Korea,
Halbinsel in Asien, seit 1948 in zwei Staatsgebiete geteilt: die
Demokratische Volksrepublik Korea (Nordkorea) und die Republik Korea
(Südkorea). Der folgende Artikel beschäftigt sich mit der Geschichte
Koreas bis zum Zeitpunkt seiner Teilung; zur Beschreibung des Landes,
zu Klima, Bevölkerung, Wirtschaft, Politik und Geschichte seit der
Teilung siehe Nordkorea
und Südkorea.

Der älteste
bekannte koreanische Staat ist das alte Chosonreich im Gebiet des
heutigen Nordwestens von Korea und des Südens der Mandschurei; 108
v. Chr. wurde es
von den Chinesen erobert. Als der chinesische Einfluss zurückging,
entstanden im 3. oder 4. Jahrhundert
n. Chr. weiter südlich
die Königreiche Paekche und Silla. An der Südküste befand sich ein
viertes Reich, Kaya.
Ursprünglich
war Koguryo das mächtigste Reich. Es beherrschte im 5. Jahrhundert
den größten Teil der Halbinsel und der Mandschurei. In der Mitte
des 6. Jahrhunderts
wurde Kaya von Silla erobert. Silla eroberte das Gebiet um Seoul
im Han-Tal, während Koguryo und Paekche mehr und mehr Gebiete verloren.
Jedes der drei Königreiche verfügte über eine lebhafte eigene Kultur.
Koguryo war bekannt für seine militärischen Errungenschaften, während
in Silla mehr Wert auf den Aufbau dauerhafter sozialer und politischer
Institutionen gelegt wurde. Paekche unterhielt intensive Beziehungen
sowohl zu China als auch zu Japan und entwickelte einen hohen Zivilisationsstandard.
Politisch und militärisch war es allerdings schwach. Im Jahr 668
besiegte Silla, das sich mit der chinesischen Tang-Dynastie verbündet
hatte, Koguryo und Paekche und gründete so den ersten geeinten koreanischen
Staat. Großen Einfluss auf das geistige und künstlerische Leben
in Silla hatte der Buddhismus, der im 4. Jahrhundert
auf der Halbinsel eingeführt wurde und im 6. Jahrhundert
eine mächtige Kraft darstellte. Chinesische Kultur, Schriftsprache
und politische Institutionen übten ebenfalls großen Einfluss aus.
Bis zum 10. Jahrhundert
war dann eine eigene koreanische Staatsform fest verwurzelt, und
trotz vieler Änderungen und stetigem Wandel blieb dieses koreanische
Staatswesen bis in die moderne Zeit erhalten.
Das
Koryo-Reich (918-1392)
Im
9. Jahrhundert begann der Niedergang von Sillas Monarchie und
Regierungsinstitutionen, und regionale Herrscher gewannen auf Kosten
der Hauptstadt an Macht. Von 890 bis 935 lebten die alten drei Königreiche
wieder auf. Jetzt gelang dem nördlichen Reich, Koryo, die Wiedervereinigung
des Landes (der Name ist von Koguryo abgeleitet, er spiegelt sich
in der heutigen Bezeichnung der westlichen Welt für das Land wider:
Korea). Das Reich wurde 918 von Wang Kon, Kriegsherr und Staatsmann,
gegründet. Es gelang Koryo, die regionalen Führer unter einer zentralen
Herrschaft zu vereinen und seine Grenzen nach Norden bis zum Yalu
auszudehnen. Hier geriet Koryo in Konflikt mit der aus der Mandschurei
stammenden Kitan-(Liao-)Dynastie. Das Reich litt sehr unter den
von 993 bis 1018 dauernden kriegerischen Auseinandersetzungen, konnte
jedoch seine Position behaupten und erreichte 1022 einen dauerhaften
Frieden.
Den
Höhepunkt der Blütezeit seiner Kultur erlebte Koryo im folgenden
Jahrhundert, das sich durch eine stabile zentrale Regierung auszeichnete,
deren Institutionen und Methoden stark von China geprägt waren.
Weitere Merkmale waren der streng buddhistische Glaube, der zu vielen
künstlerischen und geisteswissenschaftlichen Werken animierte, sowie
ein besonderes Töpferhandwerk, das ausgezeichnete Tonwaren mit graugrüner
Glasur herstellte, die eisenhaltige Pigmente enthielt. Derartige
Töpferwaren erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit. Im
frühen 12. Jahrhundert geriet die politische Stabilität ins
Wanken. Mächtige Adelsfamilien kämpften gegen den Thron um die politische
Macht, und die aus der Mandschurei stammende Jurchen-(Chin-)Dynastie
übte von außen Druck aus, was zur Uneinigkeit der Herrscher führte.
1170 verjagte das unter Diskriminierungen leidende Militär die zivilen
Beamten und machte die Könige zu Marionettenherrschern. Damit begann
eine Zeit innerer Kämpfe. 1231 fielen die Mongolen in Korea ein.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen, die nun begannen, endeten
1259 mit der Eroberung von Koryo durch die Mongolen. Unter mongolischer
Herrschaft nahmen die koreanischen Könige wieder ihre Herrscherrolle
ein. Es gelang Koryo, die Mongolen 1356 zu vertreiben. Allerdings
war man außerstande, die Institutionen auf lange Sicht wieder aufzubauen
oder die neuen politischen Kräfte, auf die man nun traf, in Schach
zu halten. So löste sich das Reich 1392 auf.
Die
Choson-(Yi-)Dynastie (1392-1910)
Im Lauf des
14. Jahrhunderts hatte der vom chinesischen Philosophen Zhú
Xi formulierte Neokonfuzianismus großen Einfluss in Korea. Dieses
hoch entwickelte Wertesystem mobilisierte die mittleren Ränge der
Beamtenschaft von Koryo, und ihre Bemühungen um soziale und politische
Reformen führten zur Gründung der Choson-Dynastie durch Yi Songgye.
Die
frühe Periode
Die
ersten Könige der Choson-Dynastie und die durch den Konfuzianismus
geprägte Führungselite errichteten eine soziale und politische Struktur,
die bis 1910 allen Bedrohungen widerstand. Dies ist eine der längsten
Herrschaftsperioden einer einzigen Dynastie. Trotz der starken Beeinflussung
durch die chinesische Kultur gelang es Choson, seine eigene Identität
zu bewahren. Dies zeigt sich etwa in dem eigenen, einzigartigen
Alphabet, das 1446 von König Sejong entwickelt wurde. Während der
ersten 200 Jahre herrschte in Choson Frieden. Im 16. Jahrhundert
begann allerdings das Auseinanderbrechen der Führungselite. Als
Choson durch diese Probleme in Anspruch genommen war, begannen die
Japaner 1592 eine Invasion des Landes. Sie wollten Korea als Durchgangsweg
für die Eroberung Chinas nutzen. 1598 gelang es Choson mit Hilfe
der chinesischen Ming-Dynastie und mit Hilfe des mächtigen Marinehelden
Yi Sunsin, die Japaner zurückzuschlagen. Korea hatte sich noch nicht
wieder erholt, als die Mandschu in Choson einfielen (1627, 1636)
und das Reich aus der Oberherrschaft der Ming herauslösten. Die
Eroberung Chinas durch die Mandschu 1644 stellte Choson vor neue
Probleme. Andererseits legten die Koreaner, die vorübergehend vom
chinesischen Einfluss abgetrennt waren, nun mehr Wert auf die Entwicklung
ihrer eigenen Kultur.
Der Niedergang der Dynastie
Im 17. und 18. Jahrhundert wurde Choson zumeist von kompetenten
Herrschern regiert, dennoch kam es von Zeit zu Zeit zu gewaltsamen
Auseinandersetzungen. Gesellschaftspolitisch stellte sich das Problem,
dass die Führungselite personell aufgebläht wurde. Die Wirtschaft
sah sich der rasend schnellen Entwicklung von Geldwirtschaft und
Marktsystem gegenüber. Diese Veränderungen überlasteten das politische
und soziale System von Choson, das im 19. Jahrhundert auseinander
zu brechen begann. Das 1784 von China aus eingeführte Christentum,
das nach 1836 von französischen katholischen Missionaren aus dem
Untergrund verbreitet wurde, setzte die einheimischen Institutionen
und Werte weiter unter Druck. 1864 versuchte eine neue politische
Bewegung, diesen Herausforderungen zu begegnen: Taewongun, der Vater
des noch minderjährigen Königs Kojong, übernahm die Macht, verbot
das Christentum und schlug die militärischen Angriffe Frankreichs
(1866) und der Vereinigten Staaten (1871) zurück. Gleichzeitig versuchte
er, die Korruption zu beseitigen und das Ansehen des Staates zu
verbessern. Die politischen Reaktionen, die durch seine Reformen
hervorgerufen wurden, führten jedoch zum Sturz von Taewongun. 1876
zwangen die Japaner Korea, diplomatische Beziehungen zu Japan aufzunehmen,
und beeinträchtigten so die traditionellen Bindungen Koreas gegenüber
China. Dieses bemühte sich nun, den japanischen Einfluss zu neutralisieren,
indem es die Beziehungen Koreas zu westlichen Ländern förderte.
Den Anfang machte das koreanisch-amerikanische Abkommen von 1882.
In den folgenden Jahren wurden in Korea verstärkt Bemühungen unternommen,
das Land zu modernisieren, die jedoch durch den fortwährenden Einfluss
der ausländischen Mächte zunichte gemacht wurden. Japans Siege über
China (1895) und Russland (1905) führten 1910 zur formellen Annexion
Chosons durch Japan.
Japanische
Herrschaft (1910-1945)
Die Kontrolle
Koreas durch Japan begann mit dem Protektoratsabkommen von 1905,
das dem Land nach dem Japanisch- Russischen Krieg aufgezwungen wurde.
Gemäß dieses Abkommens kontrollierte Japan die koreanische Außenpolitik
und letzten Endes Polizei und Militär, Währung und Bankwesen, Kommunikationswesen
und alle anderen wichtigen Funktionen. Die Koreaner, angefangen
von König Kojong bis hin zu Guerillakämpfern, wehrten sich heftig
gegen diese Veränderungen. Die formelle Annexion erfolgte, als man
feststellte, dass sich die Koreaner niemals mit nomineller Souveränität
unter tatsächlicher japanischer Kontrolle abfinden würden. Zwischen
1910 und 1918 festigte Japan seine Macht durch Säuberungsaktionen
unter den Nationalisten. Japan übernahm zudem die Kontrolle über
das System der Landverteilung und erzwang tief greifende verwaltungstechnische
Änderungen. 1919 führten diese Maßnahmen – ebenso wie das nach dem
1. Weltkrieg aufgekommene Bedürfnis nach nationaler Selbstbestimmung
– zu einer Bewegung, die heute als Bewegung des Ersten März bekannt
ist. Millionen Koreaner demonstrierten friedlich für Unabhängigkeit,
aber die Unterstützung aus dem Ausland war gering, die japanische
Macht groß, und so wurde die Bewegung brutal niedergeschlagen. In
den folgenden Jahren strafften die Japaner ihre Kontrolle, sie unterdrückten
nationalistische Bewegungen der politischen Linken und unterstützten
die rechtsgerichteten Bewegungen. Die auf Assimilation ausgerichteten
Bemühungen führten teilweise zu solch drakonischen Maßnahmen wie
dem Verbot der koreanischen Sprache und sogar koreanischer Familiennamen.
All diese Maßnahmen wurden erst mit der japanischen Niederlage im
2. Weltkrieg beendet.
Teilung
des Landes nach dem 2. Weltkrieg
Kurz
vor Ende des Krieges in der Pazifikregion hatten die Vereinigten
Staaten und die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR)
nach der Kapitulation der Japaner vereinbart, Korea am 38. Breitengrad
zu teilen. Beide Mächte nutzten ihre Anwesenheit, um ihnen wohlgesonnene
Regierungen zu fördern. Die UdSSR unterdrückte die gemäßigten Nationalisten
im Norden und unterstützte Kim Il Sung, einen Kommunisten, der Anführer
von antijapanischen Guerillagruppen in der Mandschurei gewesen war.
Im Süden gab es eine einflussreiche linke Bewegung, der verschiedene
Gruppierungen rechter Nationalisten gegenüberstanden. Die Vereinigten
Staaten waren nicht in der Lage, einen gemäßigten Kandidaten zu
finden, der beiden Seiten genehm war. So entschied man sich schließlich
für Syngan Rhee, einen Nationalisten, der gegen die Japaner Widerstand
geleistet hatte und in den Vereinigten Staaten im Exil gelebt hatte.
Alle Koreaner glaubten an die Wiedervereinigung, aber in der aufkommenden
Atmosphäre des Kalten Krieges scheiterten die amerikanisch-sowjetischen
Konferenzen über die Vereinigung (1946, 1947) an gegenseitigem Misstrauen.
1947 begannen beide Mächte, eigene Regierungen aufzubauen. Die von
den Amerikanern unterstützten und von den Vereinten Nationen beobachteten
Wahlen von 1948 führten im August 1948 zur Gründung der Republik
Korea. Der Norden folgte im September 1948 und errichtete die Demokratische
Volksrepublik Korea. Am 25. Juni 1950 überschritten nordkoreanische
Truppen den 38. Breitengrad und griffen den Süden an. Damit
begann der Koreakrieg.
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