäre.

Die Betonung einer gemäßigten Politik und der Modernisierung der Regierung zeigte sich auf dem fünften Nationalen Volkskongress, der im Februar und März 1978 zusammentrat. Hua wurde erneut zum Premierminister gewählt und Deng abermals zu dessen Stellvertreter. Ye übernahm den Vorsitz des Ständigen Kongressausschusses, eine Position, die unter der neuen, vom Kongress verabschiedeten Verfassung, dem des Staatsoberhauptes gleichkam.

Auslandsbeziehungen
Nach diesen internen Neuorientierungen entwickelten sich in der Beziehung zu Vietnam erhebliche Spannungen. Zu Chinas Verdruss wuchs der Einfluss der Sowjetunion in Vietnam, und die Politik der Schließung von Privatunternehmen im neu gewonnenen Süden betraf vor allem die in Vietnam lebende chinesische Minderheit. In der Folge flüchteten die Chinesen aus Vietnam und strömten in die Notunterkünfte in Südchina. Im Juli 1978 musste China seine Grenzen schließen. Als Vietnam in Kambodscha einmarschierte und die von China gestützte kambodschanische Regierung im Januar 1979 stürzte, revanchierte sich China und entsandte im Februar Truppen nach Vietnam. Obwohl die Streitkräfte bereits im März wieder zurückgezogen wurden, zwangen die Vietnamesen die noch vorhandene chinesische Minderheit zum Verlassen des Landes. Hunderttausende Flüchtlinge stachen in See, häufig in überladenen, wackeligen Booten. Viele von ihnen gelangten sicher in andere Länder, einige starben jedoch bei diesem Versuch. Die Not der so genannten Boatpeople wurde zu einer internationalen Angelegenheit.

Die sowjetisch-vietnamesische Freundschaft bereitete China Sorgen, weshalb sich das Land um weitere Auslandsbeziehungen bemühte. Vollständige diplomatische Beziehungen wurden im Januar 1979 zu den Vereinigten Staaten aufgenommen und im Juli desselben Jahres folgte ein Handelsabkommen. Engere Bande knüpfte China auch zu Japan und Westeuropa.

Betagte Führungsspitze
In den achtziger und neunziger Jahren war Deng Xiaoping der tonangebende Politiker Chinas. Auch als er seine Ämter offiziell abgetreten hatte, wirkte er hinter den Kulissen entscheidend mit. Mit der Absicht, den Handel und die Industrie durch ausländische Investitionen zu beleben, lockerten Deng und die anderen älteren Führungspersonen die wirtschaftlichen Beschränkungen und beließen es bei der Dogmatik in politischen Fragen.

1980 gab Hua Guofeng das Amt des Premierministers auf, sein Nachfolger war Zhao Ziyang, ein Befürworter Dengs. Anfang 1981, nach einer in der chinesischen Öffentlichkeit ausführlich dargestellten Gerichtsverhandlung, wurden alle Mitglieder der Viererbande verurteilt und verhaftet. Im Juni ersetzte ein weiterer Verbündeter Dengs, Hu Yaobang, Hua als Parteiführer. 1982 wurden eine neue Nationalverfassung und ein neues Grundsatzprogramm der kommunistischen Partei verabschiedet. Die Nationalverfassung erneuerte die zahlreichen offiziellen Pflichten des Staatspräsidenten (ehemals erster Vorsitzender), die 1968 von Mao abgeschafft worden waren.

Bürgerproteste
Im Januar 1987 wurde Zhao Ziyang zum Generalsekretär der kommunistischen Partei ernannt, Hu Yaobang wurde zum Rücktritt gezwungen. Die Änderungen in der Führungsspitze begannen nach einer Demonstrationswelle der Studenten, die mehr Demokratie und Selbstbestimmungsrechte forderten. Hus Tod im April 1989 zog eine neue Welle prodemokratischer Demonstrationen nach sich. Diese erreichten im Mai ihren Höhepunkt, als der sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow Peking besuchte, um die 30 Jahre andauernden Unstimmigkeiten zwischen der UdSSR und China zu beenden. Die Demonstranten besetzten den Tian-an-men-Platz in Peking, bis am Morgen des 4. Juni bewaffnete Militäreinheiten die Innenstadt stürmten und mindestens 400 Zivilisten töteten. In der darauf folgenden Phase harten politischen Durchgreifens wurde Zhao Ziyang seiner Parteiämter enthoben. Neuer Generalsekretär wurde Jiang Zemin, wie Ministerpräsident Li Peng Gegner politischer Reformen. Der achte Nationale Volkskongress wählte Jiang im März 1993 zum neuen Staatsoberhaupt Chinas. Im Oktober desselben Jahres wurden erstmals in beschränktem Umfang Handelsbeziehungen zu Taiwan erlaubt. Der Grenzverlauf zu Russland wurde im September 1994 vertraglich bestätigt.

Im Juli 1995 wurden im Westen des Landes erneut unterirdische Atomwaffenversuche durchgeführt. Peking war im September 1995 Tagungsort der 4. UN-Weltfrauenkonferenz. Nach wie vor verfolgt die chinesische Regierung trotz massiver internationaler Proteste gegen die Unterdrückung der Tibeter und die Missachtung der Menschenrechte weiterhin ihren von Härte geprägten innenpolitischen Kurs.

Am 19. Februar 1997 starb Deng Xiaoping im Alter von 92 Jahren in Peking. Der politische Einfluß Deng Xiaopings dürfte krankheitsbedingt in den letzten Jahren nur mehr marginal gewesen sein. Der einstige Weggefährte Mao Tse-tungs war der letzte noch lebende „Mann der ersten Stunde" der Volksrepublik China.

Die Präsidenten Rußlands und Chinas, Boris Jelzin und Jiang Zemin, vereinbarten am 23. April 1997 bei einem Gipfeltreffen in Moskau eine „strategische Partnerschaft" beider Länder und bekräftigten ihren Anspruch auf eine führende Rolle in der Weltpolitik.

Auslöser für das Zusammenrücken Chinas und Rußlands waren die zunehmenden Differenzen beider Länder mit Washington. In Moskau grassieren seit der beschlossenen Ausweitung der westlichen Allianz nach Osteuropa Isolierungsängste, die zu einer Suche nach neuen Partnern wie China oder Indien führen. Peking ist vor allem verärgert über die sicherheitspolitische Zusammenarbeit zwischen den USA, Japan und Südkorea sowie über die permanente Kritik an der chinesischen Innenpolitik.

 


China: Verwaltungsgliederung

Regionen / Provinzen Fläche in
1000 km2
Einwohner
(in 1000)
Hauptstadt
Nordostchina   Dongbei
Heilongjiang 464 34770 Harbin
Jilin 187 25150 Changchun
Liaoning 146 39980 Shenyang
Nordchina   Huabei
Hebei 188 60280 Shijiazhuang
Shanxi 156 28180 Taiyuan
Ostchina   Huadong
Anhui 140 52290 Hefei
Fujian 121 30610 Fuzhou
Jiangsu 102 68170 Nanking
Jiangxi 166 38280 Nanchang
Shandong 153 83430 Jinan
Zhejiang 101 40840 Hangzhou
Zentral- und Südchina Zhongnan
Guangdong 212 63210 Kanton
Henan 167 86140 Zhengzhou
Hubei 187 54760 Wuhan
Hunan 210 60600 Changsha
Südwestchina   Xinan
Guizhou 174 32730 Guiyang
Sichuan 567 106370 Chengdu
Yunnan 394 36750 Kunming
Nordwestchina   Xibei
Gansu 454 22930 Lanzhou
Qinghai 721 4430 Xining
Shaanxi 196 32470 Xi'an
Autonome Gebiete
Guangxi 236 42530 Nanning
Innere Mongolei 1183 21110 Hohhot
Ningxia Hui 66 4660 Yinchuan
Tibet 1214 2220 Lhasa
Xinjiang 1643 15370 Ürümqi
Provinzfreie Städte(im Provinzrang)
Peking 17 10870  
Schanghai 6 13510  
Tianjin 11 8830